meldungen & ansprachen

Corona & Capital

Am 23. Februar schickte Giorgio Armani seine Models ohne Gäste auf die Laufstege. „Keiner unserer wertvollen Gäste soll ein Risiko eingehen“, so der Firmen-Boss. Die Gäste aus China sagten ihr Kommen zur Maländer Modemesse eine Woche vorher ab. Kein Problem, man kann auch aus dem Corona-Virus Kapital schlagen: Vor pechschwarzen Wänden das Défilé von wenig Textil und viel Haut – das Streaming live in Peking und Schanghai zu sehen. Heidi Klum ließ 2018 ihre Models durch einen Gefängnishof nach Art von Guantánamo stolzieren – hinter dem Gitterzaun geifernde orange gekleidete Gefangene. The show must go on…

Luxus-Treiber – Luxus Crash-Auslöser?

Der Luxus-Sektor, fälschlich als „Industrie“ bezeichnet, war in den letzten drei Jahren an den Weltbörsen tonangebend. Der Luxuskonzern LVMH (Christian Dior, Louis Vuitton, Hennessy, Tiffany, Venice-Simplon-Orient-Express) lag Anfang 2020 mit einem Börsenwert von 220 Milliarden Euro gleichauf mit der europäischen Nummer 3 Royal Dutch Shell. Der LVMH-Aktienkurs stieg 2019 um 60 Prozent. Vergleichbare Sprünge machten die Luxus-Riesen Hermès, L´Oréal und Kering (u.a. Gucci). Ein Kommentator der FAZ brachte das spekulative Phänomen auf den Punkt: „LVMH hat mit seinem Börsenwert jetzt den Schweizer Pharmakonzern Novartis als viertgrößten Konzern Europas abgelöst – und das mit Produkten, die im Grunde genommen nur aus etwas Leder, Stoff und gebranntem oder gegorenem Traubensaft bestehen“ (FAZ, 6.11.2019).

Die weltgrößten Luxuskonzerne konzentrieren sich in Frankreich. Der dortige Börsenleitindex CAC-40 war Anfang 2020 zu 25 Prozent von Luxus-Unternehmen bestimmt. Ihr Aufstieg hängt zusammen mit der einmaligen Reichtumskonzentration, die wir seit zwei Jahrzehnten erleben. Bernard Arnault, Haupteigner von LVMH, rückte 2020 auf zum drittreichsten Menschen – hinter Jeff Bezos und Bill Gates.

Der dynamischste Luxus-Markt ist China. Die dort entstandene Schicht der Superreichen umfaßt mehr als 4500 Millionäre. Mit Beginn der Krise in China – vor Ausweitung des Corona-Virus – brechen die Luxus-Aktien-Kurse ein. (Infos u.a. nach Financial Times, 1.12.2019)

USA-Ökonomie

Der Nobelpreisträger für Ökonomie, Joseph Stiglitz, publizierte Ende Januar eine vernichtende Bilanz der Wirtschaftspolitik unter US-Präsident Trump. Sie unterscheidet sich stark von dem in Europa zum Thema US-Wirtschaft Veröffentlichten. Das Bruttoinlandsprodukt und der Dow Jones seien „keine guten Messgrößen“ für Wirtschaft und Bevölkerung. Der Lebensstandard sei nur bei der oberen Mittelschicht und bei den ganz Reichen gestiegen. Der „Medianlohn vollzeitbeschäftigter männlicher Arbeiter (und wer vollzeitbeschäftigt ist, ist gut dran) liegt nach wie vor mehr als drei Prozent unter dem Stand von vor vierzig Jahren“. Trotz der guten Konjunktur nähmen die USA jährlich neue Auslandskredite in Höhe von 500 Milliarden US-Dollar auf – die „Nettoverschuldung der USA ist in einem Jahr um zehn Prozent (Prozentpunkte; LP21-Red.) gestiegen“. Wichtig sei auch die Lebenserwartung, die „in den ersten beiden Trump-Jahren gefallen “ sei. Die „Mortalität von Personen im mittleren Alter“ sei auf dem „höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg“. Das überrasche nicht, da „Millionen Menschen ihren Versicherungsschutz verloren“ hätten und „der Anteil der Unversicherten in nur zwei Jahren von 10,9 auf 13,7 Prozent gestiegen“ sei. Die Zahl von „Toden aus Verzweiflung“ steige: „Verursacht werden sie durch Alkohol, Drogenüberdosen und Suizide. 2017 – dem aktuellsten Jahr, für das gute Daten vorliegen – lag die Zahl derartiger Todesfälle fast viermal so hoch wie 1999.“ (vollständig in: Handelsblatt, 31.1.2020, abrufbar unter www.handelsblatt.com)

Dresden-Raub mal anders gesehen

Peter Zingler war berufsmäßiger Einbrecher. Er bereut keine seiner Taten und verbrachte zwölf Jahre in Gefängnissen. Er hatte Glück und etablierte sich – zunächst noch im Knast – als Schriftsteller, später u.a. als Berater für den „Tatort“. Auf die Frage: „Tut es einem Juwelendieb nicht weh, diese historisch wertvollen Schmuckstücke [die aus dem „Historischen Grünen Gewölbe“ in Dresden Ende November 2019 entwendet wurden] zu zerstückeln“, antwortete Zingler: „Warum soll das weh tun? Der Schatz ist von August dem Starken. Der hat das Zeug zusammengerafft, aber doch keinen einzigen Tag anständig gearbeitet. Im Gegenteil: Der hat das Volk beschissen. Dann hat er gesagt, dass jetzt alles für uns ist und wir uns das anschauen können. Und es stimmt ja, man kann sich das angucken. Aber es gibt Leute, denen reicht das nicht. Die wollen das besitzen.“ (FAZ; 27.11.2019)

Welt-Frauen-Gratis-Arbeit

Die Hilfsorganisation Oxfam richtete sich Ende Januar mit zwei Berichten an das in Davos stattfindende Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum – WEF), diese Veranstaltung mächtiger und meist zugleich superreicher Männer. Der erste trägt den Titel „Frauen arbeiten unbezahlt. Milliardäre machen Kasse“. Der zweite ist überschrieben mit „Im Schatten der Profite. Wie die systematische Abwertung von Hausarbeit, Pflege und Fürsorge Ungleichheit schafft und vertieft“. Oxfam konstatiert u.a.: „Frauen und Mädchen leisten unbezahlte Pflege- und Fürsorgearbeit im Wert von mindestens 11 Billionen Dollar, 24mal mehr als der Umsatz der Tech-Riesen Apple, Google und Facebook zusammen.“ Es gehe da um 12 Milliarden Arbeitsstunden – tagtäglich; unentgeltlich. Das sei Ausdruck „eines Wirtschaftssystems, das vor allem für wohlhabende Männer funktioniert.“ Die entgangenen Löhne landeten meist bei Männern, weil diese mit unbezahlter Hausa rbeit im Rücken ihren Berufen und Karrieren nachgehen könnten, die ihnen entsprechende Einkommen bescherten. Oxfam fordert massive Investitionen in öffentliche Infrastruktur, die Frauen und Mädchen von unbezahlter Pflege- und Fürsorgearbeit entlasten.

Milliardärinnen

Es gibt sie. Laut jüngstem Reichtumsbericht der Schweizer Bank UBS („UBS Billionaires Report 2019“) hat sich die Zahl der Milliardärinnen 2018 erhöht – um genau eine Person. 2017 gab es laut UBS 232 Milliardärinnen. 2018 waren es 233. 2016 waren es 160. Insgesamt führt der Bericht die Zahl von 2101 Menschen mit einem Vermögen von mehr als einer Milliarde US-Dollar auf. Der Anteil der Milliardärinnen an der Gesamtzahl der Superreichen liegt damit bei 11,1 Prozent. Der Anteil der Milliardärinnen am gesamten Vermögen der Vermögendsten liegt mit 10,2 Prozent noch etwas niedriger. Interessanterweise wuchs die Zahle der Milliardärinnen keineswegs vor allem in Amerika oder Europa, sondern in Asien.

Auch im Gefängnis unterrepräsentiert

In deutschen Gefängnissen sitzen aktuell gut 50.000 Menschen hinter Gittern (2018: 50.960). Darunter befanden sich 2930 Frauen. Ihr Anteil beträgt 5,8 Prozent aller Inhaftierten. Je höher die Freiheitsstrafe, zu der verurteilt wurde, desto niedriger liegt der Anteil der Frauen.

Rabenväter

In Deutschland leben 780.000 alleinerziehende Frauen mit Kindern, die für ihre Kinder „Unterhaltsvorschuss“ beziehen. Deren Ex-Partner weigern sich, Unterhalt für ihre Kinder zu bezahlen. Der Staat springt mit Beträgen zwischen 154 und 273 Euro je Kind und Monat (je nach Alter) ein. Betroffen sind seit 2018 über eine Million Kinder bis 18 Jahren. Davor waren es deutlich weniger, da der Staat bis 2017 nur für Kinder bis zum Alter von 12 Jahren bezahlte. 2018 gab die öffentliche Hand 2,1 Milliarden Euro an „Unterhaltsvorschuss“ aus – davon der Bund 40 Prozent; den Rest brachten die Kommunen auf. 270 Millionen Euro wurden von den zahlungsunwilligen Vätern wieder eingetrieben – eine Quote von knapp 13 Prozent. Es bleibt eine Summe von mehr als 1,8 Milliarden Euro öffentlicher Gelder – zum großen Teil eine Art Subventionierung patriarchaler Strukturen. Expertinnen und Experten schätzen, dass 70 bis 80 Prozent der Väter, die nicht zahle n, ausreichend verdienen (rd. 3000 Euro brutto mtl.), um zur Zahlung herangezogen werden zu können. Es sind in der Regel die falschen, dafür unzureichend ausgestatteten Jugendämter, die für die Eintreibung verantwortlich sind. Es werden hierzulande zur Eintreibung der Gelder nicht die anwendbaren Mittel genutzt – zum Beispiel ein Führerscheinentzug (möglich seit 2017). Dieser wurde zum Beispiel in Großbritannien und Belgien mit erstaunlichen Erfolgen angewandt. (Angaben: ARD, plus minus vom 20. März 2019)

Chinas Geburtenrate

2019 sank in China die Geburtenrate auf 1,05 Prozent, den niedrigsten Stand seit Gründung der Volksrepublik. Nach Angaben des National Bureau of Statistics (Statistik-Behörde Chinas) wird 2030 die Zahl der Toten erstmals die Zahl der Neugeborenen übersteigen und die absolute Bevölkerungszahl rückläufig sein. Nach Angaben der Vereinten Nationen handelt es sich um einen weltweiten Trend: 2019 hatten 27 Länder bereits eine kleinere Bevölkerung als im Jahr 2010. Nach UN-Angaben wird dies im Jahr 2050 auf 55 Staaten zutreffen. (Angaben: UN und Financial Times vom 20.1.2020)

Weltbevölkerung; Männer-Überschuss

Der Anteil von Frauen an der Weltbevölkerung liegt bei 49,6 Prozent. Es herrscht also fast Geschlechter-Parität. Von Land zu Land gibt es große Unterschiede. Generell ist die Lebenserwartung von Frauen größer als die von Männern (massiv z.B. in Russland: durchschnittliche Lebenserwartung der Männer = 65, die der Frauen = 76 Jahre). Bei den Geburten überwiegt das männliche Geschlecht deutlich – aus Gründen, die mit natürlichen Faktoren und patriarchalen Strukturen zusammenhängen (siehe folgende Meldung). Schließlich spielt Migration eine große Rolle. Die großen Ströme der Arbeitsmigration der letzten Jahrzehnte vor allem im arabischen Raum (VAE, Saudi-Arabien, Kuwait, Omar usw.) führten zu massiven Ungleichgewichten. So kommen in den Vereinigten Arabischen Emiraten vier Männer/Jungen auf eine weibliche Person.

Unnatürliche männliche Dominanz

Wenn in einzelnen Regionen und Ländern das männliche Geschlecht deutlich stärker als im Weltdurchschnitt und als nach allgemeinen Erkenntnissen überwiegt, dann spielen Sonderfaktoren eine Rolle. Solche Strukturen gibt es beispielsweise in Indien und in China. In China kommen bei der Geburt 114 männliche Babys auf 100 Mädchen. In Indien sind es 110 zu 100. Bis Ende der 1970er Jahre gab es eine solche unterschiedliche Geschlechterstruktur nicht. Sie entwickelte sich parallel mit Geburtenkontrollen und den medizinischen Möglichkeiten einer vorgeburtlichen Feststellung des Embryo-Geschlechts. In gesellschaftlichen Strukturen mit starker patriarchalischer Vorherrschaft führte dies u.a. zu verstärkter Abtreibung weiblicher Embryos, aber auch zu Kindstötungen oder zum frühem Tod von Kleinkindern infolge unzureichender Pflege. Die in China lange Zeit praktizierte Ein-Kind-Politik mündete auch darin, dass die Geburt von Mädchen in vielen Fällen nicht gemeldet wurde. Diese Kinder tauchen dann in der Regel deutlich später (z.B. mit der Einschulung) in der Statistik auf.

„Fehlende Frauen“

Der Begriff „missing women“ wurde 1990 von der Ökonomin Amartya Sen in die wissenschaftliche Debatte eingeführt. Damit ist diejenige Zahl von Frauen gemeint, die weltweit oder in einer spezifischen Region unter natürlichen Bedingungen – ohne Wirken patriarchaler Strukturen und Praktiken – geben müsste. Sen ging damals von 100 Millionen „missing women“ aus. Bis 2015 wuchs diese Zahl auf 125 Millionen an. Dabei entfallen 65 Millionen auf China und 50 Millionen auf Indien. (Angaben: Hammah Ritchie und Max Roser, Gender Ratio, 2020, www.ourworlddata.org)

David Dufresne

Dokumentarist der Polizeigewalt in Frankreich

Allo, Monsieur David Dufresne, Sie sind freier Journalist und Gründer des Daten-Journalismus-Projekts „Allo Place Beauvau“. Das ist die Adresse des französischen Innenministeriums. Sie haben einen wichtigen Beitrag dafür geleistet, Verhältnisse, die auf dem Kopf standen, wieder auf die Füße zu stellen. Damit ist gemeint: Die Gelb-Westen wurde in Frankreich und noch stärker in Deutschland als eine gewalttätige Bewegung präsentiert. Sie begannen Ende 2018, die tatsächliche Gewalt, die Polizeigewalt, die gegen diese Bewegung eingesetzt wird, zu dokumentieren. Immer, wenn sie einen neuen Beweis für Polizeigewalt und für diesen eindeutiges Beweismaterial – Fotos, ein Video, usw. – hatten, schrieben Sie einen Tweet mit immer der gleichen Botschaft: „Allo @Place_Beauveau. Ich möchte einen Vorfall melden“. Und sie posteten den jeweiligen Beweis für eine neue Gewalttat der Polizei – mit Ort, Datum, Uhrzeit, Quelle, Doku. Anfangs dachten Sie, der Minister oder seine Leute würden der Sache nachgehen. Das war nicht der Fall. Sie dachten, das sei ein Job für ein paar Wochen. Doch es wurde ein Fulltimejob, seit 14 Monaten. Sie dokumentierten mehr als 880 solche Fälle. Aufgelistet und dokumentiert werden unter anderen zwei Tote, 325 Kopfverletzungen, 25 Verluste von Augenlicht, 5 schwerste Handverletzungen („arrachées“, auf Deutsch: „abgerissen“). Eine erschütternde Bilanz, ein wichtiger Job, wir danken.

Auf den Index

André Geicke

Frauen sehen mich an. Manche neidvoll, einige empört. Ich empfinde Bedauern für sie. Ich lasse sie stehen, gehe vorüber, weiter in Richtung auf die Herrentoilette.

Der Weg dahin ist frei, vor der Damentoilette Stau.

Im Kino, im Theater und auf Flughäfen, in Kneipen, Restaurants und auf Bahnhöfen wiederholt sich eine elende Prozedur. Freie Bahn den Männern, während die Frauen gezwungen sind, sich in zurückgehaltener Notdurft aufzureihen und sich so zu präsentieren. Und schließlich am Ziel, hinter der Kabinentür, wird das Geschäft beschwert durch Stress, den das Wissen um die draußen Anstehenden erzeugt.

Die Reihen der wartenden Frauen erscheinen wie aus einer anderen Zeit, erinnern an Bilder aus Nachkrieg oder sozialistischer Mangelwirtschaft.

Nötigkeit ist Not, und wie jede Not erzeugt sie Emotionen, Mitleid, vielleicht, auf der einen, Scham auf der anderen Seite.

Die unwürdigen Zustände finden sich auch in gepflegten Etablissements: Im Tagungshotel in der Vortragspause. In der Hamburger Elbphilharmonie, dort, am Ende eines von Hinweisschildern flankierten gewundenen Pfades durch das Stockwerk, stehen den Konzertbesucherinnen zwei Kabinen zur Verfügung. Die Kosten für den prächtigen Bau liefen aus dem Ruder, aber an diesem Ende wurde wohl gespart.

Eigentlich eine einfache Rechnung. Eine Herrentoilette verfüge, sagen wir, über zwei Kabinen und vier Urinale. Also? Sechs Kabinen für die Damentoilette. Oder, noch mal nachgedacht, besser sieben, denn die Verrichtung im Stehen braucht doch etwas weniger Zeit.

Arithmetik dürfte nach einem Architekturstudium kaum ein Problem darstellen. Sind die Baukünstler überwiegend männlich? Und verbieten sich die Herren Akademiker aus Diskretion nicht nur den Blick in die Damentoilette, sondern gar Gedanken an deren Ausstattung? Wie sieht es eigentlich in den Bauten von Zaha Hadid aus?

Oder sind die Bauherren schuld – von Baudamen hat man ja noch nichts gehört –, die, der Rendite verpflichtet, den Anstand vergessen und das andere Geschlecht systematisch kurzhalten?

Es scheint ein Rätsel zu bleiben. Wollte man aber einen Index erfinden, an dem sich der Grad der Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft ablesen ließe, das Verhältnis von vorhandenen Vorrichtungen weiblicher Erleichterung zu den männlichen Pendants wäre in hohem Maße aussagekräftig.

Clara Zetkin

Initiatorin des Internationalen Frauentags

Liebe Clara Zetkin! Das war eine gute Idee, dass Du 1911 zum Internationalen Frauentag mit den Worten aufgerufen hast: „Genossinnen! Arbeitende Frauen und Mädchen! Der 19. März ist euer Tag!“ Ihr hattet genug von der Rechtlosigkeit der Frauen. Viele tausend Frauen kamen. In Berlin berichtete die Presse: „Zahlreiche Polizeimannschaften in der Nachbarschaft der Versammlungslokale bewahrten revolvergerüstet die Stadt vor dem Umsturz der Frauen“.

Der Umsturz hat leider nicht stattgefunden. Ihr habt aber viel erreicht, das Frauenwahlrecht zum Beispiel. In den meisten Bereichen gibt es die formelle Gleichberechtigung. Die Realität sieht leider oft noch anders aus. De jure können Frauen jeden Beruf ausüben, sie verdienen jedoch immer noch 20 Prozent weniger. Sie dürfen nachts alleine auf die Straße; aber vor Gewalt sind sie nirgends sicher, schon gar nicht in der eigenen Wohnung. Dass Frauen heute in die Bundeswehr dürfen, würdest du sicher nicht als emanzipatorisch feiern. „Krieg dem Kriege“ war eine deiner wichtigsten Losungen.

Die Tradition der Frauenstreiks zum Internationalen Frauentag, die 1970 in den USA begann, 1974 von den Isländerinnen, 1991 von den Schweizerinnen und 1994 von den deutschen Frauen weitergeführt wurde, setzt sich heute in vielen Ländern am 8. März, dem Internationalen Frauenkampftag, fort. Und seit dem letzten Jahr gibt es mit den Fridays for Future sogar eine jugendliche Bewegung, die mehrheitlich von Mädchen und jungen Frauen bestimmt wird. Wir werden in Deinem Geist diesen Kampf weiterführen!