Kriegsfolge Entwestlichung

Ein Blick über den transatlantischen Tellerrand

Die Welt bricht nicht östlich von Białystok und südlich von Ceuta ab; und auch jenseits von San Diego oder Tucson gibt es noch menschliche Gemeinschaften und gesellschaftliche Entwicklungen. Folgt man ausschließlich den Medien hierzulande, vermeint man sich allerdings in Zeiten zurückversetzt, als die Erde noch als Scheibe wahrgenommen wurde.

Dem herrschenden Weltbild entsprach die Kleinheit des gedanklichen Radius. Einzig vom Papst auserwählte Bischöfe waren berechtigt, die Wahrheit zu verbreiten. Damals diente ihnen die Kanzel als Ort der Verkündigung; die heutigen Hohepriester:innen führen statt Gott ebenso wenig verständliche Werte im Mund, um die Gläubigen bei der Stange zu halten. Die Engführung des aktuellen Meinungskorridors besorgt eine bunt aufgemachte Medienschar, die peinlich darauf achtet, dass nicht wahrgenommen wird, was östlich von Białystok oder südlich von Ceuta gedacht, diskutiert und publiziert wird.

Mitte Februar 2023 schnürt die EU-Kommission das 10. Sanktionspaket gegen Russland, wobei die Zählweise erst mit Februar 2022 beginnt, obwohl die Europäische Union sowie die USA bereits seit April 2014 eine Embargopolitik gegen russische Firmen betreiben. Der seitdem tobende beispiellose Wirtschaftskrieg soll die Russische Föderation in die Knie zwingen.

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Weltweite Rüstungsbranche und Ukraine-Krieg

Mit der Kriegsgeräte-S-Klasse an die Front – kaum geschult in den Tod

Im Sommer 2022 war es Emmanuel Macron, der von der Notwendigkeit einer „europäischen Kriegswirtschaft“ sprach. Das konnte man noch als Alleingang des Präsidenten der Grande Nation und als Ausdruck der spezifischen Interessen der in der EU führenden französischen Rüstungsindustrie werten. Am 29. Dezember 2022 hatte dann die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Seite-1-Kommentar überschrieben mit „Der Umbau zur Wehrwirtschaft“.

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Was Sie über Charles III. wissen sollten, aber nie erfahren haben

Medien hinterfragen den Pomp von London kaum. Dabei wird der Monarch die reaktionäre Politik seiner Mutter fortsetzen. Eine königskritische Übersicht.

Ich finde es immer befremdlich, wenn Wladimir Putin durch eine gefühlt sechs Meter hohe Tür schreitet, irgendwelche Kadetten ihm die Türflügel öffnen und er die Reihen seiner Getreuen durchschreitet, dabei oft einen Knopf am Anzug öffnend, schließend oder diesen auch nur berührend. Und natürlich wirken die Aufnahmen von Putin mit irgendwelchen Gremien, deren Mitglieder beispielsweise im direkten Vorfeld des aktuellen Krieges in der Ukraine von ihm aufgerufen und gegebenenfalls abgekanzelt werden, wie Szenerien aus der Zarenzeit.

Doch was ist das alles im Vergleich zu dem feudalen Pomp und das Schmierentheater, was in diesen Tagen in London stattfindet und was uns unsere elektronischen Medien – seien es die mit Steuergeld finanzierten, seien es die privatem – stundenlang zumuten? Das übertrifft all die Perversitäten, mit denen wir uns im Zusammenhang mit dem Tod  von Elisabeth II im September 2022 konfrontiert sahen.

Ohne Zweifel kann man sich über all diese Szenen belustigen – wie Charles dem Dritten die schwere Krone wie ein umgestülpter Nachttopf auf den Ohren  sitzt. Wie er und Camilla – die gleich in einem Aufwasch zur Königin mutierte – „gesalbt“ werden – wo? wie? mit was bloß?

Doch die Belustigung wird einem vergällt, wenn man hinter die royalen Kulissen blickt.

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Kriegswirtschaft, Wirtschaftskrieg und die Rekordgewinne der Öl- und Rohstoffkonzerne

Reichtum und Luxus boomen. Armut weitet sich aus. Klimaschutz ist kein Thema

 Die Zeit verdichtet sich. Die Ereignisse überschlagen sich. Der Weg in die Selbstzerstörung beschleunigt sich.

Es wird gesagt, der Krieg sei der Vater aller Dinge. Tatsächlich trug der Ukraine-Krieg wesentlich zu einer Lage bei, die vor zwei Jahren niemand für möglich hielt:

Es gibt einen Umbau zur Kriegswirtschaft. Es existiert ein Wirtschaftskrieg. Es gibt einen Boom bei den Öl- und Rohstoffkonzernen und in der Luxusbranche. All das zusammen veranlasst den angesehenen US-amerikanischen Ökonom Nouriel Roubini dazu, vor dem Weg in den Weltuntergang zu warnen.1

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Feministische Außenpolitik, ein netter Versuch

Bilanz des ersten Jahres

Eine Feminist Foreign Policy hat sich die deutsche Ampel-Regierung in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Nur eines der Zuckerle an die woke
Mittelstandswähler:innenschaft?

Die Überzeugung der Koalierenden scheint jedenfalls nicht von tiefem Verständnis getragen, was sich auch darin spiegelt, dass die bescheidenen fünf Zeilen, die dazu im Koalitionsvertrag stehen, mit den Schlagworten Recht, Repräsentanz, Ressourcen (3R) plus Diversität, bislang, wie aus der Website des Auswärtigen Amtes zu entnehmen ist, nicht mit Inhalt gefüllt sind. Das wiederum erklärt, warum die neue Regierung die ihr gleich bei Amtsantritt mit der russischen Aggression gegen die Ukraine gebotene Gelegenheit, eine solche Politik wenigstens ansatzweise umzusetzen, so gründlich vertan hat und stattdessen geschlossen auf die überwunden gehoffte archaische Auseinandersetzungsebene einstieg, die Putin vorgab und die nur eine Richtung kennt, die der Eskalation.

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Rien ne va plus?

Möglichkeiten heutiger Politik

 Wir erleben ein zivilisatorisches Scheitern. Die Jahrhunderte alte Ausbeutung, die alles der Umwandlung von Natur und Leben unterwarf, wirkt unmissverständlich zurück. Eine Antwort, also das Einnehmen einer Position einer anderen Lebensgrundlage, fehlt.

Der Autor dieser Zeilen gehörte in den 1970er Jahren zu denen, die die Systemfrage als reale Machtfrage aufgeworfen haben. Das ›Andere‹ war keine Utopie, sondern konkret vorstellbar und: unverzichtbar. Es gab ein ›Außen‹ zur kapitalistischen Welt in vielschichtiger Gestalt: die aus der Oktoberrevolution entstandene Sowjetunion, das maoistische China, Kuba, die antikolonialen Bewegungen, ein politisch-kultureller Riss in den Metropolen, aus dem neue Lebensfantasien strömten. Mit dem ›Außen‹ gab es auch die Kategorie der Politik, die es vertrat.

Lange her; die Gegensätze wurden eingeebnet. Die Welt, so wie sie ist, scheint alternativlos. Politik als Versuch, Leben außerhalb der Systemrationalitat zu organisieren, ist verschwunden.

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Energie

historisch-kritisches wörterbuch des marxismus

In dieser Rubrik bringt Lunapark21 jeweils einen Eintrag aus dem Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus (HKWM). Das HKWM erschien mit seinem ersten Band 1994, begründet und herausgegeben vom Philosophen Wolfgang Fritz Haug. Das Berliner Institut für kritische Theorie (InkriT) betreut seitdem das Projekt und sagt dazu: „Neben der Arbeiterbewegung und den sozialistischen und kommunistischen Erfahrungen sind es u.a. die Fragen der Umweltproblematik und vor allem der Frauenbewegung, die Eingang gefunden haben. Auch die Befreiungstheologie und die Fragen der postkolonialen »Dritten Welt« nehmen einen substanziell gefüllten, beträchtlichen Raum ein.“ Die Beiträge in der Nachfolge von Marx und Engels stehen mithin in einer Tradition des offenen, zukunftsfähigen Denkens.

Energie (E) nach Krieg und Frieden, Lüge, Finanzkrise, Kurzarbeit, Mensch-Naturverhältnis, Kubanische Revolution, Misogynie, Landnahme, Klimapolitik und militärisch-industrieller Komplex das elfte ausgewählte Stichwort aus der alphabetischen Stichwörtersammlung des HKWM, das wir hier auszugsweise zitieren. Dieser wiedergegebene Ausschnitt enthält mehr als man bei Eingabe des Links: http://www.inkrit.de/e_inkritpedia/e_maincode/doku.php?id=e:energie zum Stichwort Energie findet, aber wesentlich weniger als im Original. Das ist in mehrere Abschnitte gegliedert und mit einer umfangreichen Bibliographie versehen. Der Bestellvorgang wird auf der Website des InkriT erläutert. (JHS)

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Das Erdbeben verschärft Elend und Not

Ein Bericht aus der syrisch-türkischen Grenzregion

Insgesamt sind von dem Erdbeben in der syrisch-türkischen Grenzregion laut Uno 29 Millionen Menschen betroffen – eine Jahrhundertkatastrophe für beide Länder.

Es wird von über 50.000 Toten gesprochen, davon sind mindestens 44.000 Menschen in der Türkei in den Trümmern gestorben. Im Fall von Syrien gehen offizielle Zahlen von etwa 6000 Toten aus. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Todeszahlen wesentlich höher sind und in den kommenden Wochen und Monaten weiter steigen werden – das liegt auch an den erschwerten Zugängen in die Region.

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Die Gefahr eines Atomkriegs ist real

Interview mit Jürgen Grässlin über den Ukraine-Krieg und die Alternative eines Sozialen Widerstands

Winfried Wolf: Mitten im Ukraine-Krieg, Anfang Januar 2023, brachte das wichtigste deutsche politische Magazin ein vierseitiges Portrait über dich. Darin die beiden Sätze: „Es scheint, als wäre er [Jürgen Grässlin; W.W.] auf einer ewigen Tour. Wie Bob Dylan, der immer noch singt, redet Grässlin immer noch vom Pazifismus“. Jetzt mal abgesehen davon, dass Dylan viele Wandlungen und Positionsveränderungen durchgemacht hat und Du eher nicht – so ist das ein bewundernswerter Ritterschlag seitens des Autors Uwe Buse und des Magazins Der Spiegel. Wie kam es dazu?

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Mensch und Natur

Eine gescheiterte Beziehung?

Fotos von Barbara Straube

Manche haben es immer noch nicht bemerkt – die Klimakrise ist in vollem Gange: Monokultur, Dürre, Artensterben, Emissionen, Flutwellen, Plastikmüll, Eisschmelze, Brände, Waldsterben, Meereserwärmung, endloses Verbrennen von fossiler Energie, überbordendes Wachstum … sehenden Auges geht es in die Katastrophe. Doch in allen Lebensbereichen finden sich widerständige Menschen mit Mut, Sachverstand und zukunftsträchtigen Ideen. In diesem Sinne schenkte 1914 Carl Reiß, ein Mannheimer Unternehmer, der Stadt eine Rheininsel. Ursprünglich wollte er dort eine Ziege-lei errichten. Doch die Schönheit der Natur hatte ihn überzeugt und er ließ den Plan fallen.

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