Rückblick | Ausblick | Abo jetzt

Liebe Leserinnen und Leser – und solche, die es werden wollen,

das Jahr 2025 steht, wie man so sagt, vor der Tür. Es wird öffentlich und privat Rückschau gehalten. Es werden Aussichten angeboten und Warnungen ausgesprochen. Lunapark21 soll da nicht zurückstehen. Im November 2024 haben wir mit dem Heft 63 den Neuanfang gewagt. In der Endphase der Produktion nahmen wir in wenigen Tagen den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl und das Ende der Ampelregierung auf. Wenngleich uns in den Wochen seither manche Fehler aufgefallen sind und wir vieles gern besser machen wollen – wir sind froh über die im Ganzen gelungene Produktion. Wir haben das Heft, wie im April angekündigt, allen Alt-Abonnent:innen zugesandt. Ende November hatten sie die Ausgabe im Briefkasten. Fast alle der 1200 Adressen stimmten noch.

Seither ist einiges passiert. Schon vor seiner Amtseinführung konnte Donald Trump Teile seiner Haushaltspolitik im Kongress durchsetzen – auch wenn der Wunsch nach einem finanzpolitischen Freifahrtschein an einem Zweckbündnis von Demokraten und austeritätsgläubigen Republikanern gescheitert ist. Hierzulande steht der Bundestagswahlkampf im Zeichen einer wirtschaftspolitischen Zeitenwende, die das deutsche Exportmodell wieder flott machen soll. Die Kritik der globalen Ökonomie hat in Deutschland immer auch eine innenpolitische Dimension. Die nächste Ausgabe – Heft 64 – wird im Spezial den Schwerpunkt auf den Außenhandel legen. Denn die bisherigen Reaktionen waren nicht nur mehrheitlich ermunternd, sondern auch praktisch hilfreich: Auf unserem Konto liegen momentan fast 10.000 Euro – das reicht für mehr als ein Heft in der alten Auflagenhöhe (1500), vielen Dank. Das ist also unser Beitrag zum Ausblick auf 2025: Wir machen weiter.

In der Ankündigung von Heft 63 hatten wir uns die Aufgabe gesetzt, gemeinsam Wissen zu erarbeiten, um Macht kontrollieren und Machtverhältnisse ändern zu können: „Im Märchen heißt es, wer mit dem Teufel speisen will, sollte einen langen Löffel haben. Aber so lange Löffel, dass sich mit ihnen gefahrlos am Tische des Kapitals speisen ließe, haben die Reformer aller Länder noch nicht erfunden. In den letzten 20 Jahren ging es bei Reformen in den Metropolen des Weltmarktes regelmäßig um die Entfesselung, und nicht um eine Bändigung des Kapitals. Selbst die Klimakatastrophe soll mit den Mitteln des Marktes bekämpft werden. Was tun? Mit guten Absichten ist der Weg zur Hölle gepflastert. Wissen ist noch nicht Macht. Aber Unwissen ist Ohnmacht.“

An dieser Aufgabe halten wir fest. Dafür müssen wir aber noch viel lernen und nehmen gerne Ratschläge an. Zum Beispiel erreichte uns ein Hinweis auf die Kinderliteratur: Vom Sams könne man lernen, dass man präzise wünschen muss. Wir haben etwas unpräzise gewünscht, dass möglichst viele alte Abonnent:innen der Lunapark21 uns weiter lesen und unterstützen werden. Das war nicht falsch, aber ungenau. Wie ungenau, das zeigen Fragen, die uns erreicht haben:

Wo kann ich sehen, ob meine korrekte Adresse hinterlegt ist? und ob/welches Abo ich bereits abgeschlossen habe? Aber welche Summe bekommt ihr denn für das Abo? Habe ich es richtig verstanden, dass ab 2025 ein reguläres Abo abgeschlossen werden kann? Schickt Ihr per Mail noch eine Zahlungsaufforderung für ein Abo oder soll man selbst tätig werden? Ist ein Normalabonnement print und pdf möglich und was kostet dieses? Wie mache ich die Zahlung wohin ? Sorry für die blöde Frage: bin ich Abonnent oder nicht?

Das waren die Fragen. Unsere Antwort war nicht gleich zu sehen. Nachdem Heft 63 in den Vertrieb ging, steckten wir viel Arbeit in den Aufbau des Backoffice und einer eigenen Abo-Verwaltung. Denn wir können nicht einfach den alten Abo-Verteiler weiter beliefern und – nicht ganz unbegründet – darauf hoffen, auf unserem Konto mögen immer rechtzeitig die Gelder für die nächste Ausgabe ankommen. Der aktuelle Kontostand reicht für mehr als ein Heft, er reicht nicht für einen vollen Jahrgang mit vier Heften.

Deshalb wünschen wir jetzt präzise: Leute, abonniert! Liebe Alt-Abonnent:innen, erneuert Euer Abo! Provisorisch kommen wir zurecht, wenn ihr unter Angabe der alten Abo-Nummer den Betrag für das gewählte Abo auf die alt-bekannte Kontonummer überweist. Korrekt ist es, wenn ihr das Abo hier erneuert:

Für Fragen gibt es die alte Mailadresse: abo@lunapark21.com

Ohne Abos keine Lunapark. Doch Geld allein schießt keine Tore. Liebe Leser:innen, macht die Werbung, die wir nie bezahlen können! Erzählt weiter, dass es die Lunapark21 weiter gibt – und was ihr von der Zeitschrift haltet. Ihr sollt ehrlich sein – das ist die einzige Werbung, die uns hilft. Die Kritik der globalen Ökonomie ist kein Sprint, der mit Enthusiasmus und Doping gewonnen werden könnte. Es ist eine tägliche Aufgabe, für die wir uns gegenseitig brauchen.

In diesem Sinne: Auf ein besseres Jahr 2025!

Sebastian Gerhardt, Herausgeber

PS: Wir planen, an verschiedenen Orten Veranstaltungen zur Vorstellung unserer Hefte zu organisieren. Dieses Mal hatten wir nicht die Kraft dazu. Bei Heft 64 werden wir beginnen. Wenn ihr Ideen dazu habt, meldet Euch. Schon am 22. Januar gibt es in Berlin und auf Youtube eine Veranstaltung, auf der das Buch mit den Beiträgen aus der LP21-Kolumne von Thomas Kuczynski vorgestellt wird: Letzte Geschichten aus dem Lunapark.

PPS: Abo abschließen / erneuern? Ja, bitte: https://www.lunapark21.net/bestellen/

Siebter Oktober

Antisemitismus und internationale Solidarität

Palästinenserinnen und Palästinenser brauchen unsere Solidarität. Das schien schon eine Zeit lang in Vergessenheit geraten zu sein. Doch seit dem vergangenen Herbst haben sich viele Menschen weltweit wieder besonnen und sich lautstark für Palästina und die Palästinenser eingesetzt. Der Zeitpunkt dieser Rückbesinnung ist bemerkenswert.

Nachdem Bewaffnete der Hamas, einer palästinensischen Organisation, die die Tötung aller Juden zu ihrem Ziel erklärt, an die 1200 Menschen in Israel mordeten und mehr als 5000 verletzten, Zivilist:innen zumeist, Alte wie Kinder, die sie oft in entsetzlichster Weise quälten und verstümmelten, da antworteten Demonstrierende auf der halben Welt, als ob eine Forderung nach Solidarität mit Palästina am Himmel aufgeleuchtet hätte.

Solidarität, Anteilnahme, Mitleid mit den Opfern dieses Massakers und mit deren Angehörigen wurden nur spärlich und zögernd laut.

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In Frankreich wird um die „Bahn für alle“ gekämpft

Was in Deutschland durchgezogen wurde, stößt in Frankreich auf eine massive Streik- und Protestwelle: der Angriff auf die umwelt- und klimafreundliche öffentliche Flächenbahn.

Wenn man die unterschiedlichen Etappen der Bahnprivatisierung in Deutschland kennt und gleichzeitig in diesen Tagen verfolgt, welche Art „Bahnreform“ derzeit in Frankreich Staatspräsident Emmanuel Macron durchsetzen will, dann stellt man viele Parallelen fest. Und erkennt am Ende einen wesentlichen Unterschied. 

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Osteuropa: Die Löhne legen zu

Die Prognosen der Wirtschaftsforscher zeigen nach oben. Das ist insbesondere für die Länder des europäischen Ostens der Fall. So attestiert die Statistik des „Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche“ (WIIW) den ost- und südosteuropäischen Staaten insgesamt ein beträchtliches Wachstum. Das Bruttoinlandsprodukt ist das höchste seit sechs Jahren. Und für 2018 sagt das WIIW Wachstumsraten für Rumänien, Slowenien, die Slowakei, Polen und Ungarn von an die 4% voraus.

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Das Großprojekt Stuttgart 21 gerät ins Wanken

Am 18. April waren Bahnchef Richard Lutz und der Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla in den Verkehrsausschuss des Bundestag geladen. Lutz gestand hier ein, dass das Großprojekt Stuttgart 21 der Deutschen Bahn AG nach internen Berechnungen einen Verlust von 2,2 Milliarden Euro bescheren werde. Das kommt einem Offenbarungseid gleich: Das größte Infrastrukturprojekt in Deutschland, das frühestens Ende 2025 fertig gebaut sein soll und das zu einem Kapazitätsabbau im Vergleich mit dem bestehenden Kopfbahnhof führt, soll nach Eingeständnis des Vorstands des Bahnkonzerns auch noch zum größten Verlust in der Geschichte der Eisenbahn in Deutschland führen. Auf der gleichen Verkehrsausschusssitzung gab es dann – ebenfalls absolut überraschend – den einstimmigen (!) Beschluss, einem Antrag der Partei DIE LINKE zuzustimmen und auf einer kommenden Ausschusssitzung die Alternativen zu Stuttgart 21, das Programm „Umstieg21“ zu diskutieren. Hierfür wurde inzwischen auch als Termin der 11. Juni vereinbart.
Winfried Wolf hielt am 23. April, nur fünf Tage nach der sensationellen Verkehrsausschussitzung, auf der 413. Montagsdemo eine viel beachtete (in Teilen in der Wochenzeitung KONTEXT wiedergegebene) Rede, in der er in form einer Ansprache an den Bahnchef Richard Lutz die neue Situation um Stuttgart 21 und die Rolle, die Richard Lutz bislang im Zerstötungsprozess der Bahn spielte, analysierte. Die ungekürzte Fassung der Rede finden Sie HIER.

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Nochmals zurück zu Donald in Davos

Oder: Ein aufschlussreiches Protokoll

Ein überwiegend satirisch verfasster Bericht, den Urs-Bonifaz Kohler für die aktuelle Ausgabe von Lunapark21 (Heft 41) schrieb und der den Auftritt des Siemens-Chefs Joe Kaeser bei einem Empfang, den US-Präsident Donald Trump am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos gab, zum Thema hatte, hatte für diese Zeitschrift unangenehme Folgen. Die Redaktion musste den Beitrag von der Website nehmen, dafür Sorge tragen, dass in Suchmaschinen die entsprechende Passage in dem Artikel nicht mehr auftaucht (wir lernen dazu: Es gibt eine unmittelbar wirkende „Suchmaschinenindexierung“ – ein Vorgang, der jedoch bei Facebook & Co. oft Wochen dauert…). In den Heften, die noch nicht ausgeliefert waren, nahmen wir auch eine „Korrektur“ in Form einer „Filzstift-Indexierung“ vor.

Inzwischen gibt es ein Protokoll des Davos-Empfangs des US-Präsidenten. LP21-Autor Kohler hat es ausgewertet. Er gelangt zu dem Ergebnis: „Fürwahr ein Dokument der Zeitgeschichte“. 

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Salisbury ist ein Test. Sarajewo war der Ernst.

Anmerkungen zum alt-neuen Feindbild Russland.

Oder: Wie Kriege im Kapitalismus entstehen

In den letzten drei Wochen hat sich aus einem Mordanschlag auf einen Doppelagenten und dessen Tochter, der in einem britischen Städtchen stattfand, eine West-Ost-Konfrontation entwickelt, in der sogar die Nato Stellung bezog und kriegerische Töne in Richtung Moskau vortrug. Winfried Wolf zieht einen Vergleich zwischen Salisbury 2018 und Sarajewo 1914 und stellt fest: Wenn der ökonomische Hintergrund „stimmt“, dann können sich aus derartigen Ereignissen große Kriege entwickeln. Am Ende seines Blogs verweist der Autor auf die soeben neu erschienene Ausgabe der „Zeitung gegen den Krieg“.

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Ivan Illich und die zeitraubende Geschwindigkeit eines Schnecken-Tesla

Wann würden sich Elektro-Autos als massenhafte Verkehrsmittel durchsetzen? Wenn der Benzin- oder Dieselkraftstoff deutlich teurer wird? Das ist nur für 18 Prozent der Befragten ein Argument. Dann, wenn die Regierung E-Fahrzeuge (noch) stärker fördern würde? Dies ist zwar bereits für 36 Prozent der Befragten relevant, dennoch keine mehrheitliche Meinung. Für jeweils mehr als 60 Prozent der Befragten ist jedoch entscheidend, dass sich die Reichweite der E-Autos deutlich erhöht und dass es flächendeckend Ladestationen gibt.

Bei der Anforderung „größere Reichweite“ sieht es trüb, bei der Anforderung „ausreichende Ladeinfrastruktur“ sieht es zappenduster aus.

Vor allem aber ergibt eine Gesamtsicht: Nach der Sackgasse Benziner und der Sackgasse Diesel ist die Autobranche dabei, hunderte Millionen Menschen und viele Tausend große Städte in die neue Sackgasse Elektro-Auto zu steuern. 

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Elektroauto-Kaufprämie: Förderung der Autoindustrie statt der nachhaltigen Mobilität

Es war einer der schwärzesten Momente für die Grünen: 2013 veröffentlichte BMW ein Video, in dem Joschka Fischer, langjähriger Quasi-Chef der Partei, Werbung für den BMW-Modell i3 mit Elektroantrieb macht: Ein Traum sei für ihn wahrgeworden, das Auto sei ein „Statement“, das „auch noch Spaß macht“. Aber auch jenseits solcher peinlichen Dokumente des politischen Verfalls setzt sich die Partei schon seit geraumer Zeit für die Förderung von Elektroautos ein, besonders für eine Kaufprämie, die Kundinnen und Kunden die vergleichsweise teuren Fahrzeuge schmackhaft machen soll.2 Die Autolobby ist von dieser Idee natürlich ebenfalls begeistert.

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Privatisierung zum zweiten – wie das Kapital in der Schweiz auf Medienvielfalt und Meinungsbildung zugreifen will

CC BY-SA 3.0 by M0tty, Kolorierung Sebastian Rave

Vor wenigen Tagen habe ich das lunapark21-Extraheft zum Thema Privatisierung[i] erhalten. Wie wahr die letzten Sätze des Editorials: «Aber Demokratie darf sich nicht erpressen lassen! Erhalt und Ausbau der Daseinsvorsorge sind Kernaufgabe von Staat und Politik.» Grundsätze, die auch für die mediale Vielfalt, den Service public in der Schweiz gelten müssen. Zurzeit steht die mediale Vielfalt im Kreuzfeuer, gehässig wird um sie gestritten. Worum geht es?

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