Zuerst 6, dann 15 und jetzt 41 Monate …

Lunapark21 – Heft 28
Auszüge aus einem Kommentar, der im US-Blatt Time am 6. Oktober erschien, verfasst vom Rana Foroohar:

„Das Wachstum ist zurück. Die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigen Stand. Aber nur ein kleiner Teil der Arbeitsplätze, die in der großen Rezession abgebaut und jetzt zurückgewonnen wurden, liegen bei einem Stundenlohn von 15 US-Dollar und mehr. Das Wachstum der Löhne liegt nahe Null Prozent. Und das war nun ein Jahrzehnt lang so. Irgendetwas in unserer Wirtschaft ist ziemlich kaputt gegangen.

Es handelt sich um eine Veränderung, die sich über mehr als 20 Jahre hinweg entwickelte. Im Zeitraum nach 1945 und bis in die 1980er Jahre hinein dauerte es immer ungefähr sechs Monate, bis nach einem Konjunktureinbruch das zuvor erreichte Beschäftigungsniveau wieder vollständig hergestellt worden war. In der Rezession und Erholung der Jahre 1990/1991 waren es dann 15 Monate. In der Rezession 2001 benötigten wir dafür 39 Monate. Und dieses Mal waren es 41 Monate, mehr als drei Jahre, bis die Arbeitsplätze, die in der großen Rezession 2007-2009 verloren gingen, zurückzugewonnen worden waren. Und während die reine Quantität wieder erreicht wird, trifft dies nicht auf die Qualität zu. Der Arbeitsmarkt ist, wie wir wissen, extrem gespalten. Da gibt es Akademiker-Arbeitsplätze und Burger-Jobs. Aber nicht ausreichend viel dazwischen.

Und das ist ein erhebliches Problem in einer Ökonomie, die vor allem auf der Konsumentennachfrage aufbaut. Wenn die große Mehrheit der Leute keinen Einkommenszuwachs hat, dann können sie auch nicht mehr ausgeben. Dann können auch die Unternehmen keine höherwertigen Jobs schaffen. Dieser Hintergrund wird auch in einer OECD-Studie hervorgehoben. In dieser wird argumentiert, dass ein schwaches Jobwachstum und niedrige Löhne dazu beitragen, dass ´eine größeres Wachstum bei der Konsumentennachfrage ausbleibt.´

Wenn dieser Trend nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird, dann sehen wir eine Generation vor uns, der es permanent schlechter geht als ihren Eltern.“

Die Spur des Geldes

Politik und Statistik in der Bundesagentur für Arbeit Nürnberg
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 25

Zu den Ritualen der deutschen Politik gehört die Verkündigung der Arbeitslosenzahlen. Anfang jedes Monats lädt die Bundesagentur für Arbeit nach Nürnberg, um dort die Arbeitslosenrate und die dazugehörigen Statistiken der Presse vorzustellen. Und die Presse kommt.

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125 Jahre Massenarbeitslosigkeit

Winfried Wolf. Lunapark21 – Heft 21

Am 7. Juni 1977 übertrug das Erste Deutsche Fernsehen (ARD) ein Streitgespräch, das zwischen dem (bald darauf durch die RAF ermordeten) deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer und dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Oskar Vetter vor Managern und Unternehmern in St. Gallen ausgetragen wurde. Der ehemalige SS-Mann Schleyer sprach in der klaren Sprache des Klassenkampfes von oben; er rechtfertigte die strikte Ablehnung jeglicher Arbeitszeitverkürzung seitens der deutschen Industrie und die Politik der aggressiven, flächenhaften Aussperrung, die die Metallindustriellen bei Streiks angewandt hatten und weiter androhten. Das hätte eigentlich eine Sternstunde zur Aufklärung über das Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital, also über Klassengesellschaft und Klassenkampf werden können. Doch Oskar Vetter jammerte vor allem über die schlechten Zeiten

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