Chronik

Sklavenwirtschaft weltweit, Sklavenhaltergesellschaft und Rassismus in den USA

1492 „Entdeckung“ Amerikas durch Christoph Kolumbus im Auftrag der Spanischen Krone | Fall von Granada als letzte große Bastion der arabischen Herrschaft in Spanien | Vertreibung von 150.000 Jüdinnen und Juden aus Spanien.

1495 Erster Feldzug von Kolumbus gegen die Eingeborenen von Santo Domingo – 500 gefangene Indianer werden in Sevilla als Sklaven verkauft.

1500ff Ab Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelt sich der Sklavenhandel als große und zeitweilig führende kapitalistische Branche. Im Zeitraum 1520 bis 1867 gelangen mindestens elf Millionen gefangene Afrikaner lebend und als einsatzfähige Sklavinnen und Sklaven in Nord- und Südamerika und der Karibik an. Nach Berechnung von Robert René Kuczynski waren es 14.650.000. Der tatsächliche Blutzoll und Verlust an Menschen, den Afrika bezahlt, liegt noch wesentlich höher.

1503 bis 1660 In diesem Zeitraum werden 185.000 Kilogramm Gold und 16 Millionen Kilo-gramm Silber aus den Kolonien nach Spanien als Resultat der europäischen Beutezüge verbracht. Damit kann der gesamte Münzbedarf Europas mit den Edelmetallen aus den Amerikas und auch aus Afrika gedeckt werden.

1630 bis 1697 Existenz der Republik Palmares mit zehntausenden entlaufenen Sklaven („Maronen“) im Norden Brasiliens

1650-1900 Als Resultat des Sklavenexports stagniert die Bevölkerung in Afrika in diesem Zeitraum fast (plus 20%). Dagegen verdreifacht sie sich in Asien und vervierfacht sie sich in Europa.

1680ff Die Zahl der Sklaven in Nordamerika wächst rasant. 1680 sind es erst knapp 7000. 1770 rund 470.000 (in den Nordstaaten 47.735 und in den Südstaaten 422.141). 1860, beim Auftakt des Bürgerkriegs, sind es knapp 4 Millionen. Diese konzentrieren sich auf 385.000 Sklavenhalter.

1775-1783 Unabhängigkeitskrieg. Die bisher britischen Kolonien in Nordamerika erheben sich militärisch und erfolgreich gegen die britische Krone

1808 Offizielles Verbot des (weiteren) Imports von Sklaven in die Vereinigten Staaten. Der Sklavenhandel setzt sich in Nordamerika jedoch in Form von Schmuggel und als inner-nordamerikanischer Handel fort.

1830 Indian Removal Act: Gemäß US-Bundesgesetz ist es nun erlaubt, die Siedlungsgebiete der indianischen Ureinwohner*innen westlich des Mississippi zu okkupieren und die dort ansässigen „Stämme und Nationen“ zu vertreiben („umzusiedeln“). Nach der späteren UN-Definition von Genozid handelt es sich um Völkermord.

1860 Der Wert eines (jungen, kräftigen, leistungsfähigen und männlichen) Sklaven erreicht mit 1800 US-Dollar seinen bislang höchsten Wert.

1861-1865 Sezessionskrieg (Amerikanischer Bürgerkrieg) | Unabhängigkeitserklärung der Südstaaten am 4. Februar 1861 mit Jefferson Davis als Präsident und Montgomery als Hauptstadt |

160.000 schwarze Männer kämpfen in den Unionstruppen (des Nordens). Es werden 38.000 tote Schwarze beklagt. Die Todesrate unter den schwarzen Soldaten liegt um 40% über derjenigen der weißen Soldaten.

1862 Emanzipationserklärung von US-Präsident Abraham Lincoln

14. April 1865 Ermordung von Abraham Lincoln

1865ff Nach dem Bürgerkrieg werden alle Sklavinnen und Sklaven für frei erklärt. Dennoch kommt es binnen weniger Jahre in den alten Südstaaten zu einem umfassenden Rollback: Einführung der „Black Codes“ (Ex-Slaven werden faktisch Leibeigene). Ab 1870 „Jim-Crow-Gesetze“ mit Rassentrennung u.a. in Zügen, auf Bahnhöfen, in Toiletten, an den Hafenkais. 1883 und 1886: Das Oberste Bundesgericht bestätigt die Rassegesetze der Südstaaten.

1863 Streik weißer Hafenarbeiter in den USA – Schwarze werden als Streikbrecher eingesetzt.

1865 Gründung des Ku Klux Klan

1889ff Zwischen 1889 und 1903 wurden durchschnittlich zwei Schwarze pro Woche von Mobs gelyncht.

1910 Gründung der NAACP National Association fort he Advancement of Coloured People

1914-1918 Erster Weltkrieg. 1917: Eintritt der USA in den Krieg auf Seiten der Entente. Mit mehr als 367.000 afro-amerikanischen Soldaten als Teil der US-Army sind diese deutlich überproportional vertreten. Das gilt erst recht für die im Krieg Gefallenen. Es gibt massive rassistische Reaktionen gegen die schwarzen Soldaten – und zwar in der Army selbst und – vor allem bei Kriegsende – in den US-amerikanischen Städten.

1919 Panafrikanischer Kongress in Paris – parallel zu den Verhandlungen zum Versailler Vertrag | Im gleichen Jahr gibt es in den USA die bislang heftigsten Rassenkonflikte.

1925 Brotherhood of Sleepingcar Porters and Maids gegründet – erstmals in großem Maßstab sind weiße und schwarze Menschen in einer Gewerkschaft ohne Diskriminierung vereint aktiv – und teilweise erfolgreich aktiv.

1939-1945 Zweiter Weltkrieg | 1941 Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg. Erneut starke Beteiligung afroamerikanischer Soldaten in der gesamten US-Armee (rund eine Million schwarze Männer und Frauen dienen) | Es gibt weiterhin eine deutliche Diskriminierung der Schwarzen in der US-Army (u.a. getrennte Läden, getrennte Freizeit; überall niedrigere Standards für die schwarzen GI´s) | Eleanor Roosevelt, Gattin des Präsidenten, sieht sich zur Feststellung veranlasst: „Die Nation kann von den Farbigen nicht erwarten, dass sie meinen, die Vereinigten Staaten seien es wert verteidigt zu werden, wenn die Neger weiter so behandelt werden wie bisher“ | 1941-1945 100.000 japanisch-stämmige US-Bürger werden interniert (Deutsch- und Italienisch-stämmige nicht).

1943 Massive „Rassenunruhen“ in den USA

1955 Beginn der zivilgesellschaftlichen Bewegung zur Durchsetzung der Bürgerrechte für die afroamerikanische Bevölkerung | Höhepunkt dieser Bewegung 1960-1968 | 28. August 1963: Marsch von 200.000 Schwarzen und Weißen auf Washington; Rede M.L. King „I had a dream“ | 1966: Gründung der Black Panther Party; bald darauf Ermordung mehrerer Panther-Führer durch Polizei und FBI | 21.2.1965 Ermordung von Malcolm X | Ermordung von Martin Luther King am 4.4.1968

1965-1975 Vietnamkrieg (Indochinakrieg) der USA. Erneut überproportionale Repräsentanz der Afroamerikaner in der US-Army in Indochina. Noch deutlich stärker überproportional sind schwarze US-Amerikaner unter den im Kampf Gefallenen vertreten.

1967 Muhamed Ali verweigert den Wehrdienst (und Kriegseinsatz in Vietnam). Sein Weltmeistertitel wird aberkannt.

Oktober 1968 Bei den Olympischen Spielen in Mexiko recken die US-Sprinter Tommie Smith und John Carlos während der Siegerehrung die mit schwarzen Handschuhen umhüllten Fäuste in die Höhe.

2013 Erstes Auftreten der Bewegung Black Lives Matter

Juni 2020 US-Präsident Donald Trump vergleicht sich im Fox-News-Interview mit Abraham Lincoln | In mehreren US-amerikanischen Städten werden Afroamerikaner von Polizisten oder Nationalgardisten oder weißen Rassisten getötet.