Wie der Kapitalismus das Virus nutzt
In der ersten Phase der nun schon bald eindreiviertel Jahre währenden Pandemie keimte Hoffnung auf: Das unbekannte Virus, das die ganze Welt und alle Bereiche der Gesellschaft befiel, könnte den wild gewordenen Kapitalismus zur Räson bringen, führe es doch die Risiken des Global Sourcing, der Spekulation und eines auf kurzfristigen Profit gerichteten Wirtschaftens, das weder Mensch noch Natur schont, vor Augen. Langfristorientierung, Resilienz, Robustheit, Nachhaltigkeit und Reservehaltung schienen das Gebot der Stunde. Heute müssen wir konstatieren, dass nichts davon eingetreten ist.
Die Gesellschaft mag zwar durch die Konfrontation mit dem vom Virus ausgelöstem Schock etwas gelernt haben, zuvorderst dass ein handlungsfähiger und starker Staat von Nutzen ist und dass Schulden nicht des Teufels sind, sondern eine Voraussetzung für eine intakte Infrastruktur und eine gelingende Daseinsvorsorge. Die Wirtschaft aber ist aufgrund des ihr eigenen Mechanismus der Mehrwertproduktion und Akkumulation dazu offensichtlich nicht in der Lage.