Chronik

Sklavenwirtschaft weltweit, Sklavenhaltergesellschaft und Rassismus in den USA

1492 „Entdeckung“ Amerikas durch Christoph Kolumbus im Auftrag der Spanischen Krone | Fall von Granada als letzte große Bastion der arabischen Herrschaft in Spanien | Vertreibung von 150.000 Jüdinnen und Juden aus Spanien.

1495 Erster Feldzug von Kolumbus gegen die Eingeborenen von Santo Domingo – 500 gefangene Indianer werden in Sevilla als Sklaven verkauft.

1500ff Ab Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelt sich der Sklavenhandel als große und zeitweilig führende kapitalistische Branche. Im Zeitraum 1520 bis 1867 gelangen mindestens elf Millionen gefangene Afrikaner lebend und als einsatzfähige Sklavinnen und Sklaven in Nord- und Südamerika und der Karibik an. Nach Berechnung von Robert René Kuczynski waren es 14.650.000. Der tatsächliche Blutzoll und Verlust an Menschen, den Afrika bezahlt, liegt noch wesentlich höher.

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Die Sklavenwirtschaft. Der Rassismus. Die USA

Black Lives Matter – Das Leben von Schwarzen zählt“: Diese Forderung wird in den USA seit 500 Jahren vorgetragen

Am 11. Juni 2020 gab US-Präsident Donald Trump dem Sender Fox News ein bemerkenswertes Interview. Trump argumentierte, er habe mehr für die Schwarzen in den USA geleistet „als jeder andere Präsident vor mir“. Ausdrücklich verwies er dann auf Abraham Lincoln, von dem es heißt, er habe die Sklaverei in den USA abgeschafft. Trump sagte: „Lincoln did good for the black community but the end is questionable“. Abraham Lincoln, 1861 als 16. Präsident der USA gewählt und 1865 noch während seiner Amtszeit ermordet, habe Gutes für die Schwarzen getan, doch das Ende sei fragwürdig. Die Interviewerin, Harris Faulkner, selbst Schwarze, unterbrach den weißen Herrenmenschen mit den Worten: „Well, we are free, Mr. President, so I think he did pretty well – Nun, wir sind frei, Mr. President. Daher glaube ich schon, dass er das ganz gut gemacht hat.“ Trump blieb stur und äußerte: „Yes, we are free.“ Für ihn ging es um die Freiheit der USA. Um die Freiheit von Seinesgleichen. Um Kapitalfreiheit. Um die Freiheit, maximale Gewinne zu machen. Die Interviewerin vertrat die Auffassung, es sei um die Freiheit der Schwarzen gegangen.[1]

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Sklavenwirtschaft und Rassismus

Während die Polizeigewalt in Minsk – zu Recht – kritisiert wird und medial in den letzten Wochen im Zentrum steht, nimmt der offene Rassismus in einer großen Zahl von US-Städten bürgerkriegsähnliche Ausmaße an, ohne dass darüber in unseren Leitmedien in ausreichendem Ausmaß berichtet werden würde. Und wenn der Präsident von Belarus sich abfällig über die Opposition im Land äußert, dann wird darüber intensiv berichtet. In Nordamerika erleben wir einen US-Präsidenten, der die protestierenden Afroamerikaner nicht nur herabwürdigt. Nein, dieser Mann hetzt in rassistischer Weise die weißen Zivilisten und die Bürgerkriegstruppe der Nationalgarde dazu auf, gegen die afroamerikanische Minderheit vorzugehen. Es ist das Wahlkampf-Rezept dieses Präsidenten, mit unverhülltem Rassismus und gestützt auf eine weiße Bürgerkriegs-Mafia die Wahlen im November ein zweites Mal gewinnen zu wollen.

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Plötzlich alles zu Hause Familienleben im Corona-Lockdown

Bernhard Knierim (LP21-Redaktion)

Als ich Mitte März zum letzten Mal bei meiner Arbeitsstelle im Bundestag war, war schon absehbar, dass alle Mitarbeitenden dort für längere Zeit im Home-Office arbeiten würden. Anfangs stellte ich mir das recht gemütlich vor ohne Arbeitswege – bis einen Tag später klar wurde, dass auch Schulen und Kitas mit sofortiger Wirkung geschlossen würden. Seitdem begann für uns ein ständiges Jonglieren der Überforderungen: Jeder Partner arbeitet einen halben Tag – abwechselnd morgens und nachmittags – einigermaßen ungestört, während die oder der andere sich jeweils in der Zeit um Haushalt und Kinder kümmert. Effektiv reicht die Zeit nie aus. Das hat zur Folge, dass all das hinten runterfällt, was nicht absolut notwendig ist – z.B. die freiwilligen Engagements und nicht zuletzt die Zeit zum Ausruhen alleine.

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Nach der Krise ist vor der Krise

Volker Lösch (LP21-Autor)

Vor vier Wochen haben wir am Düsseldorfer Schauspielhaus wieder zu proben begonnen. Das rasche Hochfahren des Betriebs kam unerwartet, schon finden Überbietungswettbewerbe statt, welche Institution sich als erste wieder vor Publikum zeigt. Es gelten zwar wie überall Abstands- und andere Regelungen, das Spielen und Schreiben und Inszenieren hat sich aber wenig verändert.

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Wieder auf Liebe, Schnaps & Revolution am Tresen anstoßen

Gisela Notz (LP21-Redaktion)

„Aber über mich red ich nicht!“ Da geht’s mir ganz so, wie der Schauspielerin Therese Giehse, die das allen gesagt haben soll, die etwas über sie wissen wollten. Nun soll ich etwas über mich und die Corona-Zeiten schreiben? In den ersten Tagen kam ich mir vor, wie im Science-Fiction Film. Schließlich habe ich so etwas in den vielen Jahren, die ich auf der Welt bin, noch nicht erlebt. „Bleib zu Hause“, das war für mich nicht so schlimm (für viele Frauen schon), ich bin eh seit 13 Jahren im Home-Office: Wir haben einen großen Garten und auch sonst viel Freiraum und ich kann am Kanal spazieren gehen. Kaufhäuser und Flieger brauch ich nicht, ohne Friseur geht´s auch, ohne Kino schon schwerer und die drei Lokale, in denen wir öfter essen gehen, hatten zu. Das vermisste ich schon. Ich musste plötzlich täglich für mich kochen, auch weil – das war viel schlimmer – meine Vortragsreisen wegfielen. Nun hatte ich kein Publikum, kein Feedback und keinen Austausch mit den jungen Menschen. Die klugen Artikel, die mehr als täglich bei mir eintrudelten, von Kollegen, die alles über Corona wussten oder besser wussten, jedenfalls noch besser als der andere, konnten das nicht ersetzen. Sie gingen mir so lange auf die Nerven, bis ich sie nicht mehr gelesen habe. Ich hatte genug zu tun. Ich hatte viele Texte zu schreiben, junge und ältere Frauen zu trösten, die den Lärm ihrer Nachbarn nicht mehr ertragen konnten, und Omas aufzumuntern, die ihre Enkel nicht mehr sehen konnten. Ich lernte alle möglichen Video-Konferenz-Programme, halte Vorträge und sehe immer noch kein Publikum: Das sitzt nun weit weg, hinter dem Laptop und diskutiert per Zoom mit mir. Ich habe schon viereckige Augen.

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Grundrecht auf staatliche Aktivität

spezial > kapitalistische krisen in den zeiten der pandemie

André Geicke (LP21-Autor)

Entfaltung der Persönlichkeit und Handlungsfreiheit zählen zu den Grundrechten, das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit auch. Letztere sind aber Voraussetzungen der erstgenannten. Persönliche Freiheit und Entfaltung kann uneingeschränkt überhaupt nur wahrnehmen, wer gesund und wessen Leben nicht bedroht ist. In Zeiten von Pest und Cholera ist an Persönlichkeitsentfaltung nicht mal zu denken.

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weitermachen*

Joachim Römer (LP21-Gestalter)

Morgens wachwerden und zu einer Risikogruppe gehören. Gespenstische Ruhe auf der Straße. Ein Teil der Brotjobs weggebrochen. Die meisten der in den Straßencafes und Imbissen Arbeitenden können nichtmal Kurzarbeitergeld beantragen oder sich arbeitslos melden. Keine spielenden Kinder mehr im Innenhof. Die demente Tante meiner Freundin wird – schlecht betreut – alleine sterben. Schwarz und surreal. Radio hören. Die Telefonate vieler Menschen dauern erheblich länger als sonst. Die Ursachen für die Pandemie sind teils identisch mit denen für den Klimawandel. Deutschlandfunk. Interview. Dennis Carroll (noch ein Virologe) forschte 20 Jahre lang für die US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit über Viren: „Die wichtigste Ursache für das Übergreifen von Viren liegt in der Transformation von Ökosystemen durch eine Änderung der Landnutzung. Deren wichtigster Faktor ist wiederum die Rinderhaltung und -produktion.“ „Wenn wir uns die Aspekte und Ursachen des Klimawandels anschauen, stellen wir fest, dass auch dies zu einem großen Teil auf die Änderung von Landnutzung zurückzuführen ist. Wir müssen uns also weder an die Gefahr durch Viren gewöhnen, noch an das Szenario des Klimawandels.“ Da hatte ich das Bild links schon angefangen. weitermachen! Die Straßen-Fundstücke zusammenkleben und übermalen…

* Grabstein-Inschrift, Herbert Marcuse, Dorotheenstädtischer Friedhof, Berlin

Das „Corona-Konzert“ & die Entschleunigung danach

Bernd Köhler (LP21-Autor)

Corona wird für mich immer verbunden sein, mit der Erinnerung an ein besonderes Konzert, das kurz vor dem Lockdown gerade noch so über die Bühne gebracht werden konnte. Die Veranstaltung stand im Zusammenhang mit der Herausgabe eines Buchs mit Liedern und Texten aus der Zeit zwischen 1967-89. Über dieses „versiffte 68” also und seine Folgejahrzehnte mit einem weltweiten Aufschwung revolutionärer Kämpfe um Emanzipation und Selbstbestimmung, die ich mit meinen Songs begleitet, interpretiert, manchmal auch zu befeuern versucht habe.

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Skizzen aus dem Leben mit Corona

Therese Wüthrich (LP21-Redaktion)

Lockdown, Tag eins: Es war Dienstagmorgen. Es war erstaunlich ruhig wie an einem Sonntagmorgen. Ich fuhr mit dem Bus ins Zentrum der Stadt Bern. Bereits auf dem Weg dorthin wurde mir mit aller Deutlichkeit bewusst: Über Nacht hat sich das gewohnte Leben verändert. Nur noch vereinzelt wartende Menschen an den Bushaltestellen, auf einer sonst sehr befahrenen Strasse waren kaum Autos zu sehen. Mit dem Wochenmarkt am Dienstagmorgen pulsiert das Leben im Stadtzentrum intensiver als während der anderen Wochenarbeitstage. Aber an diesem Dienstagmorgen war das Stadtzentrum wie leergefegt. Kein Wochenmarkt, kaum Menschen in den Gassen und auf der Strasse, die Geschäfte geschlossen. Das Zentrum in Bern ist zu einer Geisterstadt geworden. Es mutete an wie in einem Westernfilm, ein paar Minuten vor dem Ansturm.

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