Wasser statt Mauer. Der Papst, die Migration und Ellis Island

Aus: LunaPark21 – Heft 31

In seiner Rede vor dem US-Kongress ging Papst Franziskus auch auf die weltweiten Fluchtbewegungen ein. Er ist ein erfahrener Prediger. Als Chef der katholischen Kirche weiß er, wie man um die Zustimmung eines Publikums wirbt. Dem Parlament der einzigen Weltmacht schmierte er deshalb Honig ums Maul: „Wir, die Menschen dieses Kontinents, haben keine Angst vor Fremden, denn die meisten von uns sind einst selbst Fremde gewesen. Ich sage dies als Sohn von Immigranten, wissend, dass viele von Euch auch von Immigranten abstammen.“ Ob die gewünschte Wirkung aber eintritt – das steht auf einem anderen Blatt. Werden die durchweg reichen Politprofis Washingtons, oder wenigstens einige ihrer Sponsoren und Wähler, sich nun mit den armen Flüchtlingen verbunden fühlen, die die Grenzen der USA erreichen? Zweifel sind angebracht. Kaum ein Ort macht das deutlicher, als eine Insel vor New York: Ellis Island.

Lange Zeit hatte der wichtigste US-Atlantikhafen keine

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Elitäre Selbstregierung

Die City of London – ein Heimathafen für das Kapital

Sebastian Gerhardt in Lunapark21 – Heft 30

Von der Aussicht auf ein Referendum der Briten über ihren Verbleib in der EU sind Großkapital und Hochfinanz auf den Inseln nicht wirklich beunruhigt. Soll David Cameron ruhig sein populistisches Wahlversprechen erfüllen. Sie sind sich sicher, dass nach einigen möglichen Anpassungen der EU-Verpflichtungen, die ihnen durchaus zupass kommen würden, die Macht der Verhältnisse sich durchsetzen und das Wahlvolk ein Einsehen haben wird. Warum sollten erfolgreiche Geschäftsleute gegen eine neoliberale Freihandelszone auftreten? Zumal sie selbst immer eine Fluchtmöglichkeit vor Augen haben, die im eigenen Lande liegt und doch dem Einfluss der Normalbürger ganz entzogen ist: die City of London.

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Das schwächste Kettenglied?

Staat und Kapital am Hafen von Piräus
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 29

Eine der ersten Aktionen der neuen griechischen Regierung war der offizielle Stopp der Privatisierung des Hafens von Piräus. Dafür zuständige Beamte wurden gefeuert, die chinesische Regierung war verärgert. Denn der aussichtsreichste Bieter für den Erwerb von knapp 50 Prozent der Anteile an Griechenlands größtem Hafen ist die China Ocean Shipping Group Company (COSCO). Seit 2009 betreibt das Staatsunternehmen mit Zentrale in Peking bereits zwei der drei Containerterminals in Piräus. Spätestens seit dem Brüsseler Kompromiß vom 20. Februar sieht der Konzern sich wieder auf dem Weg zur Umsetzung seiner strategischen Ziele. Es zeigt sich: Auch die Veräußerung an ein öffentliches Unternehmen eines nominalkommunistischen Landes kann eine beinharte Privatisierung sein.

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Autos und Kohle

Oder: Teile und Herrsche. In Gliwice steht mehr als ein Opelwerk
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 28

Wenige Monate, bevor am 5. Dezember 2014 in Bochum die Fahrzeugproduktion endete, brauchte das Opel-Werk Unterstützung. Denn kurz vor Schluss wollten nicht mehr alle Bochumer Opelaner ihrem Betrieb die Treue halten. Die Suche nach einem neuen Job oder die schlichte Krankschreibung führten zu einem Personalengpass. Einige Dutzend Beschäftigte wurden aus Gliwice geholt, von General Motors Manufacturing Poland (früher Opel Polska).

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Ende eines Traums

Ferguson, Missouri
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 27

Am 9. August 2014 wurde in der Kleinstadt Ferguson, Missouri, der 18-jährige Schüler Mike Brown von dem Polizisten Darren Wilson erschossen. Mike Brown war schwarz, wie die Mehrheit der etwa 21000 Bewohner, Darren Wilson weiß, wie fast alle Polizisten der Stadt. Mike Brown hatte gerade die Schule abgeschlossen.

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Friedlicher Nationalismus

Die britische Atombasis im Firth of Clyde und die Unabhängigkeit Schottlands
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 26

Die schottische Unabhängigkeit ist wie das Ungeheuer von Loch Ness: Viele glauben an sie, immer wieder gibt es Menschen, die sie gesehen haben – aber bei genauerem Nachsehen lösen sich alle klaren Hinweise wieder auf.

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Die Spur des Geldes

Politik und Statistik in der Bundesagentur für Arbeit Nürnberg
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 25

Zu den Ritualen der deutschen Politik gehört die Verkündigung der Arbeitslosenzahlen. Anfang jedes Monats lädt die Bundesagentur für Arbeit nach Nürnberg, um dort die Arbeitslosenrate und die dazugehörigen Statistiken der Presse vorzustellen. Und die Presse kommt.

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Lieferservice für den Weltmarkt

Der Hafen Guangzhou im chinesischen Perlfluss-Delta
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 24

China macht Schlagzeilen. Während die chinesische Führung im Rahmen des 12. Fünfjahresplans eine wirtschaftliche Umorientierung auf den Binnenmarkt propagiert, tritt sie mit der Markierung einer Luftverteidigungszone über dem Ostchinesischen Meer zugleich kräftig nach außen auf.

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Ideelle Gesamtkapitalistin

Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich zwischen Vermögensverwaltung und Politikberatung
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 23

Gerüchte über ein Ende der niedrigen Leitzinsen, die seit der Lehmann-Pleite in den USA, im Euroraum und in Japan zu finden sind, gab es immer wieder. Sie kamen und gingen. Als am 23. Juni 2013 allerdings die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ihren Jahresbericht vorlegte und dem Thema ein ganzes Kapitel widmete, da wurde die Botschaft in der Wirtschaftspresse ernst genommen.

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Eine blütenweiße Fassade

Wie der kapitalistische Zweck undemokratische Mittel heiligt
Sebastian Gerhardt. Lunapark21 – Heft 22

Die Adresse lautet Moskau, Naberezhnaya Krasnopresnenskaya 2. Das Gebäude ist nicht zu übersehen: Entworfen von Dimitri Tschetschulin, einem der Vorzeigearchitekten der sowjetischen Hauptstadt, beherbergt es heute die Regierung der Russischen Föderation. Ausgehend von der äußeren Erscheinung wird es seit den 1990er gern als „Weißes Haus“ be-zeichnet. Doch was in Washington die Zentrale der Macht darstellt, ist in Moskau nur zweite Wahl. Die Macht sitzt zwei Kilometer weiter hinter den Kremlmauern.

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