Lernerfahrung: Tod

Was „Mit dem Virus leben lernen“ tatsächlich bedeutet

„Lasst uns also lernen, mit diesem Virus zu leben und uns weiterhin zu schützen, ohne unsere Freiheiten einzuschränken“, mit diesen Worten beschließt Boris Johnson eine Rede vor dem britischen Unterhaus, in der er seine Pläne zur Aufhebung sämtlicher gesetzlicher Bestimmungen im Umgang mit dem Corona-Virus erläutert. An die Stelle politischer Vorgaben sollen „gesunder Menschenverstand“ und die „persönliche Verantwortung“ treten. Wer sich mit Covid-19 infiziert, wird fortan gezwungen, weiter zur Arbeit zu gehen und sich und seine Mitmenschen zu gefährden. Welche Freiheit soll das sein, von der Johnson spricht?

Auch Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez, Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen oder der Schweizer Bundesrat Alain Berset rechtfertigen inmitten der Omikron- Welle ihre bewusste Entscheidung, die Menschen dem Virus völlig preiszugeben mit den Worten, dass es an der Zeit sei „mit dem Virus leben zu lernen“.

„Die Vorstellung, dass man lernt, damit zu leben, bedeutet für mich immer eine Kapitulation, ein Aufgeben“, meint Maria Van Kerkhove, die als Epidemiologin der Weltgesundheitsorganisation gemeinsam mit vielen Fachkolleginnen und -kollegen Kritik an den Beschlüssen zur freien Durchseuchung der Bevölkerung übt.

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Das Projekt Lightspeed – die Produktion des Biontech-Impfstoffes

Unterschätzte Sprünge

Selten hat eine Abendlektüre so bedeutsame Konsequenzen gehabt. Am Freitag, dem 24. Januar 2020, entnahm Ugur Sahin einer Meldung in The Lancet, dass der Krankheitserreger SARS-CoV-2 oder Covid 19 von Mensch zu Mensch und auch ohne Krankheitssymptome weitergegeben werden könne.

Wenn alle Menschen anfällig waren, die Inkubationszeit zwei Wochen, die Übertragungsrate zwei bis sieben und die Sterblichkeit 0,3 bis 10 Prozent der Infizierten betrug, wären mehr als zwei Millionen Todesfälle zu erwarten, errechnete der Arzt in Mainz. Das wären mehr als bei der Spanischen Grippe in den 1920er Jahren.

Als Fachleute und Gesundheitsorganisationen noch beruhigten, die Epidemie würde sich lokal halten lassen und in kurzer Zeit auslaufen, ließen die Gründer und Inhaber von Biontech, das Ärzteehepaar Özlem Türeci und Ugur Sahin, die gesamte Firma innerhalb einer Woche auf die schnelle Entwicklung eines Impfstoffes auf mRNA-Basis ausrichten. Das Kürzel steht für messengerRibonukleinsäure, m für messenger, englisch Bote und A für acid, englisch Säure. Auf solcher Basis hatte Biontech individualisierte Impfstoffe gegen Krebserkrankungen entwickelt.

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Das Totalversagen der Pandemiepolitik und ihre Ursachen

Da ist die fehlende Weltsolidarität zu nennen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bislang 80 Prozent aller Corona-Impfungen in Ländern mit hohen und mittleren Einkommen erfolgt. Noch kein einziges armes Land hat eine Impfrate von zehn Prozent erreicht. Die westlichen Regierungen betätigen sich als Interessenvertretung der jeweils nationalen Pharma-Industrie. Patente werden nicht freigegeben und explodierende Pharma-Profite als Standort-Stärke interpretiert.

Eine Zero-Covid-Politik wurde in Europa, in Nordamerika und in Russland nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Die Null-Covid-Politik in China wird kurzschlüssig als „autoritär“ verworfen; die entsprechende Politik in einem Dutzend westlich orientierter Staaten wurde solange weitgehend ignoriert, bis sie als Ergebnis von Isolation und neu entstandenen Virus-Mutanten kollabierte. Letzteres wird schadenfroh kommentiert.1

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Die Verantwortung für Millionen Tote

Weltweite Situation der Pandemie Ende 2021

Es war leider keine linke Zeitung, sondern das Boulevard-Blatt „Bild am Sontag“, das am 28. November 2021 die Schlagzeile hatte „Hundert für 100.000“ und auf fünf Seiten 100 Kurzporträts mit Fotos brachte von Menschen, die seit Beginn der Pandemie aufgrund einer Corona-Infektion gestorben sind. Zu sehen und zu lesen war da unter anderem: „Arzt Hannes Schedel (59), aus Passau, Bayern † 14.4.2020; Kfz-Werkstattchef Rudi Lempik (52) aus Köln (NRW, † 16.4.2020; Bloggerin Brittanya Karma (29) aus Hamburg, † 29.11.2020; Recycling-Unternehmerin Marion Bergler (41) aus Weiden (Bayern), † 15.4.2020.“ Dazu in großen Lettern: „Wir schulden Ihren Angehörigen unsere Anteilnahme.“

Ende November 2021 hat Corona nach offizieller Statistik auf Weltebene 5,2 Millionen Frauen und Männern und in Deutschland mehr als 100.000 Menschen das Leben gekostet. Andere Berechnungen gehen von weltweit 10,7 bis 19,9 Millionen Corona-Toten aus.1

Damit ist der Todeszoll, den die Covid-19-Pandemie der Menschheit binnen 22 Monaten auferlegte, nicht mehr weit entfernt von den Opfern der Spanischen Grippe, die im Dreijahres-Zeitraum 1918 bis 1920 zwischen 20 und 40 Millionen Menschenleben forderte. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Spanische Grippe unter den Bedingungen des Massenelends am Ende des Ersten Weltkriegs, bei Abwesenheit einer modernen Medizin und bei Fehlen eines Impfstoffes wütete.

Wirft man einen Blick auf die weltweite Lage und die Unterschiede in den verschiedenen Ländern, wird deutlich, welche Chancen es offenkundig gab, Menschenleben zu retten. Anders formuliert: Es war die verfehlte Pandemie-Politik, die Hunderttausenden unnötig den Tod brachte.

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„Covidfreies“ Australien:

Jetzt mit Covid leben?

Bis vor einigen Wochen galten Australien und Neuseeland als die Aushängeschilder des Zero-Covid. Dann ging alles ganz schnell, ausgehend von einem einzigen Limousinenchauffeur, der seine amerikanische Pilotencrew vom Flughafen zum Qurantänehotel brachte, ohne geimpft zu sein oder auch nur eine Gesichtsmaske zu tragen, und dann die nächsten Tage sich in Kneipen, Cafes und Einkaufszentren Sydneys vergnügte. Als die erste Infektionswelle bekannt wurde, empörte sich die Presse über so viel Leichtsinn und rief die Polizei auf den Plan, doch die eigentliche Verantwortung lag bei den Politikern und Bürokraten, die es versäumt hatten, die simpelsten Quarantäneregeln auch für kommerzielle Flugbesatzungen vorzuschreiben.

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Profit statt Prophylaxe

In der Corona-Pandemie verkommt der Infektionsschutz zur Privatangelegenheit

Zwei Jahre ist es nun her, dass ein Virus aus der Tierwelt auf die Menschen übersprang und sich in kürzester Zeit auf dem ganzen Globus verbreitet hat. In diesen zwei Jahren sind Millionen Menschen gestorben, Milliarden Menschen sind von den Auswirkungen einer unzulänglichen Pandemiepolitik betroffen. Während die einen bereits ein Ende der Pandemie erkennen wollen, warnen die anderen vor einem neuerlichen dramatischen Anstieg der Zahlen.

Die einen, das sind die Politiker in Deutschland und vielen anderen Ländern, die sich um Wahlen und Umfragewerte mehr sorgen, als um die Gesundheit ihres Elektorats. Die anderen, das sind die Forscherinnen und Experten, die in den vergangenen Monaten das Kommende stets richtig prognostizierten. So warnte Christian Drosten bereits Anfang September, dass gesamtgesellschaftliche Kontaktbeschränkungen im Herbst wieder nötig würden. Die Hospitalisierungsrate bei der Delta-Variante sei zu hoch und die Impfquote zu niedrig.

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Frauen und die Corona-Krise

Weniger Geld, weniger Erwerbsarbeit, weniger Aussichten

„Fünf Jahre Fortschritte bei der Beseitigung der Armut durch Erwerbstätigkeit wurden zunichte gemacht.“ urteilt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) über die Auswirkungen der Pandemie. Das Uno-Ziel, mit nachhaltiger Entwicklung die Armut bis 2030 zu überwinden, dürfte kaum noch zu erreichen sein. Und wie immer sind die Geschlechter von den Rückschlägen in unterschiedlichem Maße betroffen, besonders hart erwerbstätige Frauen, die auf soziale Absicherung angewiesen sind. Aufgrund fehlender sozialer Schutzbestimmungen, vor allem im informellen Sektor mit seinem hohen Frauenanteil, wirken sich pandemiebedingte Unterbrechungen der Erwerbsarbeit katastrophal aus, mit schwerwiegender Beeinträchtigung von Lebensunterhalt und Familieneinkommen.

Die ILO-Konferenz vom vergangenen Juni hält in ihrem Report fest, dass die Erwerbstätigkeit von Frauen im Jahr 2020 um fünf Prozent zurück-gegangen ist, die von Männern um knapp vier Prozent. Ein größerer Anteil der Frauen ist auch aus dem Erwerbsarbeitsmarkt ausgeschieden. Der Report hält weiter fest, was in frauenpolitischen und feministischen Kreisen sehr wohl bekannt ist, dass bei bestimmten innenpolitischen Konstellationen die Gefahr bestehe, dass eine „Re-Traditionalisierung“ der Geschlechterrollen geschaffen werden könnte.

Die von der Corona-Krise am stärksten betroffenen Regionen waren im ersten Halbjahr 2021 laut ILO Lateinamerika, die Karibik sowie Europa und Zentralasien. Dort überstiegen die geschätzten Verluste von Erwerbsarbeitsstunden im ersten Quartal 8 Prozent und im zweiten Quartal 6 Prozent, verglichen mit weltweiten durchschnittlichen Verlusten von Erwerbsarbeitsstunden von 4,8 im ersten und 4,4 Prozent im zweiten Quartal.

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Was heißt Impfstoffgerechtigkeit?

„Die Pandemie trifft uns alle, Europäer wie Afrikaner, aber sie trifft uns nicht alle gleich.“ Mit diesen Worten eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Anfang Juni die Africa-Roundtable-Initiative. Doch damit wollte er nicht etwa primär auf die Impfquote von damals einem Prozent in Afrika (ohne Marokko) hinaus, sondern entschuldigte: „Die älteren Gesellschaften Europas haben deutlich mehr Opfer zu beklagen, als die jüngeren Gesellschaften Afrikas.“

Nur einen Monat später war diese Aussage überholt: Die registrierten Covid-Todesraten in Afrika übertrafen die in Deutschland und der EU. Südafrika, Namibia, Tunesien und Botswana beklagten über Monate die höchsten Sterberaten der Welt.

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Covid-19 und die Arbeitswelt

Wie der Kapitalismus das Virus nutzt

In der ersten Phase der nun schon bald eindreiviertel Jahre währenden Pandemie keimte Hoffnung auf: Das unbekannte Virus, das die ganze Welt und alle Bereiche der Gesellschaft befiel, könnte den wild gewordenen Kapitalismus zur Räson bringen, führe es doch die Risiken des Global Sourcing, der Spekulation und eines auf kurzfristigen Profit gerichteten Wirtschaftens, das weder Mensch noch Natur schont, vor Augen. Langfristorientierung, Resilienz, Robustheit, Nachhaltigkeit und Reservehaltung schienen das Gebot der Stunde. Heute müssen wir konstatieren, dass nichts davon eingetreten ist.

Die Gesellschaft mag zwar durch die Konfrontation mit dem vom Virus ausgelöstem Schock etwas gelernt haben, zuvorderst dass ein handlungsfähiger und starker Staat von Nutzen ist und dass Schulden nicht des Teufels sind, sondern eine Voraussetzung für eine intakte Infrastruktur und eine gelingende Daseinsvorsorge. Die Wirtschaft aber ist aufgrund des ihr eigenen Mechanismus der Mehrwertproduktion und Akkumulation dazu offensichtlich nicht in der Lage.

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Der Kampf ums Impfen

Vom Kapital getrieben, von der EU kontrolliert

Noch immer gibt es selbst in linken Kreisen Leichtgläubige, die der deutschen oder österreichischen Corona-Politik ihr Narrativ vorbehaltlos glauben, wonach es sich dabei um unumgängliche, alternativlose Maßnahmen zum Wohle der Volksgesundheit handeln würde. So selbstverständlich man es als kritischer Mensch durchschaut, dass Militäreinsätze der Nato oder der Bundeswehr nicht, wie von diesen argumentiert, für Demokratie, Frauenrechte und nationale Selbstbestimmung geführt werden, so schwer tun sich viele mit der Erkenntnis, dass Pharmariesen nicht die Gesundheit, sondern die Aktiendividende und den Börsenkurs im Auge haben. Politik im Klassenstaat folgt in beiden Fällen dem ökonomischen Primat.

Im anfänglichen Auf und Ab von Lockdowns konnte man die herrschende Verwirrung noch verstehen, immerhin handelt es sich um eine neue, gefährliche Krankheit. Beim nun dominierenden Kampf um die Impfung lichten sich nach und nach die Nebel. Die Interessen hinter der Corona-Politik werden sichtbar. Als der damals reichste Mann der Welt, Bill Gates, am Ostersonntag des Jahres 2020, dem Tag der Auferstehung Christi, in den ARD-Tagesthemen seine Vision von der Auferstehung der Menschheit nach dem viralen Fall zum Besten gab, nämlich, dass diese erst stattgefunden haben wird, wenn alle sieben Milliarden Menschen auf der Welt geimpft sein werden, schüttelten viele noch den Kopf. Doch der Mann meinte es ernst. Der aus einem evangelikalen Haushalt stammende Gates, mit Welterlösungsphantasien bestens vertraut, warf seine gesamte Expertise in Sachen Gesundheit und Medizin – also seine schiere Kapitalmacht – ins Feld, um Big Pharma, Biotech- und Kontrollindustrien den Weg aus der kapitalistischen Verwertungskrise zu weisen.

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