„…die Eigentumsfrage stellen.“

quartalsbericht 04/2021 150 jahre pariser kommune

Vor 150 Jahren wehrte sich die Nationalgarde in Paris gegen ihre Entwaffnung, und die Kommune begann die Stadt in einer neuen Form zu verwalten. 72 Tage währte das zukunftsweisende Experiment, vom 18. März bis zu ihrer Niederschlagung am 28. Mai 1871. Die bisherigen Quartalsberichte beschäftigten sich mit der Rolle der Frauen, der des Staates und in Heft 55 mit Fragen der Demokratie in der Pariser Kommune.

Wie produzieren?

Welche Bedeutung hatten die Erfahrungen der Pariser Kommune für die Verständigung der Arbeiterbewegung darüber, was hinsichtlich der Produktion und der Ökonomie erreicht werden soll?

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Das Projekt Lightspeed – die Produktion des Biontech-Impfstoffes

Unterschätzte Sprünge

Selten hat eine Abendlektüre so bedeutsame Konsequenzen gehabt. Am Freitag, dem 24. Januar 2020, entnahm Ugur Sahin einer Meldung in The Lancet, dass der Krankheitserreger SARS-CoV-2 oder Covid 19 von Mensch zu Mensch und auch ohne Krankheitssymptome weitergegeben werden könne.

Wenn alle Menschen anfällig waren, die Inkubationszeit zwei Wochen, die Übertragungsrate zwei bis sieben und die Sterblichkeit 0,3 bis 10 Prozent der Infizierten betrug, wären mehr als zwei Millionen Todesfälle zu erwarten, errechnete der Arzt in Mainz. Das wären mehr als bei der Spanischen Grippe in den 1920er Jahren.

Als Fachleute und Gesundheitsorganisationen noch beruhigten, die Epidemie würde sich lokal halten lassen und in kurzer Zeit auslaufen, ließen die Gründer und Inhaber von Biontech, das Ärzteehepaar Özlem Türeci und Ugur Sahin, die gesamte Firma innerhalb einer Woche auf die schnelle Entwicklung eines Impfstoffes auf mRNA-Basis ausrichten. Das Kürzel steht für messengerRibonukleinsäure, m für messenger, englisch Bote und A für acid, englisch Säure. Auf solcher Basis hatte Biontech individualisierte Impfstoffe gegen Krebserkrankungen entwickelt.

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SchotterGärten

Schotter-Gärten sind der Versuch, eine selbständige Natur unter Steinen zu erdrücken. Wenn schon der wöchentlich gemähte Rasen zeigen will, dass der Besitzer es nicht nötig hat, eine Fläche landwirtschaftlich zu nutzen, so steigert ein Schottergarten die Abwehr des Gedeihens zu einer Todeszone, in der Pflanzen austauschbare Dekoration sind, die sich fügen sollen.

Schotter-Gärten benötigen viel Aufwand an Arbeit und Geld. Der Garten soll ein immer gleiches Bild bieten. Wenn die Pflanzen zwischen den Steinen diesem Anspruch nicht länger genügen und sogar wachsen, blühen und vergehen, dann werden sie ausgewechselt. Schotter-Gärten sind die Fototapete für draußen.

Schotter-Gärten wollen die Natur stillstellen. Doch gerade in dem Bemühen, keinen Wandel zuzulassen, zeigen sie sich der Natur nicht gewachsen. Kunststoffrasen, Blechblumen und Bambi-Figuren aus Plastik wären die ehrlichere Variante.

Plätschernde Wasser, sich wiegende Zweige, duftende Blüten und Schatten spendende Bäume – eine Paradiesvorstellung. Der Schotter-Verwender stattdessen will Stein, Starrheit und Stille, ein Ideal, wie es sich nur in dieser Wüstenei findet.

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Privat-Raum

Die große Sause ins Weltall zeigt den Gegensatz zwischen öffentlich verpulvertem privatem Reichtum und öffentlicher Armut auf obszöne Weise: In der Türkei funktioniert kein Löschflugzeug, um Großbrände in tausendjährigen Wäldern zu löschen. Es braucht vier bis sechs Personen im Schutzanzug, um einen Patienten mit schwerer COVID-19-Erkrankung zu wenden, statt dass ein Roboter ihnen hilft. Im Starkregen ersaufen Menschen, weil Warnungen nicht weitergegeben werden und Alarm-Sirenen demontiert sind.

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Die Menschen machen ihre Geschichte selber.

Filmreihe Afghanistan: Das verwundete Land.

Eine Empfehlung

Alles begann 2001 – so fingen viele Berichte über Afghanistan und die Niederlage gegen die Taliban an. Dabei hat es selbstverständlich gar nicht erst vor zwanzig Jahren angefangen mit den Anschlägen am 11. September 2001 und der Reaktion der USA und der NATO darauf. Sondern viel früher – wie uns die vierteilige NDR/arte-Produktion Afghanistan Das verwundete Land von 2020 eindrücklich schildert, die mit den Modernisierungsbestrebungen des afghanischen Königreiches seit 1933 beginnt.

Für alle, die sich für die Kritik der globalen Ökonomie interessieren, beginnt der Bürgerkrieg vielleicht 1973 in Kabul, als die Jungs und Mädchen mit langen Haaren, Schlaghosen und kurzen Röcken, die wir in historischen Filmaufnahmen tanzen sehen, in den Hochschulen Kabuls den Marxismus-Leninismus ausriefen. Nach dem Sturz des aufgeklärten Königs Mohammed Zahir Schah durch seinen Cousin 1973 übernahm im April 1978 die marxistisch-leninistische Demokratische Volkspartei (DVP) aus Furcht vor einem Verbot selbst die Regierung. Von Kabul aus sollte der Sozialismus durchgesetzt werden mit Landreform und Gleichberechtigung aller, mit Bodenreform und allen Einrichtungen des sowjetischen Vorbildes – insbesondere einem starken Geheimdienst, der bei den Kämpfen der Fraktionen der DVP Khalq und Parcham immer eine wichtige Rolle spielte.

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Einbildung

Ganz gelassen soll er gewesen sein, der FDP-Vorsitzende Christian Lindner, als er im Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt den Satz raushaute: „Die größte Ungleichheit ist die der Bildung“.

Das Interview, das die damalige Chefredakteurin Annette Bruhns führte, erschien in der Mai-Ausgabe und in 19 weiteren Straßenmagazinen.

Der Mann hat insoweit Recht, als dass es in den 1960er und 1970er Jahren für Arbeiterkinder einfacher war, mit Abitur und Studium in Berufe zu kommen, die ein höheres Einkommen als das ihrer Eltern gewährten.

Aber ist der Unterschied in der Bildung, die sozialen Aufstieg ermöglichen soll, wirklich die „größte Ungleichheit“ in unserer Gesellschaft?

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Selbstregierung der Arbeitenden

quartalsbericht 02/2021 150 jahre pariser kommune

Vor 150 Jahren wehrte sich die Nationalgarde von Paris gegen ihre Entwaffnung, und die Kommune von Paris begann vom 18. März bis zu ihrer Niederschlagung am 28. Mai 1871, die Stadt in einer neuen Form zu verwalten. Der erste Quartalsbericht in Lunapark21 Heft 53 beschäftigte sich mit der Rolle der Frauen in der Pariser Kommune.

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Mord-Bilanz

Zugegeben, ich bekam einen Schreck, als ich von Alexander Gaulands Rede am 2. Juni 2018 hörte: „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über tausend Jahre erfolgreicher deutscher Geschichte.“

Welche Taten hatte Gauland in der Geschichte der deutschen Staaten entdeckt, die maßloser waren als der Holocaust und das Entfesseln eines Weltkrieges, so dass die durch Staat und Gesellschaft verübten Menschheitsverbrechen unbedeutend erscheinen konnten wie ein Häufchen Kot?

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Kapital – Macht – Staat

Stichworte von Werner Goldschmidt

Um diese Begriffe, die angesichts der Entwicklungen in den USA oder der Corona-Pandemie noch wichtiger erscheinen als vordem, geht es in einem Sammelband, der Beiträge von Werner Goldschmidt, kommentiert von seinen Freunden, zusammenfasst. Der 2019 verstorbene Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg hat nichts ausgelassen, was kontrovers ist in der marxistischen Diskussion: Herrschaft, Diktatur, Gewaltenteilung, Macht und politische Repräsentation, Staatformen und zugleich auch Kapital – Kapitalismus, Klassenkampf und Ware. Das sind die Stichworte, die er lieferte für zwei Wörterbücher des Marxismus: einerseits für die von Hans Jörg Sandkühler initiierte Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften und zum anderen von der Gruppe um Zeitschrift und Verlag Das Argument, also von Wolfgang Fritz Haug und anderen herausgegebene Historisch-Kritische Wörterbuch des Marxismus. Beide in langen Jahren und von viel en Autorinnen und Autoren entwickelte Nachschlagewerke fußen auf der Theorie des Staatsmonopolistischen Kapitalismus. Während der Entstehung der Lexika gingen die Vertreter beider Schulen nicht immer freundlich mitein-ander um, aber Werner Goldschmidt lieferte Artikel für beide Darstellungen marxistischer Theorie. „Nicht meine Kapelle“, wie der trotzkistische Ökonom Ernest Mandel gesagt hätte, aber in Ausführung, Ton und Argumentationslinie so beschaffen, dass sie zum Weiterdenken anregen.

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Die Füße der Reichen

Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, also 3,5 Milliarden Menschen, ist für zehn Prozent der weltweiten Emissionen durch Konsum verantwortlich – also die Hälfte aller Menschen auf Erden nur für ein Zehntel des gesamten Ausstoßes an CO2. Der ökologische Fußabdruck der reichsten zehn Prozent der Bevölkerung dagegen reicht für die Hälfte aller Emissionen auf der Erde. Und 63 Millionen Menschen, nämlich das reichste Prozent der Bevölkerung, sind für 15 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich.

Das ermittelte Oxfam anlässlich der 75. Uno-Vollversammlung auf Basis der Zahlen von 1990 bis 2015. Aber das Problem mit den Reichen ist eigentlich nicht ihr Konsum, so protzig er auch sein mag. Zugegeben, es nervt, wenn diejenigen mit hohen Einkommen mit dem SUV, ihren Zweit- und Drittwagen, zum Zigarettenholen spazieren fahren. Wie in Stuttgart, wo 36 Prozent der Haushalte kein Auto haben, aber 65 Prozent derjenigen mit hohem Einkommen zwei oder drei oder mehr Autos fahren.

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