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4: GESCHICHTE
100
Jahre Rotes Wien
„Im
Gemeindebau hat Koglmann nicht so viele Kontakte; Ingrid ist
eindeutig mehr Außenminister als er, weiß viel über die
NachbarInnen zu erzählen. Sie freut sich, dass die Leute so
verschieden sind. Auch, weil es so viele Nationalitäten gibt.
‚Nebenan wohnt eine mazedonische Familie. Das sind richtige
Aufsteiger, in der dritten Generation jetzt. Der Sohn hat studiert.
Seine Kinder sind voll integriert. Es wohnen auch zwei Philippinas im
Gemeindebau, Frauen, die von ihren Männern verlassen worden sind.
Sie haben gleich, nachdem sie hier angekommen sind, eine Ausbildung
zur Krankenbetreuerin begonnen. Ihre Kinder studieren.‘ Dann gibt
es eine türkische Familie aus dem tiefsten Anatolien,
AnalphabetInnen. Wenn die Frauen untereinander in der Waschküche
reden, erfährt Ingrid etwas über deren Welt: Vor allem die Männer
haben unglaubliche Vorstellungen. Im Haus wohnt auch eine
Istanbulerin, die die Allüren ihres autoritären Mannes nicht mehr
ertrug und sich scheiden ließ. ‚Sie ist eine unglaublich
städtische, liberale Türkin, die es überhaupt nicht versteht, dass
Österreich das Kopftuchverbot nicht durchgezogen hat.‘ Und dann
ist da noch ein kurdischer Kommunist aus dem Irak, der sich seine
Frau auf dem Heiratsmarkt gekauft hat.“1
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