Ravensburg und s´Bähnle

Umgehungsstraßen produzieren neuen Kfz-Verkehr

Als Anfang der 1980er Jahre auf der B30 in Oberschwaben tagtäglich eine Blechlawine durch die historische Altstadt von Ravensburg rollte, gab es das Projekt einer B30 neu: einer gigantischen Umgehungsstraße um die Orte Baindt, Baienfurt, Weingarten, Ravensburg und Weissenau. Als Gegenprojekt entwickelte ich damals gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Leuten um das alternative Blatt Südschwäbische Nachrichten die Wiedereinführung des Bähnle, einer Straßenbahn, die es in der Region zwischen 1887 und 1959 verkehrte. Diesen Plan veröffentlichten wir in der genannten Zeitschrift bzw. er erschien kurz darauf im Rahmen einer Buchveröffentlichung.1

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Wir müssen nicht mit dem Virus leben

debatte corona

In Heft 52 wurde eingangs die Kanzlerin zitiert mit „Das Corona-Virus ist […] eine Naturkatastrophe“, was „wohl nur einmal pro Jahrhundert“ vorkomme. Und: „Wir müssen mit dem Virus leben.“ Dann heißt es: „Das ist eine Quartalslüge“. Dies wurde belegt mit dem Verweis auf die RKI-Studie 2013 (= angekündigt), mit dem Verweis auf Zoonose (= menschengemacht) und mit dem Verweis auf Zahlen zu „neun Staaten“, in denen die Corona-Toten je 100.000 Menschen „bei einem Zehntel der Corona-Toten in Deutschland und bei einem Achtzehntel der Corona-Toten in Österreich“ lägen (= man muss nicht „mit dem Virus leben“).

In der mit abgedruckten Tabelle wurden, anstatt Zahlen durcheinander zu werfen, sechs Ländergruppen gebildet. Um die Debatte transparent zu führen, wird hier die Tabelle in der Struktur (nach Ländergruppen) identisch, jedoch mit drei Veränderungen erneut gebracht: 1. aus Platzgründen sind die Zahlen für März bis Oktober 2020 nicht enthalten. 2. ist die Tabelle bis zum 28.2.2021 aktualisiert. 3. enthält die Tabelle auch die Zahlen für das relativ vorbildliche Land Australien.

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Corona-Krise und tektonische Verschiebungen

Die Global 500 im Jahr 2019/20

In den letzten zwei Jahrzehnten gab es massive Veränderungen in der Struktur der Weltwirtschaft. Diese laufen in erster Linie darauf hinaus, dass die ökonomische Vorherrschaft der USA zunächst in Frage gestellt und relativiert wurde. Mit der Corona-Krise des Jahres 2020 wird sie gebrochen. Die Präsidentschaft von Donald Trump war ein Versuch, diesen Niedergang zu stoppen – unter anderem, indem er chinesische Importe mit Strafzöllen belegte und Druck auf die Bündnispartner Japan, Australien und in der EU ausübte, die Zusammenarbeit mit dem chinesischem IT-Konzern Huawei einzuschränken. Joe Biden als US-Präsident setzt diesen Kurs fort – und wird vor allem die militärische Bedrohung gegenüber China erhöhen. Der Konkurrenzkampf um die Hegemonie in der Weltwirtschaft ist nicht nur brandgefährlich für den Weltfrieden. Sie beschleunigt auch die Weltklimakrise.

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Das Virus, das Kapital und die Solidarität

Eine Zwischenbilanz der Pandemie

„Im Mai sind wir aus dem Schneider!“ So kommentierte der Prager Ökonom und Kritiker der tschechischen Corona-Politik, René Levínský, die Epidemie-Situation in seinem Land. Er meinte damit, dass ein großer Teil der Bevölkerung dann Antikörper entwickelt habe, dass ein anderer großer Teil dann geimpft – und dass ein dritter Teil dann tot sei. Levínský: „Am Ende werden vielleicht 50.000 gestorben sein. Völlig unnötig.“ Tschechien weist aktuell weltweit die höchste Zahl der Corona-Toten bezogen auf 100.000 Menschen auf.1

„Bis September werden alle Bundesbürger ein Impfangebot haben.“ So die deutsche Kanzlerin mit Blick auf die Bundestagswahl im selben Monat. Dann werden in Deutschland weit mehr als 80.000 Menschen den Corona-Tod gestorben sein. Das sind zwanzigmal so viel, wie im Eineinhalbjahres-Zeitraum im Verkehr auf deutschen Straßen derzeit zu Tode kommen.2

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Zum Heft 53

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir legen seit Gründung des Projekts Lunapark21 im Jahr 2008 einen besonderen Wert auf die Gestaltung der Zeitschrift und auf Ästhetik. Eine besondere Bedeutung haben dabei die Seiten LunArt (siehe Seite 4), die U3 und die U4 (innere und äußere hintere Umschlagseiten; in diesem Heft die Seiten 83 und 84). In diesem Zusammenhang werden uns immer wieder Fotos zugesandt, so solche aus Lunaparks in anderen Ländern (siehe in diesem Heft U3 bzw. S. 83). Zunehmend verwenden wir als LunArt-Seiten auch Fotos von Graffiti, Hauswänden mit künstlerischen Darstellungen bzw. Wandmalerei. Wir freuen uns über alle solche „unverlangt eingesandte“ Fotos und geben uns Mühe, diese zu würdigen, zu archivieren und gegebenenfalls in LP21 wiederzugeben.

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Das LenkMal in Stuttgart

Die Monstrosität von Stuttgart 21 auf den Sockel gehoben

Obgleich die Skulptur „Schwäbischer Laokoon“ von Peter Lenk erst seit dem 27. Oktober im Zentrum der baden-württembergischen Landeshauptstadt steht, zeichnen sich bereits zwei Dinge ab: Zum einen kann man jetzt Tag für Tag beobachten, wie Hunderte Personen das Werk bestaunen und versuchen, einzelne Figuren zu erkennen: „Da ganz oben – sitzt da nicht der Jesuitenschüler Heiner Geissler und guckt wie ein scheinheiliger Pfaff?“ Oder: „Die mit den Schweizer-Garde-Hosen: Könnte das nicht Frau Schavan sein, die zum Ausgleich für den verlorenen, da erschwindelten Doktortitel den Botschafterin-Posten im Vatikan erhielt?“ Und dann auch: „Das passt doch! Wie die Friederike dem Ex-Ministerpräsidenten Günther Oettinger im Genick sitzt und ihn reitet!“

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Pflege, Krieg, „Euthanasie“-Morde

Vom fatalen Frauenbild zur Vernichtung von „lebensunwertem Leben“

1907 wurde im Unterrichtsbuch für die weibliche Krankenpflege festgehalten: „Im Kriege werden sie [die Berufskrankenpflegerinnen] in erster Linie in den Heilanstalten auf dem Kriegsschauplatze gebraucht werden […] Es handelt sich in der Kriegstätigkeit ausschließlich um die Pflege von kranken Männern.“ Die zweite Auflage dieses Standardwerks, erschienen 1913, enthielt ergänzende Anweisungen über den Einsatz, die Pflichten und die Aufgaben der „weiblichen freiwilligen und der Berufskrankenpflege im Kriege“. Ein Jahr vor Beginn des Ersten Weltkriegs wusste man bereits, dass der Krieg – vorbereitet von denen, die sich für die Elite in Deutschland hielten – kommen würde. Und wie wichtig dann Krankenschwestern sein würden. Schließlich sei die Frau – auch diese Erkenntnis findet sich in dem Lehrbuch – „durch Charakter mehr für das Werk der Barmherzigkeit geeignet als der Mann.“1

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Alle sind überrascht: „Uups, der Winter kommt!“

Die zweite Welle der Epidemie war lange angekündigt

Keiner komme in der Corona-Debatte nochmals mit Verweisen der Art „… aber es gibt doch viel mehr Tote im Autoverkehr; und Autofahren wird ja auch nicht verboten…“ Dagegen ist zunächst einzuwenden, dass die Zahl der 1,2 Millionen Menschen, die weltweit jährlich im Straßenverkehr den Tod finden, auf einen Bruchteil reduziert werden könnte, wenn Sicherheitsstandards wie niedrige Tempolimits und strikte Begrenzungen bei PS-Zahl und maximaler Geschwindigkeit eingeführt, wenn also die individuellen Freiheiten Einzelner zur lebensgefährlichen Bedrohung der Gesundheit und des Lebens vieler eingeschränkt werden würden. Vor allem aber ist Ende 2020 deutlich, dass die Zahl der Corona-Toten deutlich über der Zahl der jährlichen Straßenverkehrsopfer liegt. Über den Jahresverlauf 1. März 2020 bis 28. Februar 2021 hinweg werden es – grob überschlagen – weit mehr als zwei Millionen Corona-Tote sein, doppelt so viel wie Straßenverkehrstote. Als Anfang 2020 einige Fachleute Vergleichbares vorhergesagt hatten, wurden sie in den Mainstream-Medien nicht ernst genommen. Dass es bislang nicht zu noch viel höheren Opferzahlen kam, hat einen einzigen Grund: die von Milliarden Menschen – meist freiwillig, oft auch als Resultat staatlichen Zwangs – befolgten Maßnahmen des social distancing retteten Hunderttausenden Menschen das Leben. Das lässt sich konkret an der Entwicklung der Zahl derjenigen, die an einer Corona-Infektion starben, dokumentieren.

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Champagner-Politik für alle!

Wie Reichtum und Macht in der Corona-Krise vermehrt werden

Wir stecken am Jahreswechsel 2020/2021 immer noch inmitten der schwersten sozialen, gesundheitspolitischen und wirtschaftlichen Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Welt-Bruttoinlandsprodukt sank 2020 um mehr als fünf Prozent. In wichtigen Industrieländern wie Frankreich, Italien und Spanien liegt der Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei zehn und mehr Prozent. Hätte es in China nicht ein bescheidenes BIP-Wachstum in Höhe von anderthalb Prozent – und damit ein erneutes Abstützen der westlichen Ökonomien durch fortgesetzten Export in die VR China – gegeben, wäre der Absturz noch dramatischer ausgefallen. Vergleichbare Einbrüche – oder, im Fall der VR China: einen vergleichbaren Rückgang der BIP-Wachstumsrate – gab es auch in der Weltwirtschaftskrise 2007-2009 nicht.

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„Die Corona-Epidemie kam von außen. Wir müssen damit leben“

quartalslüge IV/MMXX

Seit fast einem Jahr wird das Corona-Virus als von außen kommend, als bestenfalls eindämmbar und als letztlich nur mit einem Impfstoff bekämpfbar dargestellt. In den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel, geäußert in der ARD-Tagesschau am 2. November 2020: „Das Corona-Virus ist so etwas wie eine Naturkatastrophe,“ wie es eine solche „wohl nur einmal pro Jahrhundert“ geben würde. Und: „Wir müssen mit dem Virus leben. Es ist da.“

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