War is business: Die Rüstungsindustrie

Aus: LunaPark21 – Heft 17

Die Umsätze der 100 größten Rüstungskonzerne sind nominell von 157,6 Milliarden US-Dollar auf 411 US-Dollar angewachsen – eine Steigerung um fabelhafte 160 Prozent. (Grafik 4). Auch inflationsbereinigt entspricht das einer Steigerung der Rüstungsumsätze der TOP 100 um über 100 Prozent in diesem Zeitraum. Auch in der Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2008 hält das Wachstum der Rüstungsumsätze ungebrochen an.

Von den 100 größten Rüstungskonzernen kommen 78 aus den USA bzw. Westeuropa. 91,7 Prozent der Rüstungserlöse der TOP 100 vereinigen diese auf sich. Im Detail: 45 US-amerikanische Rüstungsschmieden mit 61,5 Prozent des Umsatzes, 33 westeuropäische mit rd. 30 Prozent des Umsatzes. Von den 33 westeuropäischen Rüstungskonzernen kommen 26 aus den vier Staaten Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Italien. Zehn der Top 100 kommen aus Asien (drei aus Indien, vier aus Japan, einer aus Singapur, zwei aus Südkorea), fünf aus dem Nahen Osten (drei aus Israel, einer aus Kuwait, einer aus der Türkei). Schwachpunkt dieser SIPRI-Analyse ist jedoch, dass Rüstungsunternehmen aus China in dieser Liste nicht erfasst sind.

Auch innerhalb der Top 100 gibt es eine enorme Zusammenballung von Macht. Allein die 11 größten Rüstungsunternehmen vereinigten 2000 bereits 57,3 Prozent des Umsatzes der 100 größten auf sich, 2009 waren es bereits 59,4 Prozent. Sieben davon kommen aus den USA, vier aus der EU. Für diese TOP 11 war das abgelaufene Jahrzehnt ein wahres El Dorado (siehe Tabelle 1). Ihre Rüstungsumsätze konnten sie von 90,3 Mrd. (2000) auf 238,2 Mrd. (2009) steigern (plus 164 Prozent). Die vier größten EU-Unternehmen – BAe-Systems, EADS, Thales und Finmeccanica – konnten zwischen 2000 und 2009 ihre Rüstungsumsätze sogar um (nominell) 268 Prozent steigern. Hier fließen mehrere Komponenten zusammen: Die Auflage großer EU-Rüstungsprojekte (z.B. Eurofighter, Tiger-Kampfhubschrauber); die politisch forcierte „Buy European“-Strategie, die sich auch in der Schaffung einer EU-Verteidigungsagentur 2004 manifestiert; die wachsenden Rüstungsexporte Westeuropas in Konfliktregionen (v.a. Naher Osten), sowie das Naschen am stark steigenden US-Rüstungskuchen (insbesondere die britischen BAE-Systems, die 47 Prozent ihres Umsatz am US-amerikanischen Markt macht).

Trotz der staatlichen Austeritätspolitik sind die Auftragsbücher der vier größten EU-Rüstungskonzerne nach wie vor randvoll:

Auftragsbestände (in Mrd. Euro, Stand Ende 2010)

  • EADS (Mil-Sparte) 58,3 Mrd.
  • BAE-Systems 46,8 Mrd.
  • Finmeccanica 46,5 Mrd.
  • Thales 25,0 Mrd.

Summiert ergibt das 176,6 Mrd. an Rüstungsaufträgen in den Büchern alleine dieser vier europäischen Rüstungsfirmen. Zum Vergleich: Das übertrifft deutlich das Bruttoinlandsprodukt von Ländern wie Portugal oder Irland. Alleine der militärische Auftragsbestand von EADS entspricht mehr als dem 1,5-fachen des Bruttoinlandsprodukts von Ländern wie Bulgarien oder Slowenien.

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