Veranwortung

Die Bundesrepublik soll nur für 1,8 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich sein.

Schade nur, dass diese Auskunft lediglich die Treibhausgase registriert, die bei der Produktion und dem Konsum in der BRD selbst entstehen.

Die deutsche Treibhausgasbilanz berücksichtigt in der Tat nur Emissionen, die in Deutschland entstehen – bei Produktion und Konsum vor Ort. Der Treibhausgasausstoß bei der Produktion von Gütern, die aus Deutschland in andere Länder exportiert werden, wird Deutschland ebenso zugerechnet wie die Emissionen, die durch ausländische Besucher in Deutschland anfallen.

Nicht enthalten in dieser Bilanz sind die Emissionen, die Bewohner Deutschlands auf Auslandsreisen oder durch den Konsum importierter Güter im Ausland verursachen. Der Schadstoffausstoß, den die Produktion von Waren erzeugt, die wir aufzehren, wird denjenigen Ländern zugerechnet, in denen sie produziert werden: für uns.

Das ist eine komfortable Sichtweise für ein Land, das hauptsächlich Anlagen herstellt, die in anderen Ländern die Güter produzieren, die wir dann vernutzen. Wir fühlen uns also verantwortlich für die Treibhausgase, die bei der Fabrikation von Produktionsanlagen in der BRD entstehen, aber nicht für die Treibhausgase, die andernorts die Produktion von Gütern für uns emittiert.

Der ökologische Fußabdruck aller Einwohner Deutschlands ist also sehr viel größer als der der BRD zugerechnete Treibhausgasausstoß. Denn die Messgröße des Fußabdrucks bezieht den Schaden ein, den die von uns verzehrten Waren in den Herstellungsländern verursachen.

Es sind also gar nicht die Inder oder Chinesinnen, die nach Autos und Kühlschränken gieren und damit die Welt zugrunde richten. Wir sind es, die sich nicht verantwortlich fühlen für die Folgen der Produktion unserer Konsumgüter. Wir sagen: Selber schuld, wenn die Inderinnen und Chinesen noch soviel Dreck machen beim Herstellen der Sachen, die wir ihnen abkaufen.

Der weltweite Warenaustausch ist so verantwortungslos wie die kapitalistische Wirtschaft insgesamt. Wer bei Anderen Güter einkauft, um sie zu vernutzen, braucht sich offensichtlich über die Bedingungen bei deren Produktion keine Gedanken zu machen – weder über Arbeitsbedingungen noch über Naturzerstörung oder Treibhausgasausstoß.

Übernehmen wir endlich Verantwortung für unser Tun, verzehren wir weniger Güter und verbrauchen wir weniger an Umwelt bei unserem Konsum! Streichen wir die Schulden der Produktionsländer und machen das Leben der acht Milliarden Menschen nicht länger davon abhängig, dass sie Waren produzieren, die jemand kaufen will!

Mit dieser geisterbahn klärt Jürgen Bönig zum letzten Mal über irreführende Wortverwendung auf und hofft, dass die geisterreise etwas geholfen hat.