„Wir entwickeln eine nachhaltige Wirtschaft“

quartalslüge II/MMXXIII

„Zu einer nachhaltigen Lebensweise gehört so ziemlich alles, was wir im Leben so treiben. Zuerst haben wir selbstverständlich nachhaltige Ideen, mit denen wir dann eine nachhaltige Entwicklung beginnen. Daraus entwickeln wir eine nachhaltige Wirtschaft mit nachhaltiger Wirtschaftsweise.“ Endlich bewegt sich etwas. Und wenn wir den Versprechungen des Ökostromanbieters Naturstrom Glauben schenken wollen, kommt es noch besser: „Diese nachhaltige Wirtschaft schafft jede Menge nachhaltige Produkte aus nachhaltigen Rohstoffen, erzeugt nachhaltige Energie mit nachhaltigen Energiesystemen. Mit unserem Geld führen wir ein nachhaltiges Konto bei unserer nachhaltigen Bank, die sich um unsere nachhaltigen Finanzen kümmert und nachhaltig für uns vorsorgt. Die nachhaltige Bank tätigt ausschließlich nachhaltige Investitionen. Wir bauen auch nachhaltig und verwenden nur nachhaltige Wärme für unsere Wohnungen. Im nachhaltigen Urlaub sind wir nachhaltig unterwegs  und reisen auch sonst nachhaltig.“ Reicht, oder? Was sich wie eine Satire liest, ist durchaus ernst gemeint, und Naturstrom ist noch nicht am Ende: „Unser Nachhaltigkeitsengagement macht vor nichts halt, dazu entwickeln wir Nachhaltigkeitskriterien und legen Nachhaltigkeitsstandards fest, z.B. für nachhaltige Lieferketten mit nachhaltigem Lieferkettengesetz.“

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eingeblättert

Altersweise

Die Spezielle Relativitätstheorie publizierte Albert Einstein im Alter von 26 Jahren. Mit 36 schloss er die Allgemeine Relativitätstheorie ab. Die Zwanziger und Dreißiger waren seine produktivsten Jahre. Und das sind sie für die allermeisten Menschen. „Jetzt möchte ich gern in Ruhe vertrotteln“, gestand Einstein später.

Im Jahr 2010 lag die Fertilitätsrate in 98 Ländern unterhalb des zur Stabilisierung der Bevölkerungszahl nötigen Faktors von 2,1. Im Jahr 2021 blieben 124 Länder unter dieser Marge. Besonders niedrig ist die Fertilitätsrate in Italien und Japan, und in Südkorea liegt sie sogar nur bei 0,8. Selbst Indien kommt inzwischen auf knapp unter 2,1.

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Lunapark21 Heft 62 ist die letzte Ausgabe dieser Zeitschrift.

Am 22. Mai ist Chefredakteur Winfried Wolf gestorben. Er hat gegen die Krankheit gekämpft. Eine Operation zwei Jahre zuvor und eine neuartige Immuntherapie zeitigten Erfolg. Um ihm Zeit zur Erholung zu geben, brachten wir die Herbst-Ausgabe 2022 als Doppelnummer heraus und legten eine Pause ein. Anfang dieses Jahres schien Winfried Wolf in guter Verfassung zu sein. „Die Berliner Charité ist der Auffassung, dass mir einige Zeit – ›ein paar Jährchen‹ – geschenkt wurden. Wir werden sehen“, hatte er im Editorial der Frühjahrs-Ausgabe Heft 61 geschrieben.

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Brief an unsere Abonnent:innen

Betr.: Das letzte Heft von Lunapark21

Juni 2023

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

das Heft 62, die vorliegende Ausgabe der Lunapark21, ist das letzte. Ohne den Chefredakteur Winfried Wolf, der im Mai 2023 verstorben ist, sehen wir keine Möglichkeit, die Zeitschrift weiterzuführen. Unsere ausführliche Erklärung dazu ist im Editorial zu finden.

Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern für ihr Interesse und ihre Treue. Ihr Zuspruch spornte uns immer wieder aufs Neue an, unsere Kraft für Lunapark21 einzusetzen, was zum weitaus größten Teil unentgeltlich geschah.

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Inhalt Abschlußheft 62

erscheint am 10. Juli 23

Heftseite/Titel/AutorIn/Online-Datum

3 · Editorial · André Geicke und Joachim Römer · 10.7.23

globaler lunapark

6 · Eingeblättert in den Alltag des systematischen Wahnsinns · 12.7.23

quartalslüge II/MMXXIII

8 · „Nachhaltigkeit“ · 14.7.23

welt & bild

9 · Fotografien von Barbara Straube · 16.7.23

welt & wirtschaft

12 · Schwächelnde Banken · Lucas Zeise · 18.7.23

14 · Credit Suisse · Jürgen Hahn-Schröder · 20.7.23

15 · Enttäuschung: Modern Monetary Theory · Sebastian Gerhardt · 22.7.23

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Bürgerlich-liberal?

Wer noch alle seine bürgerlichen Klasseninteressen beisammen hat, sollte sie nicht der FDP anvertrauen.

Wer meint, es brauchte Geld für Forschung, Innovationen und Ausbildung, kann mit der Senkung von Steuern nicht zufrieden sein. Wer weiß, dass Energie regenerativ hergestellt werden sollte, wird die Deckelung des Staatshaushaltes als Hindernis ansehen. Wer findet, dass leistungsfähiges Internet Energie und Zeit spart, beißt in sein Telefonkabel ob des Umstandes, dass im deutschen Netz Glasfaserkabel  verschiedener Anbieter nebeneinander verlegt werden. Wer begreift, dass im Krieg der Einsatz funktionierender Waffen entscheidet und nicht deren Preis, wird unterbinden wollen, dass die Rüstungsindustrie mit Höchstpreisen bedient wird.

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Vasall Kleineuropa

Ein Stellvertreterkrieg der USA gegen Russland. Mit Deutschland als ökonomischem Verlierer

In seinem Vierteljahresbericht vom 5. Februar 1926 meinte der sowjetische, aus Ungarn gebürtige Ökonom Eugen (Jen ˜ o) Varga zur Zukunft Europas: „Der Kampf um die Eroberung der Macht durch das Proletariat … kommt in Gang. Endet er nicht mit einem Sieg des Proletariats, … so kann er mit einer Vernichtung der ›überflüssigen‹ Produktionsmittel und der Vernichtung der ‚überflüssigen‘ Menschen durch Krieg, Hungersnot und Seuchen enden, und auf dieser Grundlage kann dann für Europa – als ein Anhängsel Amerikas – eventuell ein neuer Aufbau des Kapitalismus stattfinden.“

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I dreamed I saw Joe Hill last night

2015 organisierte ich zum 100sten Todestag des Songwriters und Gewerkschaftsaktivisten Joe Hill einen Konzertabend im „Museum für Arbeit” in Mannheim. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der örtlichen 
IG Metall. Zu diesem Engagement kam es, weil sich damals beim Mannheimer Turbinenbauer Alstom eine Übernahme durch den US-amerikanischen Global-Player GE (General Elelectric) abzeichnete.

Aus Köln konnte ich für den Abend „The Overall Brigade”, mit Joe Hill-Liedern im Skiffle-Sound gewinnen. Und neben dem Chor aus Alstomkolleg|nnen, den ich damals leitete, beteiligte sich auch das kleine elektronische Weltorchester „ewo2” mit neu aufbereiteten Workersong-Klassikern, wie „Sixty tons”, „I dreamed I saw Joe Hill last night” oder „John Henry” und Brecht/Eisler-Stücken, wie der „Ballade vom Wasserrad” oder dem „Solidaritätslied”.  Fahnen und Transparente aus aktuellen Arbeitskämpfen hingen von den Balkonen des Auditoriums und die ver.di-Betriebsgruppe des Museums übernahm ehrenamtlich die technischen Dienste für diesen Abend.

Schon damals geisterte ab und zu eine unglaubliche Erzählung durch unsere Vorbereitung: Es ging um die Totenasche von Joe Hill, die über die Gewerkschaft IWW eine weltweite Verbreitung gefunden haben sollte. Eine irgendwie etwas verrückte US-amerikanische Story, die vor kurzem aber durch ein gut recherchiertes SWR2-Feature ihre Unterfütterung und Aufhellung erfuhr. In diesem Sinne also dieser Artikel.

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