Der Kollaps der Silicon Valley Bank und die lange Geschichte vonKrisen und Krach

Finanzmärkte und Arbeitskämpfe

Diese Bank hatte niemand auf dem Schirm. Am 10. März musste in den USA die Silicon Valley Bank (SVB) von der Aufsichtsbehörde geschlossen werden. Verluste in Höhe von zwei Milliarden Dollar hatten sich angehäuft, einen „Bank-Run“ ausgelöst und die Aktien des Instituts um 80 Prozent schrumpfen lassen. Das Institut gehörte zu den 20 größten US-Banken; seit 2018 ist die SVB auch in Deutschland vertreten. Die Wirtschaftswoche kommentierte: „Genau vor einer solchen Situation fürchten sich Finanzaufseher seit Jahren, weil Notverkäufe Bankkunden in Panik versetzen und ein Institut blitzartig in Schieflage bringen können. Aus einer solchen Situation kann eine Gefahr für das gesamte Finanzsystem erwachsen.“

Tatsächlich ist der Zusammenbruch der Bank ein Lehrstück. Nicht wegen der Art des Kollapses (die Bank-Manager haben vieles richtig und eher wenig falsch gemacht). Nicht wegen der Folgen dieser Bankpleite (ob sich diese zu einem weltweiten Finanzkrach ausweitet oder nicht, kann hier bereits aus Gründen des Redaktionsschlusses1 nicht gesagt werden). Sondern hinsichtlich des Rahmens, in dem sich diese Krise abspielt und hinsichtlich des geschichtlichen Hintergrunds.

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„Wir sind keine Kriegsgewinnler“

quartalslüge I/MMXXIII

„Wir sind keine Kriegsgewinnler, sondern Krisenhelfer“. So der Vorstandschef des Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger.1 Das ist eine Quartalslüge. Nicht nur Rheinmetall, sondern auch Herr Papperger sind Kriegsgewinnler. Inwieweit sie Krisenhelfer im Ukraine-Krieg sind, ist vor dem Hintergrund früherer Rheinmetall-Geschäfte in Russland fragwürdig.

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Eingeblättert

Selbstmorde wegen Zinsanstieg

Die Fotos von Menschen, die während des Börsenkrachs im Jahr 1929 aus oberen Stockwerken von New Yorker Wolkenkratzern in den Tod springen, sind ikonographisch. Vergleichbares dürfte sich nicht wiederholen – schließlich sind die Fenster in Hochhäusern nicht mehr zu öffnen und es gibt Absicherungen für finanzielle Risiken wie Festzins oder Fonds mit Papieren aus unterschiedlichen Branchen. Nun berichtete Anfang März der Gouverneur der Reservebank of Australia – der Zentralbank des Landes –, er erhalte „täglich Briefe von Verzweifelten“, die unter den ständig ansteigenden Kreditzinsen litten. Er kündigte an, die Selbsthilfegruppe für Suizidgefährdete zu besuchen, um sich Rat zu holen. Seit Mai 2022 wurde der Leitzins um 3,25 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent angehoben. Dort, wo die Banken den Anstieg weitergeben, was so gut wie überall der Fall ist, steigt die Zinslast für einen landestypischen, 30 Jahre laufenden Immobilienkredit  über 640.000 Australische Dollar (400.800 Euro) bei variablem Zins um rund 1200 Dollar monatlich.

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Editorial Winfried Wolf

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Leipziger Nationalbibliothek vermisst Lunapark21. Seit 1913 sammelt die Nationalbibliothek alle „deutsche und fremdsprachige Literatur des Inlandes und deutschsprachige Literatur des Auslandes“. Als ich vor der Wende für die Zeitungen „was tun“ (1974-1985) und später für die „Sozialistische Zeitung /SoZ“ verantwortlich zeichnete, hatte ich oft einen interessanten Austausch mit dieser Institution. Jede fehlende Ausgabe unserer aus DDR-Sicht „trotzkistisch/konterrevolutionären“ Publikationen wurde moniert. Dabei landeten unsere Blätter damals zweifellos im „Giftschrank“. Fanden sie dann doch interessierte Leserinnen und Leser? Jetzt also erneut Reklamationen aus Leipzig, wo man registriert hat, dass LP21 nicht im gewohnten Rhythmus erschien – Doppelnummer eben. Die Lücke wird mit diesem Heft ja geschlossen. Und auch ich melde mich pflichtschuldig zurück auf dem wackeligen Chefredakteurs-Klappstuhl. Die Berliner Charité ist der Auffassung, dass mir einige Zeit – „ein paar Jährchen“ – geschenkt wurden. Wir werden sehen. Und vor allem weiter kämpfen. Ermutigt haben uns dabei Dutzende persönliche Zuschriften und die Treue der Abonnenten und Abonnentinnen und zwei Dutzend neu Abonnierende. Hinzu kommt, dass mehr als 50 Abonnierende bei ihrem Abo ein Upgrade vornahmen. Das hilft uns sehr: Der erhebliche Anstieg der Kosten für Druck und Vertrieb würde uns unter normalen Bedingungen zum neuerlichen Anheben der AboGebühren zwingen. Angesichts der deutlich verbesserten Abo-Struktur sollten wir auf eine solche Maßnahme zumindest im laufenden Jahr verzichten können.

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Der Crash von Credit Suisse, die lange Geschichte von Krisen und Krach und die drohende Wirtschaftskrise und Arbeitskämpfe

Am vergangenen Wochenende gab es eine ungewöhnliche Zwangsehe zwischen zwei Großbanken. Die größte Bank der Schweiz, die UBS, wurde seitens der Schweizer Regierung und der Schweizer Zentralbank (SNB) massiv unter Druck gesetzt, die Nr.2, Credit Suisse (CS), zu übernehmen – ohne dass dabei den CS-Großaktionären eine angemessene Zeit eingeräumt worden wäre für eine eigenständige Entscheidung. Die UBS zahlt für die Übernahme 3 Milliarden Schweizer Franken, was weniger als der Hälfte des Marktwertes zum gegebenen Zeitpunkt entspricht. Ergänzend erhält die UBS vom Schweizer Staat eine Garantie in Höhe von neun Milliarden Schweizer Franken und „Liquiditätshilfen“ in einer Höhe von „bis zu 200 Milliarden Franken. Die Schweizer Nationalbank wiederum gewährt ergänzend ein Darlehen in Höhe von 100 Milliarden Franken.

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Das Eisenbahnunglück in Griechenland und die Verantwortung der EU

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis äußerte nach dem schweren Eisenbahnunglück im Tempi-Tal auf der Strecke Athen – Thessaloniki: „Wir werden die Auslöser dieser Tragödie herausfinden.“

Sicher gibt es einen aktuellen, konkreten „Auslöser“ für das Unglück. Das ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Entscheidung des Stellwerkers oder Fahrdienstleiters, der einen der beiden Züge auf das falsche Gleis lenkte. Und es gibt auch die in diesem Zusammenhang auch bei Bahnunfällen in Deutschland immer wieder bemühte Formel vom „menschlichen Versagen“, das „nie auszuschließen“ sei. Womit von den eigentlich Verantwortlichen abgelenkt wird.

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Die Politik hat den Ernst der Lage nicht begriffen

Gemeinsame Erklärung von Wissenschaftlern, Autoren, Politikern, Klimaaktivisten und Bürgerrechtlern zur gewaltsamen Räumung von Lützerath

Schon die ersten Tage des Jahres erinnerten uns daran, dass 2023 viel auf dem Spiel steht. Bei sommerlichen Temperaturen zu Silvester und einem bisher etwa 10 Grad zu warmen Januar hat jeder empfindende und denkende Mensch mittlerweile das mulmige Gefühl, dass wir ganz bestimmt keine 20 Jahre Zeit mehr haben um die Klimakatastrophe noch zu verhindern.
Doch die Stimmen des fossilen „Weiter so!“ sind noch viel zu laut in der Gesellschaft und die Macht der Fossillobby scheint ungebrochen.

Es macht uns fassungslos, dass sich die Politik entgegen der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimakatastrophe für die Zerstörung des Dorfes Lützerath und weitere Braunkohleverstromung entschieden hat. Lützerath ist ein Beleg dafür, wie wenig ernst die Politik den Klimaschutz und ihre eigenen Gesetze nimmt.

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Ausgeblättert

Auf Ärmellänge

Wir rätseln, ob die einstigen Vertreter einer sozialistischen Gesellschaft, Russland und China, inzwischen echte kapitalistische Staaten geworden sind. Kennzeichen wäre die Herausbildung einer Bourgeoisie, die die Funktion der herrschenden Klasse ausfüllte. Immerhin suchen ihre ersten Repräsentanten sich in Stil und Habit als Angehörige jener Klasse darzubieten: dunkler Anzug, weißes Hemd, Krawatte, durchaus respektabel. Doch bei genauerer Betrachtung fallen Unzulänglichkeiten ins Auge. Ausgerechnet der Kleinere reckt Kopf und Kragen weit hervor, so dass das Sakko wirkt, wie zur ersten Tanzstunde erworben.

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Konsum-Klima

Am 28. Juli 2022 war Erdüberlastungstag. Die Nachrichten-Redaktionen meldeten einen Tag früher als 2021 den Tag im Jahr, an dem weltweit alle Ressourcen verbraucht waren, die sich auf der Erde innerhalb eines Jahres regenerieren.

Der ökologische Fußabdruck verschiedener Gesellschaften und Länder ist durchaus unterschiedlich und die Daten ihres jeweiligen Erdüberlastungstages fallen entsprechend weit auseinander. Würden alle Bewohner der Erde leben wie die Menschen im Emirat Katar, wäre schon am 10. Februar all das aufgezehrt, was innerhalb eines Jahres nachwächst. Konsum auf dem Niveau von Deutschland brauchte drei Erden, um auszukommen – der Erdüberlastungstag für die Bundesrepublik ist bereits der 4. Mai.

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