Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Thema „Gesundheit“ oder dann „Krankheit“ steht in der Regel nicht oben auf der Liste linker oder gar marxistischer Positionen und Publikationen. Auch ist es in linken Parteien meist eher ein Thema für Spezialisten. Und Lunapark21 hat sich bislang nur einmal – und dies vor fünf Jahren – ausführlich mit diesem Thema beschäftigt. Damals – in Heft 22 vom Sommer 2013 – näherten wir uns dem Thema eher von „außen“: Es gab Beiträge zur Weltmacht der Pharmakonzerne, zur Lage der Kliniken, in diesem Zusammenhang zur „Ökonomisierung“ der Krankenhäuser (Stichwort: Fallpauschale), zum Aufstieg der privaten Krankenhauskonzerne und zur Sorgearbeit (und der Rolle der Frauen in dieser). In diesem Heft vor fünf Jahren fand sich auch ein – kurzer, einseitiger – Artikel von Wolfgang Hien.
In dieser Ausgabe bringen wir ein zweites LP21-Spezial zu dem Thema Gesundheit. Und dieses Mal steht die Überschrift, die damals über dem Artikel von Wolfgang Hien zu lesen war („Krank werden am System – das kapitalistische System ist krank“) im Zentrum. Und Wolfgang Hien als Autor liefert auch den „Schwerpunkt im Schwerpunktheft“. Es geht darum, wie das kapitalistische System des Arbeitens und Lebens die Gesundheit ruiniert und die wesentliche Ursache ist für alte und neue Krankheiten.
Es gibt in diesen Zeiten nicht viele Ereignisse, die fortschrittlichen Menschen Ermunterung verschaffen und die Antrieb im Engagement für eine solidarische Gesellschaft sind. Doch es gibt sie. Wer vor einem Jahr gesagt hätte, im eher drögen Land Schweiz könnten Hunderttausende Frauen einen Frauenstreik ausrufen und auf die Straße gehen, der wäre als wunderlicher Gesell angesehen worden. Und wer – ebenfalls nur vor einem Jahr – gar gesagt oder geschrieben hätte, es könne sich eine weltweite, einigermaßen radikale Bewegung von Schülerinnen und Schülern gegen die drohende Klimakatastrophe entwickeln (und zwar von jungen Menschen mit einem Durchschnittsalter von 15- und 16 Jahren und dann noch deutlich mehrheitlich weiblich), der wäre schlicht ausgelacht worden. Der gewaltige Schweizer Frauenstreiktag fand statt – siehe Seite 20-22. Die Fridays for Future-Bewegung feiert in wenigen Wochen ihr „heimliches Einjähriges“: Am 20. August 2018 verweigerte Greta Thunberg zum ersten Mal den Unterrichtsbesuch. Wobei die junge Frau das als Einzelne, selbst in ihrer Schulklasse isoliert und ohne Facebook- oder Twitter-Bewerbung tat. Eine wirkliche Bewegung wurde „Friday for Future“ erst vor gut einem halben Jahr. Auf vielen (oft handgemalten) Plakaten fordern die Schülerinnen „systemchange not climate-change“. Mein Thema bei einer Rede vor dem „streikenden Klassenzimmer“ in Innsbruck und den dort versammelten Fridays for Future-Schülerinnen am 21. Juni war der Zusammenhang von drohender Klimakatastrophe und dem bestehenden – kapitalistischen – Wirtschaftssystem (siehe die Seiten 52-55).
Die Arbeiten unseres LP21-Gestalters, Joachim Römer, waren schon mehrfach Thema in unserer Zeitschrift. Wir widmeten ihnen vor knapp zwei Jahren auch ein Sonderheft (Lunapark21 Extra 14/15, Sommer 2017) mit dem Titel „Rhein-Reisende. Kunst und politische Ökonomie von und an den Ufern des Stroms“. Damals organisierte das Museum Zons im Rheinkreis Neuss eine Ausstellung mit Arbeiten von Joachim (siehe Bericht in LP21 Heft 39, Herbst 2017). Am 7. Juli wurde im Museum Zons eine Ausstellung mit dem Titel „Neuland, finden, erkunden, ankommen“ eröffnet. Teil der Ausstellung ist laut Ausstellungs-Flyer eine „Rauminstallation für alle Sinne, in der ´Neu-Land´ geschaffen werden soll. Realisiert wird diese durch den Kölner Künstler Joachim Römer“ (siehe: www.kreismuseum-zons@rhein-kreis-neuss.de).
Vor wenigen Wochen erreichte uns die Mitteilung der niederländischen Internet-Zeitschrift „GlobalInfo – news den achtergronden over globalisering, economie, politiek & actie“; Text wie folgt: „Lieber Winfried Wolf und Lunapark21, wir haben endlich Ihren Artikel über den grossen Knall übersetzt, der jetzt hier online zu finden ist: https://www.globalinfo.nl/Achtergrond/economie-wachten-op-de-grote-knaller. Nochmals vielen Dank! Kees Hudig / globalinfo.nl“ Es handelt sich um den Hauptartikel im LP21-Spezial von Heft 44 (Winter 2018/199.
Sommerliche Grüße sendet
Winfried Wolf
PS: In Heft 43 (Herbst 2018) brachten wir eine Buchbesprechung von Michael Heinrich, Karl Marx und die Geburt der modernen Gesellschaft, Biographie und Werkentwicklung, Band I, 432 Seiten, Ladenpreis 29,80 Euro. Aktuell haben wir eine begrenzte Zahl dieses ganz ausgezeichneten Buchs als Werbegeschenk für Neuabonnenten auf Lager. Es kann auch im Fall eines Geschenkabos zugesandt werden. Entsprechende Bestellungen bitte direkt über abo@lunapark21.net