Tisch 27: zappelphilipp

Und die Mutter blicket stumm, auf dem ganzen Tisch herum.

Heft 27 - der Tisch - zappelphilipp

ADS/ADHS =Zappelphilipp-Syndrom

„Auch wenn ADS/ADHS mittlerweile eine medizinisch anerkannte Krankheit ist, existieren doch zahlreiche kritische Stimmen, die ADS/ADHS weniger als Krankheitsbild, sondern eher als Konstrukt, Modekrankheit oder Sammelbecken ganz unterschiedlicher Verhaltensstörungen ansehen. Die im Falle von ADS/ADHS auftretenden Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern (und Erwachsenen) können nicht nur biologische Gründe haben, sondern ebenfalls als Reaktion bzw. Kompensation auf die innerhalb der vergangenen Jahre veränderten Gesellschaftsumstände – wie dem gestiegenen Leistungsdruck oder dem ständigen funktionieren Müssen – gedeutet werden. Anlass zur Sorge gibt die Tatsache, dass Betroffene – vor allem Kinder – aufgrund sich zeigender Verhaltensauffälligkeiten von Seiten der Ärzte als ,,krank“ stigmatisiert und vorschnell medikamentös behandelt werden (vgl. Tennemann. 2009). Es drängt sich der Anschein auf, die Zunahme der diagnostizierten ADS/ ADHS Erkrankungen resultiere primär aus gestiegener Profitgier von Seiten der Pharmaindustrie, welche dadurch den Medikamentenabsatz ankurbeln wolle. (…) Leon Eisenberg, amerikanischer Psychiater und Erfinder von ADS/ADHS, hat ebenfalls kurz vor seinem Tod – nach lebenslangen Forschungen in Bezug auf die Erkrankung – gestanden, ADS/ADHS sei ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung. (FAZ 2012).“

Susanne Weiß in: tabula rasa – Zeitung für Gesellschaft und Kultur Nr. 88, 6/2013