Heft 40: España

LP21-Spezial 1 zu Katalonien, Spanien und das Recht auf nationale Selbstbestimmung // Spezial 2 zu Migration & Kapital // Andere Themen: Arbeitsrecht EU // Debatte Bedingungsloses Grundeinkommen // Frauenjobs im Einzelhandel // 400. Montagsdemo gegen Stuttgart21

Liebe Leserin, lieber Leser,

eigentlich ist ein Jubiläum fällig: Sie halten Heft 40 von Lunapark21 in den Händen. Es gibt die Quartalszeitschrift Lunapark21 seit zehn Jahren. Wobei wir im Zeitraum 2008 bis Ende 2017 neben den vierzig Vierteljahreszeitschriften zusätzlich noch 15 Sonderhefte, LP21 Extra genannt, produzierten. Das LP21-Extraheft Nr. 16 (Thema: Privatisierungspolitikvon Infrastrukturen und Schulen) erscheint im übrigen Anfang 2018. Es zählt noch zum Abojahr 2017.

Doch es gibt kein Bankett, keinen Festakt, keine Gratulationstour. Sind wir unfähig, Feste zu feiern, wie siefallen? Oder sollten wir im Frühjahr 2018, wenn die zehn Jahre vollendet sind (LP21 Heft 1 erschien im Frühjahr 2008), eine veritable Sause veranstalten? Oder zumindest aus Heft 41 ein Ten-years-later-Sonderheft machen? Um ehrlich zu sein: Wir haben bislang keinerlei Pläne, für das Jubiläum einen eigentlich fälligen festlichen Akzent zu setzen. Sicherlich auch deshalb, weil die Menschen im LP21-Team in höchst unterschiedlichen, eigenen Projekten und Engagements stecken, die meist alle Kräfte binden. Weil die Treffen des LP21-Teams meist nur virtuell stattfinden (am 16.12., nachdem dieses Heft in die Druckerei ging, haben wir allerdings unser Jahrestreffen).Die Lunapark21-Arbeit machen wir im Übrigen alle ehrenamtlich und „nebenher“, wenn auch mit Leidenschaft und Herzblut.

Gestartet ist unsere „Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie“ exakt zum Auftakt der neuen Wirtschafskrise. Da wir das Projekt lange im Voraus planten, war dieses Zusammenfallen von Zeitschrift zur Krise mit der realen Krise reiner Zufall. Zumal sich von kapitalistischen Krisen nur vorhersagen lässt, dass sie zyklisch auftreten, nicht jedoch WANN sie eintreten. Ein kluger Bourgeois-Kopf, ich glaube, es war Joseph P. Kennedy, der Vater von John F. Kennedy, sagte einmal, die großen Wirtschaftskrisen kämen genau dann, wenn alle behaupten würden, es habe sich eine ewige Konjunktur eingestellt und wenn Hausfrauen und Schuhputzer Börsentipps geben würden. Er machte auf dieser Basis das Geschäft seines Lebens und stieg rechtzeitig vor der Weltwirtschaftskrise 1929 aus seinen Aktien aus (die Gewinne, die er im illegalen Prohibitionsgeschäft machte, waren allerdings tatsächlich verstetigt, kaum zyklisch).

Aktuell haben wir eine solche Situation: Die Mehrheit der Kommentatoren auf den Wirtschaftsseiten geht von einem weiter lang anhaltenden Aufschwung aus – obgleich das Ende der weltweiten Krise und der Beginn des neuen Aufschwungs gut acht, knapp neun Jahre zurückliegen und die Vorhersage einer baldigen Krise nahe liegt. Soll ich jetzt hinweisen auf das Handelsblatt vom 12.10. („Die Angst vor dem Crash“) oder vom 11.11. („Gier frisst Zukunft“), auf die Börsen-Zeitung vom 13.10. („Finanzkrise 2.0“) oder auf dieselbe Zeitung vom 20.10. („Die Finanzmärkte haben sich abgekoppelt“), auf den Spiegel, Heft 6/2017 („Vor dem Crash“) oder auf die Financial Times vom 18.10. („The risks of another crash course“) bzw. auf dieselbe Zeitung vom 3.12. (“The danger of digital gold rush – Bitcoin craze dwarfs the tech bubble”) oder auf die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8.12. („IWF warnt vor Chinas Schulden. 27 von 33 Banken können im Krisenfall kippen“) und argumentieren, wir stünden vielleicht doch vor einer solchen neuen Krise? Die ihren Ursprung in China haben würde? Oder in der Bitcoin-Blase? Oder in der absehbaren Venezuela- Staatspleite? Tu ich natürlich nicht! Denn dann hätten wir in diesem Heft ja das Thema verfehlt. Und mindestens eines der beiden LP21-Spezial hätte dann die weltwirtschaftliche Lage zum Thema haben müssen. Wobei dies eine echte Besonderheit ist. Zum ersten Mal konnten wir uns nicht für ein LP21-Spezial entscheiden. Weswegen das Heft zwei jeweils rund 20-seitige Schwerpunkte enthält, einen zu Katalonien und einen weiteren zur Migration.

Ich wünsche eine gute Lektüre, erholsame Tage und uns allen mehr Demokratie, Fortschritte in der gesellschaftlichen Emanzipation und vor allem Frieden.

Winfried Wolf, Chefredakteur Lunapark21

Leseproben:

Quartalslüge IV/MMXVII: „Flüchtlinge sind bedauernswert. Aber eben eine normale Begleiterscheinung der Geschichte“

Harte kapitalistische Realitäten und nichtkapitalistische Kollektive

Flucht, Elend & Profit