Weltwirtschaft vor klimabedingten Burnout
Es grenzt mittlerweile an ein absurdes Unterfangen, den Abgrund zwischen den objektiven Notwendigkeiten einer nachhaltigen Klimapolitik und der tristen Realität des real existierenden Spätkapitalismus überhaupt noch zu vermessen. Die jüngste Zahlenrelation, die letztendlich die Unvereinbarkeit von Klimaschutz und Kapitalismus ausdrückt, lautet 45 zu 1. Laut Berechnungen des Weltklimarates wäre bis 2030 eine globale Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen um 45 Prozent notwendig (gegenüber dem Wert von 2010), um die globale Erwärmung unter dem Grenzwert von 1,5 Grad Celsius zu halten. Um den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, müsste der CO2-Ausstoß um 25 Prozent im besagten Zeitraum fallen – wobei all diese Vorgaben angesichts der Kipppunkte im Weltklimasystem, nach deren Überschreitung der Klimawandel außer Kontrolle gerät, ohnehin einen großen Unsicherheitsfaktor aufweisen.
Innerhalb des kapitalistischen Regimes der Sachzwänge scheint indes nur eine Reduzierung der Emissionen um ein Prozent „realistisch“ zu sein, wie das Klimasekretariat der Vereinten Nationen Ende Februar 2021 anlässlich der Veröffentlichung der Zwischenbilanz der Klimaziele für das Jahr 2030 konstatieren musste. Viele der Vertragsstaaten des Pariser Klimaschutzabkommens hätten ihre aktualisierten Klimapläne nicht eingereicht, nur 70 Staaten, die für 30 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, wären den Vertragsbestimmungen nachgekommen, klagte die UN-Organisation. Zudem waren viele der vorgelegten nationalen Planungen zur Emissionsreduzierung trotz manifester Klimakrise wenig ambitioniert: Sie enthielten kaum Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausstiegs aus der fossilen Wirtschaftsweise. Mit den USA und China hätten überdies die beiden größten Emittenten von Treibhausgasen keine aktualisierten Planungen vorgelegt – dies soll erst im Herbst 2021 geschehen.