Die Rückwärtsfalle

Warum in der Energiekrise die Frage nach der Transformation des Energiesektors entscheidend ist

Eigentlich wollte Robert Habeck Klimaschutzminister werden. Endlich das vereinen, was in der deutschen Politik traditionell im Konflikt miteinander zu stehen schien: Wirtschaft und Klima. Dem Bundesministerium für Wirtschaft verpasste er mit Amtseintritt ein großes K für Klimaschutz: BMWK.

Seine Berufung zum Wirtschafts- und Klimaschutzminister war jedoch keinesfalls als Abschied von der ressourcenfressenden Wachstumsideologie gedacht. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt sollte lediglich grüner werden. Mehr Tempo bei der Energiewende, ein beherztes Klimaschutzprogramm, deutliche Reduktion der Treibhausgas-Emissionen; das wurde von Minister Habeck erwartet. Das größte Hindernis schien zunächst der kleinere Koalitionspartner zu sein: die FDP, die Klimaschutz nur gut findet, solange er nicht die Komfortzone ihrer Klientel berührt.

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Vom Schock zum nuklearen Rollback?

Warum der Krieg in der Ukraine auch ohne Atomwaffen ein „Atomkrieg“ werden könnte und ein Uran-Embargo bisher unter den Tisch fällt.

Rafael Grossi ist besorgt. In friedlicheren Zeiten tritt der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, IAEA, vor allem als Fürsprecher der Atomindustrie in Erscheinung. „Atomkraft ist Teil der Lösung“, lautet Grossis Werbebotschaft. Doch jetzt ist Krieg in Europa, und Atomkraftwerke sind mehr denn je Teil des Problems.

Denn auch wenn Putin keine Atomwaffen einsetzt, ist die nukleare Bedrohung in der Ukraine omnipräsent. Das Land deckt mehr als 50 Prozent seines Strombedarfs mit dem Betrieb von insgesamt 15 Reaktorblöcken an vier Standorten. Die überalterten Meiler sowjetischer Bauart sind zweifelsohne auch in Friedenszeiten ein wachsendes Sicherheitsrisiko, doch im Krieg steigt die Gefahr um ein Vielfaches. Das weiß auch Grossi, als er nach dem Beschuss eines Nebengebäudes der größten Atomanlage Europas in Saporischschja im Südosten der Ukraine feststellt: „Wir sind einer Katastrophe knapp entgangen.“ Als der IAEA-Chef vorschlägt, Russland und die Ukraine sollten Rahmenbedingungen vereinbaren, die eine „erhöhte nukleare Gefährdungslage durch den Krieg ausschließen“, wirkt das angesichts der Kriegsrealität geradezu hilflos grotesk.

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Die Atom-Illusion

Riesen Bohei um kleine Reaktoren. Was steckt hinter „Small Modular Reactors“?

„Wir bieten eine Option, um die Welt zu retten“, verspricht Boris Schucht. Der 54-Jährige ist CEO des britisch-deutsch-niederländischen Atomkonzerns Urenco. Das Unternehmen, das im nordrhein-westfälischen Gronau die zweitgrößte Urananreicherungsanlage der Welt betreibt, gehört zu den Marktführern für nukleare Brennstoffe.

Seit einigen Jahren arbeitet Urenco außerdem intensiv an der Entwicklung eines Mini-Reaktors und liegt damit voll im Branchentrend. Kleine Reaktoren sollen die angeschlagene Atomindustrie retten oder – glaubt man den Verheißungen der Atomlobby – das Klima, die Energieversorgung, den Wohlstand, die Menschheit oder eben auch gleich die ganze Welt.

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Atompolitik unter Angela Merkel:

Atomkraft? Jein!

Als Angela Merkel 2005 ins Kanzleramt einzieht, ist die promovierte Physikerin bekennende Atomkraftbefürworterin und fest entschlossen, die von Rot-Grün 2000 beschlossene Einschränkung der AKW-Laufzeiten über kurz oder lang zu kippen. Doch in der Großen Koalition mit der SPD ist ein Zurück zur Atomkraft undenkbar. Merkels Chance auf eine andere Atompolitik kommt erst mit der zweiten Amtszeit.

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Atomkraft: Irrweg in der Klimakrise

In den Medien mehren sich die Stimmen, die angesichts der Klimakrise eine Renaissance der Atomkraft fordern. Mit Klimaschutz hat die neu aufgekeimte Atom-Debatte jedoch wenig zu tun.

Weil Atomkraftwerke im Betrieb kaum Treibhausgase erzeugen, sei Atomenergie klimafreundlich und für die Energieversorgung der Zukunft unverzichtbar, behauptet die internationale Atomlobby.

Dagegen konstatieren die „Scientists for Future“ in einer aktuellen Studie, „weder Kernspaltung noch Kernfusion“ seien „Optionen für eine klimafreundliche Energieversorgung Deutschlands“. Noch deutlicher wird der Klimaforscher Mojib Latif in einem Interview mit dem Deutschlandfunk: „Es ist Schwachsinn, weiterhin auf Atomkraft zu setzen.“ Die Frage, wie eine klimagerechte, nachhaltige und zukunftsfähige Energiestrategie aussähe, lässt sich nicht allein anhand des CO2-Kriteriums beantworten. Ebenso wenig bedeutet der Umstand, dass die nukleare Stromerzeugung deutlich weniger Treibhausgase verursacht als fossile Brennstoffe, dass Atomkraft klimafreundlich wäre. Denn in der Gesamtbetrachtung spielt auch die Konkurrenzsituation zu den Erneuerbaren Energien eine entscheidende Rolle.

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