Athen im Juni: Bilder – Eindrücke – Gespräche

Winfried Wolf in Lunapark21 – Heft 30

Vorbemerkung. Der ERSTE Entschluss, ANFANG JUNI nach Athen zu fliegen, erfolgte kurzfristig. Es ging darum, die Möglichkeit einer Kooperation zwischen der von mir mit gegründeten neuen Publikation FaktenCheck:HELLAS – FCH und der Zeitung der Redakteure (EFSYN) auszuloten. Wir hatten das FCH-Projekt höchst kurzfristig aus der Taufe gehoben und sind von dessen Erfolg einigermaßen überrascht (siehe hier). Dabei mag eine Rolle gespielt haben, dass es bei mir eine weit zurückreichende, persönliche Beziehung zu Griechenland gibt.[1] Mit dem Aufbrechen der Griechenlandkrise 2009 kam es – so auch mit dieser Zeitschrift Lunapark21 – zu einem neuen Engagement für die griechische Bevölkerung. Sodann bin ich seit langer Zeit befreundet mit Nikos Chilas, der viele Jahre lang für das griechische staatliche Fernsehen als Berlin-Korrespondent tätig war und heute für die griechische Zeitung To Vima in Berlin arbeitet. Chilas unterstützte von Anfang an das neue Zeitungsprojekt. Schließlich ist Dorothee Vakalis zu nennen, die seit 1974 in Griechenland lebt, lange Zeit als Pfarrerin in Thessaloniki tätig war und für ihre interkulturelle Vernetzungsarbeit zwischen Griechenland und Deutschland mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse gewürdigt wurde. Sie gab wesentliche Anstöße für das FCH-Projekt und erstellte u.a. die erste Fassung des Briefs griechischer Theologinnen und Theologen an den Evangelischen Kirchentag in Stuttgart mit der dringenden Bitte um Solidarität mit Griechenland (siehe FCH Nr. 3, S. 6/7). Dorothee wiederum lernte ich 2010 kennen – im Rahmen einer Veranstaltung in Freiburg/Brsg. zu Griechenland, die sie mit organisiert hatte.

Linke Tageszeitung EFSYN Bereits die Redaktionsräume und das Personal der linken, täglich erscheinenden „Zeitung der Redakteure“ (Efimerida ton Syndakton – EFSYN) wirken auf mich beeindruckend. Ich hatte mit einem netten kleinen Team nach Art der „jungen Welt“ gerechnet: vier Dutzend Leute oder so. Doch es sind mehr als 100 Personen, die in Athen in der Kolokotroni-Straße, nicht weit entfernt vom zentralen Syntagma-Platz, werken. Das Produkt sechs Mal pro Woche: eine 48 Seiten starke Tageszeitung, professionell gemacht, eine spannende Mischung aus Texten, Reportagen, Analysen und Bildern (letztere teilweise im Vierfarbdruck), mit ausführlichem Politik-, Wirtschafts- und Kulturteil und – Tag für Tag – mit acht Seiten Sport. Redakteur Dimitris Psarras, Autor von Büchern u.a. zur faschistischen Partei „Goldene Morgenröte“[2] : „EFSYN ist seit Jahren die einzige Tageszeitung, deren Auflage trotz der Krise wächst.“ Das Blatt wird von einer Genossenschaft gemacht; es gibt einen – sehr niedrigen – Einheitslohn, der für die Kopfarbeiter gleich hoch wie für die Technik-Leute ist. Viele der hochprofessionellen Journalisten kommen von großen bürgerlichen und liberalen griechischen Tageszeitungen, die teilweise vom Markt verschwanden.

Irgendwie gelingt es Dimitris, dem Chefredakteur Nicolas Voulelis 15 Minuten abzuringen, um die Kooperation EFSYN-FCH unter Dach und Fach zu bringen. Die Zeit ist an diesem Tag besonders knapp bemessen: Neben dem üblichen Stress, den eine Tageszeitung an jedem späten Nachmittag produziert, schreiben wir Donnerstag, den 11. Juni: Vor genau zwei Jahren ließ die damalige Regierung Samaras den staatlichen Rundfunk und das staatliche Fernsehen ERT ohne Vorankündigung schließen. 2600 Medienleute wurden über Nacht entlassen. Damals gab es keinen Aufschrei einer demokratischen europäischen Öffentlichkeit über diesen offensichtlich von der Troika inspirierten Putsch. Am heutigen Tag, exakt zwei Jahre, nachdem die ERT-Stecker gezogen wurden, erfüllt die Tsipras-Regierung ein weiteres Wahlversprechen: ERT geht wieder auf Sendung. Feier-Stimmung auch in der Kolokotroni-Straße. Voulelis gratuliert den ERT-Leuten – in einem ERT-TV-Interview.

ERT – Wiedereröffnungsfete Eigentlich bin ich wolfshundemüde; will ins Hotel, um zu schlafen. Doch Nikos, der mich von Berlin all die drei Tage hindurch betreut oder auch mal dirigiert, besteht darauf: Meine Anwesenheit beim ERT-Fest sei jetzt erste Genossenpflicht. Er organisierte auch Sissi, eine ehemalige ERT-Beschäftigte, die mich am Syntagma-Platz abholt. Die Fahrt mit U-Bahn und Bus bis zum weit außerhalb des Zentrums liegenden ERT-Gebäude erscheint endlos. Vor dem riesigen ERT-Gebäude, das an einen DDR-Funktionsbau der 1970er Jahre – oder auch an das Stuttgarter Rathaus – erinnert, haben sich mehrere Tausend Menschen auf dem grünen Areal versammelt. Ein gutes Dutzend Musikgruppen und Sänger wechseln sich mit ihren Auftritten ab. Sissi: „Alle treten heute gratis auf – aus Solidarität! Aber leider ist das zu viel Folklore. Dabei haben wir so gute Rockgruppen!“. Varoufakis sitzt irgendwo in der Menge und ist gelegentlich auf der großen Leinwand, auf der die Auftritte übertragen werden, zu sehen. Personenschützer sind nicht zu erkennen. Irgendwann stürmt Tsipras auf den Platz, um eine kleine Ansprache zu halten. Er wird begeistert begrüßt. Dass er jedoch den alten ERT-Chef Lambis Tagmatarchis zum neuen ERT-Chef machte und diesen gleich mitgebracht hat, wird, trotz der verbreiteten Feierlaune, mit einem Pfeifkonzert kommentiert. Sissi berichtet enthusiastisch davon, wie der Sender, nachdem die Regierung Samaras ihm den Saft abdrehte, von den Beschäftigten besetzt wurde. Wie sie in Eigenregie und ohne Bezahlung den Betrieb als eine Art Schwarzfunk aufrechterhielten. Wie sich nach der gewaltsamen Räumung der Athener ERT-Zentrale durch die Polizei im November 2013 ein Rundfunk-„Piratensender“ – ERT open – herausbildete, der vom ERT-Gelände in Thessaloniki aus betrieben wurde. Und jetzt also dieser Triumph: ERT ist hochoffiziell wieder da! Der größte Teil des ehemaligen Personals wird wieder eingestellt (allerdings bei deutlich reduzierten Gehältern). Immer wieder trifft – und umarmt – Sissi in der Menge ehemalige ERT-Kolleginnen und Kollegen. Fast alle zeigen sie stolz nach oben, wo auf dem Dach des Gebäudes an diesem Tag zum ersten Mal wieder die roten Leuchtschrift-Buchstaben „EPT“ (= ERT) in den Nachthimmel ragen. Sissi: „Die werden in den nächsten Tagen und Wochen zeigen müssen, ob sie zu einem kreativen, neuen Journalismus fähig sind. Das darf nicht der Stil des alten Staatssenders sein.“ In den nächsten Tagen gewinne ich beim vergleichenden Durchzappen durch die privaten Kanäle und die zwei ERT-Kanäle den Eindruck, dass das (noch) nicht gelungen ist. Andererseits ist es sicher auch zu viel verlangt, sofort einen Neustart zu erwarten, der von Basisdemokratie und Offenheit gegenüber den gesellschaftlichen Kämpfen geprägt ist.

Regierungswechsel & Tapetenwechsel Am 12. Juni treffe ich mich mit einer griechischen Journalistin. Es ist ein Zufall, dass ich am Beginn der Krise in Griechenland, 2010, in einer westdeutschen Stadt gemeinsam mit ihr eine Veranstaltung zum Thema Griechenland bestritt. Nennen wir die Frau Nikoleta. Bereits nach den ersten Wortwechseln, muss ich ihr kundtun: „Ich kenne Dich kaum wieder! Damals, bei dieser Veranstaltung in Deutschland, da wirktest Du auf mich irgendwie defätistisch. Ich war damals voller Hoffnung auf das, was sich in Griechenland entwickeln würde. Das war sicher naiv; eben rosa Brille. Doch jetzt erlebe ich Dich völlig verändert: so optimistisch und kämpferisch!“ Nikoleta bestätigt beides: ihre Stimmung vor fünf Jahren und die Veränderung seit dem 25. Januar 2015. „Ich hab nach der Wahl alles hingeschmissen. Ich verließ die Stadt, in der ich lebte und die ich liebe. Ich ging nach Athen – nicht wirklich meine Stadt. Und ich nahm das Angebot an, das SYRIZA mir machte – als Beraterin aktiv zu sein. Hier verdiene ich deutlich weniger als zuvor in meinem Journalisten-Job. Doch ich sagte mir: ´Wann, wenn nicht jetzt?!´“ Meine erste Frage zur Lage „Warum bloß haben Tsipras und SYRIZA als führende Regierungspartei eine reine Männer-Riege als Regierungskabinett zusammengezimmert?“ beantwortet Nikoleta erstaunlich offen: „Das ist ein Jungs-Club. Und das Fehlen von Frauen in der Regierung ein schwerer Fehler.“

Dabei sollte es, was Nikoletas Kritik an SYRIZA betrifft, bleiben. Selbst in der schwierigen Diskussion darüber, warum SYRIZA nicht eine radikale Kürzung der Rüstungsausgaben fordere, bleibt es bei ihrer grundsätzlichen Verteidigung der SYRIZA-geführten Regierung. „Das kannst du nicht mit Deutschland vergleichen. Hier gab es fast nie wirklich Frieden. Wir hatten nach dem Zweiten Weltkrieg Bürgerkrieg, neue Vertreibungen und die Verfolgung der Linken. Dann den Faschismus 1967 bis 1974. Seit den 1990er Jahren gibt es neue Kriege auf dem Balkan – das ist direkt vor unserer Haustür. Und die Scheinluftkriegsaktionen, die sich türkische und griechische Kampfflugzeuge regelmäßig über griechischen Inseln, die direkt von der türkischen Küste liegen, liefern – die sind keine Show. Das ist Realität – und das kann schnell in blutigen Ernst umkippen.“ Im übrigen gab es da die massiven Rüstungsgeschäfte früherer Regierungen mit Deutschland und Frankreich, die auch zu dem großen Militärhaushalt beitrugen. Es war der deutsche Außenminister Westerwelle, der zu Beginn der Griechenland-Krise, darauf drängte, dass das griechische Heer deutsche Eurofighter-Kampfbomber kauft.

Was vom der Liste im Spiegel zu halten sei, mit der eine neue-alte Vetternwirtschaft dokumentiert werden soll?[3] Das sei „fast komplett unverschämt“. Klar gebe es in diesem kleinen Kreis, den SYRIZA darstellt, das Problem, dass in führenden Positionen Leute auftauchten, die miteinander verwandt, verschwägert usw. seien. Hier gehe es aber in der Regel nicht um Vetternwirtschaft. Nikoleta nennt mir dann zwei Beispiele aus dieser Liste. Danach habe SYRIZA schlicht für verschiedene zu vergebende Positionen gute und zum Teil bestmögliche Personen ausgewählt und eingesetzt. Dass dabei z.B. einmal die eine Partnerin des anderen sei, sei Tatsache, aber nicht per se verwerflich.

Wer wählte bloß Merkel? Ich brauche ein Geschenk für meine Tochter. Am Straßenrand unter der Akropolis stoße ich auf einen Straßenhändler, der Armbänder und Halsketten verkauft und dabei mit flinker Hand und Zange aus Silberdraht den Namen der auserwählten Trägerin zurechtbiegt – als Teil des Schmucks und „in griechischen oder lateinischen Buchstaben“. Das sei, wie leicht erkennbar, „rein griechische Handarbeit“. Anders als in den Läden im Umkreis, wo „fast alles aus China oder Bangladesch“ stamme. Schnell identifiziert er mich als Deutschen. Ebenso schnell entschuldige ich mich für die Politik der deutschen Regierung gegenüber Griechenland. „Ach wissen Sie“, so die Antwort. „Ich war neulich in Südafrika. Da haben mir alle gesagt, [Präsident] Zuma sei ein Zombie. Da hab ich gesagt: ´Aber irgendwer muss den doch gewählt haben.´“

Welch ein Personal! In einem Lokal in der Nähe des Lysicrates-Monuments, in der Plaka, der Altstadt, treffe ich mich mit einer Frau, nennen wir sie Marianne T., die seit Jahrzehnten in Athen lebt, und die für ein deutsches Unternehmen arbeitet. Sie findet die Publikation FaktenCheck:HELLAS, von der sie die Nr. 3 in griechischer Sprache las, gut, sieht es jedoch kritisch, dass die Macher dieses Projekts, darunter ich, eine viel zu geringe Kenntnis über die griechische Geschichte und Kultur haben. Ich kann ihr da eigentlich nur zustimmen. Es wäre optimal, ein Projekt wie FCH würde von Leuten gemacht, die über ein derart bewundernswertes Wissen, Griechenland betreffend, verfügten, wie es bei dieser Frau der Fall ist. Ein Beispiel, über das wir dann sprechen, fällt gleich auf fruchtbaren Boden. Der Fall Max Merten sei kein Einzelfall.[4] Es habe mehrere Deutsche gegeben, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Griechenland wegen Kriegsverbrechen vor Gericht standen und teilweise sogar bereits verurteilt worden waren, die von der Bonner Regierung faktisch freigepresst wurden. Inzwischen haben wir die entsprechenden Informationen gesammelt; die kommende Ausgabe von FCH wird solche Fälle dokumentieren – einschließlich eines Gesetzes zur Generalamnestie für alle NS-Täter, das das griechische Parlament 1959 beschloss und das als implizite Vorleistung für das deutsch-griechische „Globalabkommen“ von 1960 zu gelten hat, mit dem Griechenland 115 Millionen DM erhielt. Marianne ist offensichtlich keine SYRIZA-Anhängerin (ihr Mann, ein Grieche, offensichtlich sehr wohl: „Mein Augenlicht und SYRIZA“, pflege er zu sagen). Was die Sparmaßnahmen und die aktuellen Forderungen der Institutionen betrifft, teilt sie jedoch sehr wohl die Position von SYRIZA: „Eine weitere Rentenkürzung – das erträgt die Bevölkerung nicht.“ Im Verlauf des Gesprächs gibt es immer wieder Passagen, die auf die innere Spannung bei Marianne hindeuten, einerseits irgendwie noch als Deutsche zu empfinden und andererseits in Griechenland verwurzelt zu sein. Varoufakis sei doch reichlich arrogant und Tsipras und Varoufakis fast immer naiv aufgetreten bei all diesen Treffen auf EU-Ebene. Ich frage: „Ist es nicht so, dass diese neue griechische Regierung mit Tsipras und Varoufakis ein Spitzenpersonal hat, dem gegenüber Merkel, Schäuble, Gabriel, Hollande, Rajoy, Renzi, Dijsselbloem und Juncker wie ein mieses Häufchen grauer Mäuse aussehen?“ Marianne muss dem dann doch zustimmen. All seien sie stolz gewesen über die ersten Auftritte der neuen Regierung hier in Griechenland, auf EU-Ebene oder in anderen Ländern.

Auch in diesen Tagen, Ende Juni, in denen ich diese Zeilen schreibe, empfinde ich großen Respekt vor Alexis Tsipras, der von einem Krisengipfel zum nächsten strebt. Der auch mal allein in diesen Geier-Horst mit Draghi, Juncker, Lagarde und Dijsselbloem beordert wird und dort den Standpunkt seiner Regierung – nein, den seines Landes – vertritt. Der dann noch Zeit hat, mal auf einen Sprung in St. Petersburg auf dem Internationalen Wirtschaftsforum vorbeizuschauen und dort zu sagen: „Wir stehen im Sturm. Aber wir sind ein Seefahrervolk und haben keine Angst, aufs offene Meer zu fahren. Wir werden ganz bestimmt in einen sicheren Hafen finden.“ Nicht nachvollziehbar bleibt für mich jedoch: Warum lässt er sich von Juncker bei jedem Treffen auf die Schultern klopfen, die Juncker´sche Krawatte über sein krawattenloses offenes Hemd halten oder sich von diesem Mann, der in der EU eine Rolle wie Blatter in der FIFA spielt, gar die Wangen tätscheln?

Im Taxi Auf der Rückfahrt zum Flughafen, in der Nähe einer Autobahnauffahrt, kurvt der Taxifahrer durch einen Hain. Ich entziffere den Ortsnamen. Ich spreche, die griechischen Buchstaben ins Gedächtnis rufend, laut vor: „Kesariani“. Die Reaktion kommt prompt: „Yes! German faschists killed Greeks here. Antifascists! Good men! Like Glezos and Tsipras!“[5] Ich überlege, ob sich Vergleichbares in Berlin ereignen könnte: Ein Grieche wird in einem Taxi am Bendlerblock vorbeigefahren. Der Fahrer informiert ungefragt darüber, dass hier eine größere Zahl der Hitler-Attentäter des 20. Juli 1944 hingerichtet wurden. Eher unwahrscheinlich. Besonders unwahrscheinlich, dass der Fahrer ein Deutscher ist.

Das Land als Schnäppchen Im Flieger lese ich Immobilien-Kleinanzeigen aus der Griechenland-Zeitung. „Diakopto, Villa, 225 qm, Neubau – beste Bausubstanz; LUXUS; Grundstück 825 qm. Drei Etagen, drei Schlafzimmer, ein Wohnraum, Kamin, Küche, Bad, überdachte Balkone, Garten, Parkplatz, Blick auf Meere; 182.500 Euro VB […] Aigion, Boulomeno, 1000 qm, bis zu 400 qm Haus bebaubar. Blick auf den Korinthischen Golf, 35.000 Euro.“ Tsipras sagte am 24. Juni, die Gläubiger wollten womöglich keine Einigung. „Oder sie verfolgen spezifische Interessen.“ Ein verfolgtes Interesse bei der Troika-Operation Hellas besteht darin, das Land, seine Ressourcen (z.B. Gold auch Chalkidike) und seine Arbeitskraft auf Schnäppchenpreis-Niveau zu drücken. Mit europaweiten Auswirkungen.

Anmerkungen:

[1] Der Putsch der faschistischen Obristen vom 21. April 1967 – und die Tatsache, dass damit ein Nato-Plan mit der Tarnbezeichnung „Prometheus“ umgesetzt wurde – waren für mich der Anlass, den Kriegsdienst zu verweigern. Kurz darauf, 1969 verfasste ich für die „Studiobühne II“ an der Universität in Freiburg/Brsg. ein – wahrscheinlich ziemlich schlechtes – Theaterstück über das damalige Griechenland unter der Pattakos-Papadopoulos-Diktatur („Hellas-Report“), um danach, organisiert von antifaschistischen griechischen Gruppen, mit dieser Theatergruppe eine Westdeutschland-Tournee zu machen und das Stück vor griechischen „Gastarbeitern“ aufzuführen. 1971 betätigte ich mich– „angestiftet“ durch den späteren „Lindenstraßen-Wirt“ Kostas Papanastasiou – als Kurier, um antifaschistische Materialien nach Griechenland zu schmuggeln.

[2] Dimitris Psarras, Neofaschisten in Griechenland – Die Partei Chrysi Avgi, Hamburg 2014, LAIKA-Verlag.

[3] Am 7. Mai 2015 brachte Spiegel-online einen Beitrag von Giorgos Christides mit der Überschrift Syriza ist auch nicht besser, der ein halbes Dutzend Fälle auflistete, die den Vorwurf einer neuen Vetternwirtschaft – nunmehr zugunsten von SYRIZA- und ANEL-Leute – belegen sollte.

[4] Max Merten war von 1941 bis 1944 Chef der deutschen Wehrmachtsverwaltung in Thessaloniki und einer der Organisatoren der Deportation von 48000 Jüdinnen und Juden in die NS-Vernichtungslager. Er wurde 1957 in Griechenland verhaftet, vor Gericht gestellt – dann jedoch, als Ergebnis massiven Drucks der Bonner Regierung, am 5. März 1959 frei gelassen. Zurück in der BRD erhielt er eine „Heimkehrerentschädigung“. Merten starb 1971 unbescholten.

[5] In Kesariani ermordeten die deutschen Besatzer 600 Griechinnen und Griechen wegen Widerstandsaktivitäten, überwiegend Kommunisten. Siehe Rolf Becker in FCH01, S. 1.