Spezial Weltumordnungen

Hunger, Inflation, Rüstung

„Das Kopfende des Bettes stand an einer Seitenwand, wo Wladimir Putin hing, als Kalenderblatt, einen Geparden streichelnd. Den Kalender hatte ihr eine russische Pflegerin geschenkt. Meine Mutter hatte eine Schwäche für Putin, sie fand, er hätte so traurige Augen“, heißt es im Roman „Serge“ von Yasmina Reza, der dieses Jahr auf deutsch erschienen ist.

Auch die Lunapark21-Redaktion hat versucht, Putin in die Augen zu schauen, ist dabei aber nicht wirklich schlauer geworden.

Und wir wagen auch nicht zu prognostizieren, wie der Krieg in der Ukraine bis zur nächsten Ausgabe der Lunapark21 im Oktober fortgehen wird. Stattdessen versuchen wir in zehn Beiträgen in diesem Spezial einige Auswirkungen des tragischen Konflikts zu beschreiben: die Krise Russlands, die Aufrüstung Deutschlands, die Preissteigerungen und die Verknappung der Nahrungsmittel.

Und wir müssen feststellen, dass der Krieg sein hässliches Gesicht vor allem den Frauen zeigt.

Vom Historiker Bernd Greiner lassen wir uns über die potenteste Militärmacht der Welt informieren. US-Regierungsberater Zbigniew Brzezi ´ nski erklärt uns die aktuelle Lage aus der Perspektive von vor 25 Jahren. Und vom einzigen deutschen Professor für Militärgeschichte lassen wir uns gesagt sein, dass die Bundeswehr am Hindukusch erwachsen geworden sei.

Damit sind wir aber noch nicht bis zum Boden aller Tatsachen vorgedrungen und schließen uns dem Resümee unseres Autors Georg Fülberth an: „Wer in der ökonomischen und politischen Verfasstheit Russlands eine Ursache für Putins Herrschaftsform und seine Fehlentscheidung sucht, kommt zu einem blamablen Ergebnis besonderer Art: Es gibt gegenwärtig offenbar keine angemessene – auch keine marxistische – Analyse der russischen Gesellschaft, aus der sich eine Erklärung für die Aggression herleiten ließe.“