Technik ist nicht wertfrei

Wir brauchen mehr demokratische Prozesse in der Technologieentwicklung

Interview mit Jutta Weber, Technikforscherin und Professorin für Mediensoziologie an der Universität Paderborn

Frau Weber, Sie sind unter anderem von der feministischen Technowissenschaft geprägt. Worum geht es da?

Die feministische Technowissenschaft ist in den 70er, 80er Jahren aus einer politischen Bewegung entstanden. Ausgangspunkt war die Kritik an der Militärtechnologie, an der Aufrüstung, aber auch an den Reproduktionstechnologien.

Wichtig wurde die Erkenntnis, dass spezifische Lebenslagen von Frauen in den Natur- und Technikwissenschaften nicht berücksichtigt wurden. In der Medizin, wurden Medikamente nach dem Standard „weißer Mann“ verordnet. In der Informatik ist der Großteil der Forscher weiß, männlich und oft jung. Dabei geht es nicht um eine essentielle Differenz zwischen Mann und Frau, aber unterschiedliche Lebenswelten führen zu unterschiedlicher Fokussierung. Ganz simpel zeigt sich das, wenn Schriftgrößen so klein sind, dass sie für Ältere kaum zu lesen sind oder wenn Verkehrsplanungen die Bedürfnisse von Müttern mit Kinderwagen oder von Behinderten nicht beachteten.

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