Plötzlich alles zu Hause Familienleben im Corona-Lockdown

Bernhard Knierim (LP21-Redaktion)

Als ich Mitte März zum letzten Mal bei meiner Arbeitsstelle im Bundestag war, war schon absehbar, dass alle Mitarbeitenden dort für längere Zeit im Home-Office arbeiten würden. Anfangs stellte ich mir das recht gemütlich vor ohne Arbeitswege – bis einen Tag später klar wurde, dass auch Schulen und Kitas mit sofortiger Wirkung geschlossen würden. Seitdem begann für uns ein ständiges Jonglieren der Überforderungen: Jeder Partner arbeitet einen halben Tag – abwechselnd morgens und nachmittags – einigermaßen ungestört, während die oder der andere sich jeweils in der Zeit um Haushalt und Kinder kümmert. Effektiv reicht die Zeit nie aus. Das hat zur Folge, dass all das hinten runterfällt, was nicht absolut notwendig ist – z.B. die freiwilligen Engagements und nicht zuletzt die Zeit zum Ausruhen alleine.

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Nach der Krise ist vor der Krise

Volker Lösch (LP21-Autor)

Vor vier Wochen haben wir am Düsseldorfer Schauspielhaus wieder zu proben begonnen. Das rasche Hochfahren des Betriebs kam unerwartet, schon finden Überbietungswettbewerbe statt, welche Institution sich als erste wieder vor Publikum zeigt. Es gelten zwar wie überall Abstands- und andere Regelungen, das Spielen und Schreiben und Inszenieren hat sich aber wenig verändert.

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Wieder auf Liebe, Schnaps & Revolution am Tresen anstoßen

Gisela Notz (LP21-Redaktion)

„Aber über mich red ich nicht!“ Da geht’s mir ganz so, wie der Schauspielerin Therese Giehse, die das allen gesagt haben soll, die etwas über sie wissen wollten. Nun soll ich etwas über mich und die Corona-Zeiten schreiben? In den ersten Tagen kam ich mir vor, wie im Science-Fiction Film. Schließlich habe ich so etwas in den vielen Jahren, die ich auf der Welt bin, noch nicht erlebt. „Bleib zu Hause“, das war für mich nicht so schlimm (für viele Frauen schon), ich bin eh seit 13 Jahren im Home-Office: Wir haben einen großen Garten und auch sonst viel Freiraum und ich kann am Kanal spazieren gehen. Kaufhäuser und Flieger brauch ich nicht, ohne Friseur geht´s auch, ohne Kino schon schwerer und die drei Lokale, in denen wir öfter essen gehen, hatten zu. Das vermisste ich schon. Ich musste plötzlich täglich für mich kochen, auch weil – das war viel schlimmer – meine Vortragsreisen wegfielen. Nun hatte ich kein Publikum, kein Feedback und keinen Austausch mit den jungen Menschen. Die klugen Artikel, die mehr als täglich bei mir eintrudelten, von Kollegen, die alles über Corona wussten oder besser wussten, jedenfalls noch besser als der andere, konnten das nicht ersetzen. Sie gingen mir so lange auf die Nerven, bis ich sie nicht mehr gelesen habe. Ich hatte genug zu tun. Ich hatte viele Texte zu schreiben, junge und ältere Frauen zu trösten, die den Lärm ihrer Nachbarn nicht mehr ertragen konnten, und Omas aufzumuntern, die ihre Enkel nicht mehr sehen konnten. Ich lernte alle möglichen Video-Konferenz-Programme, halte Vorträge und sehe immer noch kein Publikum: Das sitzt nun weit weg, hinter dem Laptop und diskutiert per Zoom mit mir. Ich habe schon viereckige Augen.

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