Zum Heft 51

Liebe Leserin, lieber Leser,

Lunapark21 war 49 Ausgaben lang eine Schwarz-Weiß-Angelegenheit mit einer zusätzlichen, einer „Schmuckfarbe“. Ausgaben mit besonderer Farbgebung oder Vierfarbdruck, was wir uns ab und an leisteten – leisten konnten – wie das grandiose Cover in Heft 6 – Zerstörung als Schöpfung – oder in Heft 36 das Cover mit Dürers „Händen“, ein Smartphone ins Gebet nehmend – Digitalisierung – BIG DATA-Monopole – waren die Ausnahme. Das letzte Heft mit der runden Nummer 50 brachten wir dann durchgehend im Vierfarbdruck, dort bereits mit dem Hinweis im Editorial, wir seien „gespannt, ob wir von diesem […] schicken Vierfarbdruck-Design wieder herunter und zur schlichteren Farbgebung kommen“.

Die Reaktionen auf Heft 50 waren durchweg positiv; meist mit expliziter Bezugnahme auf den Vierfarbdruck. Nun haben wir uns auch für die Zukunft für Vierfarbdruck entschieden. Ohne Preiserhöhungen (naja, jedenfalls nicht 2020 und kaum 2021).

Ergänzend gibt es ab diesem Heft deutliche Veränderungen in der Heft-Gestaltung und LP21-Ästhetik. Jetzt, im zwölften Jahr der LP21-Existenz, sei ja eingestanden: Einen Lunapark stellen man und frau sich eigentlich immer als eine bunte Angelegenheit vor. In den Worten von Rolf Becker, mit denen er in Heft 1 für Lunapark21 warb:

„Lesbare und nachprüfbare Kritik einer Welt, die zum Lunapark derer geworden ist, die haben. Der globale Lunapark: das große Vergnügen (Auf wessen Kosten?), das Glitzern der Verkaufsmeilen (Wer kann da noch kaufen?), das Feuerwerk über der Alster, über Hongkong und Sydney (Wer bezahlt, was da funkelt?)…“

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Mitte Juli 2020. Im Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück wird – nach vierwöchiger Zwangspause (mehr als 1500 Tönnies-Beschäftigte hatten sich als Corona-positiv erwiesen) – wieder am Fließband geschlachtet und zerlegt. Der CDU-Sozialminister des Landes, Karl-Josef Laumann, tönt: „Tönnies wird jetzt völlig anders arbeiten.“ Tatsächlich arbeitet Tönnies im Großen und Ganzen weiter wie bisher. Laumann und Ministerpräsident Armin Laschet gaben sich überrascht vom Ausmaß und dem Wesen des Werkvertragssystems, das Clemens Tönnies in seinen Schlachtereien etabliert hatte – und auf dessen Basis er aktuell wieder und weiter arbeiten lässt, um seinen Milliarden-Reichtum zu mehren. Wir dürfen die Herren von der Christen-Partei an die Worte eines überzeugenden Christen erinnern: „Die Beraterinnen erzählten mir aus ihrer Erfahrung von den rumänischen und bulgarischen Arbeitern in den Schlachtkolonnen auf großen Schlachthöfen, die zu Kleinstlöhnen arbeiten. […] Mit den Arbeitern werden Werkverträge geschlossen. […] Finden wir uns nicht ab mit dieser modernen Sklaverei mitten unter uns!“ Diese Worte wurden vor acht Jahren vorgetragen – in einer Predigt von Monsignore Peter Kossen, gehalten am 11. August 2012 in Lohne, abgedruckt im Krimi von Wolfgang Schorlau, „Am zwölften Tag“, erschienen 2013, dort auf Seite 331 (Siehe Seite 16).

Das LP21-Team ist an Ihren Kommentaren zum neuen Heft interessiert und wünscht anregende und aufklärende Lektüre.

Winfried Wolf LP21-Chefredakteur

Inhalt Heft 51

(erscheint am 25.9.20)

3 editorial

4 lunart Hollywood forever Scott Listfield

6 quartalslüge II/MMXX „Das war eine Corona-Krise. Es geht längst wieder aufwärts“

8 kolumne winfried wolf Trump oder Biden – beides bedeutet verstärkte Kriegsgefahr

welt & wirtschaft

10 Belarus: Der ökonomische und soziale Kontext der Auseinandersetzungen – Julia Eder

14 Der EU Corona-Gipfel: Milliarden für die Schieflage – Hannes Hofbauer

soziales & gegenwehr

17 Schuldenbremse und „Schwarze Null“ – Jürgen Bönig

18 Schweinesystem Eine gewichtige Branche und das System Tönnies

21 Buchbesprechung „Coop – Selbstverwaltete Betriebe – André Geicke

historisch-kritisches wörterbuch des marxismus

22 Kurzarbeit (K)

feminismus & ökonomie

24 „Frauen ernähren die Welt, aber Männer erhalten den Ernährerlohn – Therese Wüthrich

soezial >> vor den us-wahlen: rassismus, sklavenwirtschaft & kapital

26 Einleitung ins Spezial

27 Unterm Strich Zitate zur Sklavenwirtschaft & Rassismus

28 Die Sklavenwirtschaft. Der Rassismus. Die USA – Winfried Wolf

38 Chronik Sklavenwirtschaft weltweit, Sklavenhaltergesellschaft & Rassismus in den USA

39 Buchbesprechung „Unterground Railroad – Per U-Bahn in die Freiheit“ – André Geicke

40 Luft zum Atmen – tödlicher Rassismus in den USA – Verena Kreilinger

43 Rassistische Politik der USA – Peter Clausing

45 Agro-industrielle Reservearmee: Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft – Benjamin Luig

47 Deutsche Kolonialherrschaft: Genozid an den Herero & Nama – Klaus Gietinger

umwelt – verkehr – energie

50 300 Jahre Braunkohleabbau im Rheinland – Reinhard Noffke

57 Datteln IV – schmutziger Strom für die Deutsche Bahn – Bernhard Knierim

200 jahre engels quartalsbericht 3/2020

58 Crash 1857: „…das beste und klassischste Beispiel einer Geldkrise“ – Jürgen Bönig

ort & zeit

59 Abraham Lincoln in Manchester – Christian Bunke

geschichte & ökonomie

61 Bilanz der Deutschen Wiedervereinigung – Thomas Kuczynski

geisterbahn

64 Bessere Unternehmer – Jürgen Bönig

64 strichcode Kurzportraits Künstler*innen – Farbprobleme – Impressum

Cover Scott Listfield – Mount Rusmore – 2019 – Acryl auf Leinwand