Birgit Kelles Normalität

Die Neusprechvokabel

Gender-Gaga als Bestandteil der neurechten Diskursstrategie gegen den Feminismus

Birgit Kelle ist eine rechtskatholische Medienunternehmerin und mit ihren Büchern „Dann mach doch die Bluse zu“, „Gender-Gaga“, „Muttertier“ oder dem gerade erschienenen „Noch normal? Das lässt sich gendern!“ die inzwischen vielleicht bekannteste Antifeministin in Deutschland. „Antifeministin“? Die politische Aktivistin Birgit Kelle stellt sich gerne als moderne Feministin dar. In Zeitungen vom Focus bis zur taz wurde ihr Buch „Dann mach doch die Bluse zu“ als unterhaltsam und provozierend bzw. als „belebend“ bezeichnet.

Der Antifeminismus tritt heute anders auf als in den 1950er Jahren. Natürlich gibt es auch heute noch die mit Herrenwitz oder auch deutlich hasserfüllter Frauenfeindlichkeit einhergehende Ablehnung von Frauenrechten. Es gibt noch die belehrend und mit Bibelzitaten unterfütterte Ermahnung, mühsam hervorgebracht vom adeligen Podcaster, die Frau habe sich dem Manne unterzuordnen. Oder die Beiträge in Männerforen wie „Wieviel Gleichberechtigung verträgt der Mann“ die einander an Frauenfeindlichkeit zu überbieten trachten. Und mit dem Erstarken neofaschistischer Strömungen fühlen sich auch bestimmte Männer wieder ermächtigt.

Birgit Kelle hingegen wirkt allein schon vom Auftreten anders, sie vereinbart Familie und Beruf, in ihren Büchern findet sich rebellisch-jugendlicher Wortwitz und es liegt nicht nur am fehlenden „von“ in ihrem Namen, dass sie weniger adelig-miefig wirkt als ihre antifeministischen Kolleginnen Beatrix von Storch von der AfD oder Hedwig von Beverfoerde von der Organisation „Demo für alle“.

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Fair + nachhaltig + geschlechtergerecht

„Frauen ernähren die Welt, aber Männer erhalten den Ernährerlohn“

Im Frühling 2020 hat uns die weltweite Corona-Pandemie auch in unseren Breitengraden erreicht. Sie löste eine Krise aus, deren Ausmaß sich derzeit immer noch nicht abschätzen lässt. Aber sie beförderte vor allem die Schwächen unserer gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Systeme zu Tage. Während des Lockdown war auf einmal von systemrelevanten Berufen die Rede, was bis dahin kaum entsprechende Anerkennung fand und kaum im Fokus stand. Es handelt sich um Branchen der personenbezogenen und haushaltsnahen Dienstleistungen, der Sorge- und Versorgungswirtschaft; Tätigkeiten, auf die nicht verzichtet werden kann. Es sind Bereiche, in denen vor allem Frauen arbeiten, in der Regel schlecht bezahlt, mit schlechten Arbeitsbedingungen ausgestattet und kaum wertgeschätzt. Zugleich sind es Tätigkeitsbereiche, die Frauen in Corona-Zeiten in besonderem Maß dem Infektionsrisiko aussetzen.

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Corona-BGE

Das Bedingungslose Grundeinkommen als Krönung des Neoliberalismus?

Viele Vertreterinnen und Vertreter eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) sehen in der Corona-Pandemie eine willkommene Gelegenheit, um endlich einen Probelauf zu starten. So wird beispielsweise in einer offiziell beim Deutschen Bundestag eingereichten Petition (die bereits nach wenigen Tagen von mehr als 100.000 Menschen unterzeichnet wurde) gefordert, „dass aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona Pandemie und der damit verbundenen Einkommensausfälle für viele Bürgerinnen und Bürger, kurzfristig und zeitlich begrenzt, aber solange wie notwendig, ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürgerinnen und Bürger eingeführt wird.“

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Feministische Entwicklungshilfe aus dem Süden

Italienerinnen als grösste Frauen-Diaspora in der Schweiz und ihr Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung

2020 gedenkt die Welt des Kriegsendes vor 75 Jahren. Aber immigrierte Akteure und Akteurinnen, die in den Nachkriegsjahren wesentlich zum Aufbau der heutigen Schweizer Gesellschaft beigetragen haben, sind kaum in die Geschichtsbücher eingegangen. Bis heute werden sie beispielsweise einfach als „Gastarbeiter“ dargestellt und noch drastischer: Immigrierte Frauen wurden fast gänzlich ausgeblendet. Gerade während der Nachkriegsjahre haben italienische Aktivistinnen beispielsweise zahlreiche Beiträge zur Positionierung der Frau in der Familie, der Wirtschaft und der Politik geleistet. Ihre Bemühungen wurden jedoch weder in ihren Communities noch in der Schweizer Gesellschaft anerkannt.

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Wann, wenn nicht jetzt?

Frauen wollen mitreden!

Noch in jeder vergangenen Wirtschaftskrise hat es sich gezeigt: Es sind die Frauen, die die notwendigen und zusätzlichen Tätigkeiten übernehmen, seien sie unbezahlt oder unterbezahlt. Das zeigt sich mit der Corona-Krise einmal mehr: Ausgerechnet diejenigen Arbeiten, die überlebensnotwendig und besonders wichtig für die Gesellschaft sind, weil sie den sozialen Zusammenhalt stärken, werden meist schlecht oder gar nicht bezahlt und müssen oft unter prekären Bedingungen erledigt werden.

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Friedrich Engels und die Geschlechterfrage

Aktueller denn je

Die soziologische Frauenforschung beklagte schon lange, dass die großen Gesellschaftstheorien, die sich mit Arbeit befassen, die Leistung der Frauen für die Erschaffung und den Erhalt der Gesellschaft ignorieren. Die Arbeiten in der Familie, bei der Erziehung der Kinder, der Pflege der Hilfsbedürftigen und in der ehrenamtlichen Arbeit fielen lange Zeit nicht unter die Definition Arbeit, weil sie bekanntlich nicht bezahlt und privat, ohne Arbeitsvertrag und ohne soziale Rechte erbracht werden und angeblich auch unbezahlbar erscheinen. Innerhalb der sozialwissenschaftlichen Geschlechterforschung hat sich – ausgehend von einem international getragenen Konsens in der Ablehnung von Frauenunterdrückung und Frauenausbeutung – bereits in den 1970er Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Erarbeitung einer „feministischen Gesellschaftstheorie“, der ein erweiterter Arbeitsbegriff zugrunde liegt, notwendig ist. Schließlich galt seit 1968 die Erkenntnis: Das Priv ate ist politisch. Ziel war die Aufhebung der geschlechtsspezifisch-hierarchischen Arbeitsteilung in allen Bereichen menschlicher Arbeit – nicht nur individuell, sondern auch kollektiv. Das ist bis heute nicht erreicht.

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Women of Courage

Das Frauenfilmfestival Herat und die Lage der Frauen in Afghanistan

Nichts ist gut an Afghanistan. Obwohl keine Kennerin des Hindukusch, labt sich ein Teil der deutschen Öffentlichkeit unverändert an diesem Satz von Ex-Bischöfin Margot Käßmann. So als erleichtere der Bezug das ungenügende Wissen über das Land und seine Menschen, den westlichen Analphabetismus über Afghanistan.

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Konvention gegen Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt

Die ILO setzt für Frauen weltweit ein starkes Zeichen

Nach schwierigen Verhandlungen konnte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) die längst fällige Konvention und Empfehlung gegen Gewalt in der Arbeitswelt kurz vor den Sommerferien 2019 verabschieden. Mit dieser Konvention wird ein starkes Zeichen gesetzt. Nicht nur damit, dass auf ein Dauerthema mit Bestimmungen von weltweiter Bedeutung geantwortet wird, sondern auch mit dem hundertjährigen Bestehen der ILO selbst. Darüber hinaus fällt diese Konvention in eine Zeit von weltweiten Massenmobilisierungen für Frauenrechte, des herausragenden Frauenstreiks in der Schweiz vom 14. Juni 2019, und auch der #MeToo-Debatten. Dafür hatten vor allem Gewerkschaften jahrelang national wie international gekämpft. Es ist ein Meilenstein von historischer Bedeutung für Gleichberechtigung und Respekt gegenüber Frauen auf der ganzen Welt.

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Nach dem Frauenstreik die Frauenwahl

Zu den Parlamentswahlen in der Schweiz

Im Jahr 2019 ist in der Schweiz so viel in Bewegung geraten, wie schon seit langem nicht mehr. Herausragend ist der Frauenstreik vom 14. Juni, der nach den ersten Frauenstreikaktionen im Jahr 1991, nun bereits ein zweiten Mal stattfand und der ebenso Geschichte schrieb und diese zugleich fortsetzte. Ein weiteres Datum, das nicht so schnell vergessen sein wird, ist der 20. Oktober 2019: Wahltag für das eidgenössische Parlament, für den Nationalrat (grosse Kammer) und den Ständerat (kleine Kammer).

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Wir streiken, weil wir genug haben!

Rede von Tamara Funiciello, Präsidentin von JUSO Schweiz beim Frauenstreik auf dem Bundesplatz in Bern als Vertreterin der Frauenstreikkoordination Bern

Ich war zehn, als ich lernte, dass Buben halt so sind.

Wir waren in der Badi. Wir haben gespielt. Da kam ein Bub, hat an meinem Bikini gezogen. Ich hab mich gewehrt, aber er war grösser. Die anderen lachten. Meine Lehrerin meinte «Das sind halt Buben. Die wollen doch nur deine Aufmerksamkeit. Nimm es als Kompliment.»

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