Maschinen für Rosinen

Die andere Seite der “Berlin-Blockade”

Im vorigen Monat wurde in Deutschland und besonders in Berlin mit großem Aufwand der siebzigste Jahrestag des Endes der sogenannten Berlin-Blockade gefeiert. Für die heute wieder über ganz Deutschland Herrschenden wahrlich ein Anlass zu freudiger Erinnerung, denn damit ging „die erste Schlacht des Kalten Krieges” (Egon Bahr) für die Sowjetunion verloren. In der Feierlaune wurden allerdings wesentliche Vorgänge entweder gänzlich ignoriert oder völlig verzerrt dargestellt. Hier ist einiges nachzutragen und richtigzustellen.

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Frühgeschichte der Arbeitsmedizin

Die Manufaktur „verkrüppelt den Arbeiter in eine Abnormität, indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch Unterdrückung einer Welt von Trieben und Anlagen […] Die besonderen Teilarbeiten werden nicht nur unter verschiedene Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt.“Karl Marx, Das Kapital I, S. 381 (MEW)

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Und nun ein chinesisches Jahrhundert?

Ein etwas skeptischerer Blick in die Zukunft

Die Wirtschaftspresse hierzulande klingt besorgt: Die Wachstumsrate des chinesischen Bruttosozialprodukts wird voraussichtlich das dritte Mal in Folge fallen – von 6,8 Prozent (2017) über 6,6 Prozent (2018) auf 6,4 Prozent (2019). Das sind zwar alles Zuwächse, von denen der Westen seit Jahrzehnten nur noch träumen kann, aber – man gibt sich beunruhigt. Nicht ganz zu Unrecht, denn China ist zu einem der wichtigsten Handelspartner des Westens geworden: Wenn die Konjunktur dort “schwächelt”, geht es den Exporteuren hier schlechter. Wurde früher gesagt: „Wenn die USA niesen, bekommt der Rest der Welt Schnupfen“, so gilt das heute offenbar für China. In der Tat, das amerikanische, präziser: das US-amerikanische Jahrhundert ist zu Ende.

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Ein halb-feudales deutsches Kaiserreich?


Über einige heroische Einbildungen des Bürgertums

Die Revolution 1918/19 wird vielfach gefeiert als Aufbruch, der parlamentarische Demokratie, allgemeines Wahlrecht – auch für Frauen – und soziale Rechte brachte. Leider sei die Republik dann an den feudalen Überresten des Kaiserreichs gescheitert, so als hätten der Adel in Staatsapparat, Militär, Polizei und Justiz aus überlebter Vorgestrigkeit im Nationalsozialismus Demokratie und Republik beseitigt, um zum feudalen Kaiserreich zurückzukehren.

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Doppel genäht hält besser


Die Finanzierung der Konterrevolution und ihrer Freikorps 1918-1920

Waldemar Pabst traf sich im Winter 1918 mit dem Großindustriellen Hugo Stinnes und Friedrich Minoux. Die Reste der kaiserlichen Truppen hatten an Weihnachten im Kampf gegen die Matrosen der revolutionären Volksmarinedivision (VMD) in Berlin versagt, darunter auch die Garde-Kavallerie-Schützendivision, eine kaiserliche Elitetruppe, die im Frühjahr 1918 aus Russland infolge des Gewaltfriedens abgezogen worden war. Sie sollte damals den deutschen Armeen bei der Frühjahrsoffensive 1918 helfen, die amerikanischen, britischen und französischen Truppen der Entente ins Meer zu werfen. Der Plan misslang, fast 900 000, meist junge Männer, ließen in diesen wenigen letzten Monaten des Ersten Weltkrieges ihr Leben.

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„Mir ging es darum, das Werk endlich auf dem Stand zu präsentieren, den Marx selbst fixiert hatte“

Ein Gespräch mit Thomas Kuczynski, dem Herausgeber der neuen Textausgabe von Karl Marx, Das Kapital

Ende 2017 erschien im Verlag VSA, Hamburg, „Karl Marx Das Kapital. Kritik der Politischen Ökonomie – Erster Band. Buch I: Der Produktionsprozess des Kapitals“ in Form einer „Neuen Textausgabe, bearbeitet und herausgegeben von Thomas Kuczynski“. In weniger als einem halben Jahr war die erste Auflage vergriffen, eine zweite befindet sich im Verkauf. Das macht deutlich: Das Interesse an der „Neuen Textausgabe“ ist groß. Gleichzeitig gab es aber auch kritische Stimmen, die den enormen Aufwand, den Thomas Kuczynski als Herausgeber und Bearbeiter dieses Werkes zu leisten hatte, hinterfragten: Reichen die „Blauen Bände“, die Marx-Engels-Werke (MEW), und die hochwissenschaftliche MEGA nicht? Warum brauchen wir eine „Neue Textausgabe“? Warum wird in ein solches Projekt ein Jahrzehnt Arbeit eines Wissenschaftlers „investiert“?

Lunapark21 stellte diese Fragen demjenigen, der diese gewaltige Leistung selbst bewerkstelligte: Thomas Kuczynski, der im Übrigen seit der ersten Ausgabe von Lunapark21 im Rahmen der Rubrik „Geschichte und Ökonomie“ in dieser Zeitschrift präsent ist.

Thomas K. wurde von Jürgen Bönig, Autor des 2017 erschienenen Buchs „Karl Marx in Hamburg“ und Mitglied der LP21-Redaktion, interviewt.

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Anthropozän

Ideengeschichtliches zu einer wissenschaftlich umstrittenen Kategorie

Johann Gottfried Herder (1744-1803) begann seine „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ mit dem Kapitel „Unsere Erde ist ein Stern unter Sternen“ und mit dem Satz „Vom Himmel muss unsere Philosophie der Geschichte des menschlichen Geschlechts anfangen, wenn sie einigermaßen diesen Namen verdienen soll.“ Auch Marx hatte diesen universalhistorischen Blick, als er in den „Pariser Manuskripten“ vermerkte: „Die Geschichte selbst ist ein wirklicher Teil der Naturgeschichte, des Werdens der Natur zum Menschen. Die Naturwissenschaft wird später eben so wohl die Wissenschaft von dem Menschen wie die Wissenschaft von dem Menschen die Naturwissenschaft unter sich subsumieren: es wird eine Wissenschaft sein.“ (MEW, Bd. 40, S. 544)

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