Persönliche Erinnerungen an Winfried Wolf

In Buchform lebt er weiter

Kennengelernt habe ich Winnie Wolf als Verleger. Es war auf der Leipziger Buchmesse 2006, als er sein damals neuestes Werk dem Promedia Verlag anbot. Es sollten 495 Seiten zur „Globalisierung des Tempowahns“ werden, wie das Buch im Untertitel heißt. Die erste Auflage von „Verkehr.Umwelt.Klima“ widmete er seiner Frau Andrea und der gerade geborenen Tochter Paola. Ganz der politische Netzwerker, zog mich Winnie parallel zum Erscheinen des Buches in sein Projekt „Lunapark21“ hinein und fand in mir sowohl einen inhaltlichen Bewunderer seiner Arbeit als auch einen Geldgeber für die GmbH der Quartalszeitschrift.

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Mandels Eupener Kolleg

Der Berg ging zum „Propheten“ – Ein Trotzkist und die Umwelt

Aachener Volkszeitung vom 22. März 1973

Von Marcel Bauer

Eupen* – Ernest Mandel streift um die deutschen Grenzen. Der bekannte Wirtschaftstheoretiker, Bürgerschreck und geistiger „Brandstifter“ sprach im Eupener Kurhotel Pauquet zum Thema „Umweltverschmutzung, technologischer Sachzwang und Kapitalismus“. Den Sekretär der trotzkistischen 4. Internationale hatte der Deutschostbelgische Hochschulbund geladen, eine akademische Verbindung, die sicherlich nicht im Geruch linker Umtriebe steht. Die Kunde vom Meister hatte sich offenbar wie ein Lauffeuer im Aachener Milieu herumgesprochen, denn das erste Hotel am Platz konnte den Ansturm kaum bewältigen. Abenteuerliche Typen hinter drapierten Jalousien! Mandel, mit kurzem Haarschnitt, Krawatte und Strickpullover fiel optisch aus der Rolle. Am Pressetisch schrieb der Geheimdienst mit.

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Er mochte die Beatles. Und er konnte tanzen; 1986 auf dem Gründungsparteitag der Vereinigten Sozialistischen Partei sogar solo auf geräumtem Parkett.

Sein Lieblingssong war „Baby You Can Drive My Car“, was überrascht angesichts seines Engagements gegen die Autogesellschaft. Die Zeile ließe sich aber auch dahin interpretieren, dass er den Wagen, den er nicht mehr braucht, anderen überlässt.

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Schön gesund – gesund schön

Weltweit boomt der Markt für Schönheits-OPs mit einem Umsatz von mehr als 100 Milliarden Dollar, während das Gesundheitswesen immer stärker verschlankt wird.

Was das eine mit dem anderen zu tun hat, könnte eine zu fragen geneigt sein. Kosmetische Korrekturen sind doch ein reines Privatvergnügen, nicht einmal ein besonderer Ausdruck kapitalistischer Auswüchse – allenfalls in der Mixtur von Machbarkeitsdenken und Selbstoptimierungsdruck.

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Bewusstsein und Verantwortung

Die Frauenfriedensbewegung im Kalten Krieg

In den letzten beiden Jahren treibt mich die Frage um, warum die Menschen aus der Geschichte nicht lernen. Warum haben sie aus den Erfahrungen der beiden großen Weltkriege mit den vielen Verlusten nichts gelernt? Warum herrscht – auch bei weiten Teilen der Feministinnen – die Ansicht vor, man könnte, indem man Bomben auf ein Land wirft, Konflikte lösen?

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Finanzmärkte

In dieser Rubrik bringt Lunapark21 jeweils einen Eintrag aus dem Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus (HKWM). Das HKWM erschien mit seinem ersten Band 1994, begründet und herausgegeben vom Philosophen Wolfgang Fritz Haug. Das Berliner Institut für kritische Theorie (InkriT) betreut seitdem das Projekt und sagt dazu: „Neben der Arbeiterbewegung und den sozialistischen und kommunistischen Erfahrungen sind es u.a. die Fragen der Umweltproblematik und vor allem der Frauenbewegung, die Eingang gefunden haben. Auch die Befreiungstheologie und die Fragen der postkolonialen »Dritten Welt« nehmen einen substanziell gefüllten, beträchtlichen Raum ein.“ Die Beiträge in der Nachfolge von Marx und Engels stehen mithin in einer Tradition des offenen, zukunftsfähigen Denkens.

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Woher? Wohin?

Wirtschaftliche und politische Fragen im Sommer 2023

Der Winter des Missvergnügens ist vorüber. Wohl vermeldete das Statistischen Bundesamtes am 25. Mai, das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei „preis-, saison- und kalenderbereinigt“ zwei Quartale in Folge gesunken. Die Zahl der neuen Insolvenzverfahren im ersten Quartal 2023 ist um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Die Inflationsrate, das heißt der Anstieg des Verbraucherpreisindex zum Vormonat, betrug im Mai 6,1 Prozent. Verglichen mit den Vormonaten ist der Kaufkraftverlust nur etwas geringer ausgefallen. Aber der Arbeitsmarkt ist stabil.

Und obgleich die Spitzenvertreter der deutschen Industrie keine Gelegenheit verpassen, um über ruinöse Bedingungen zu jammern, schauen die Kapitalanleger positiv in die Zukunft. Der Dax hat Mitte Juni die alten Höchststände vom Herbst 2021 wieder erreicht.  Im Herbst 2022 hatten offizielle wie selbsternannte Experten aller politischen Lager noch einen möglichen Zusammenbruch der Energieversorgung und einen sicheren Einbruch der Industrieproduktion vorhergesehen. Nichts davon ist eingetreten. 

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„Sehr, sehr stabiles System“

Steigende Zinsen treiben erste Banken in die Krise

Mit erstaunlicher Verspätung produziert der internationale rasante Zinsanstieg die befürchtete Bankenkrise. Es tritt das ein, was die jahrelange Nullzinspolitik verhindern sollte.

Am 19. März übernahm die größte Schweizer Bank UBS die zweitgrößte Credit Suisse zu einem Spottpreis von drei Milliarden Schweizer Franken. Es handelt sich um einen Notverkauf, abzulesen daran, dass der Deal am heiligen Sonntag und nur dank einer Garantie von neun Milliarden Franken vom Staat und einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken seitens der Schweizer Notenbank über die Bühne ging. Die Schweizer Großbanken sind nicht so solide, wie sie tun. Vor 15 Jahren während der großen Finanzkrise musste die UBS, damals der größte Vermögensverwalter der Welt (oder des weltweiten Kapitalismus), von der Notenbank vor dem Untergang gerettet werden.

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