Burkhard Ilschner. Lunapark21 – Heft 25
Zentrale Veranstaltung des Bündnisses gegen den „European Maritime Day (EMD)“ wird ein mehrtägiger Fachkongress sein, der sowohl die unterschiedlichen Initiativen als auch die vielfältigen Themen, die zu einem kritischen Blick auf amtliche Meerespolitik gehören, zusammenführen soll. Ausrichter des Kongresses ist das Projekt Fair Oceans des Vereins für Internationalismus und Kommunikation (IntKom), das sich seit Jahren „für eine solidarische Politik auf See“ engagiert.[1] Das Meer, so heißt es im Selbstverständnis von Fair Oceans, ist „nicht irgendwo da draußen, kein romantischer Naturraum, sondern ein unmittelbarer Bestandteil sozialer und politischer Prozesse im Rahmen der Globalisierung“. Es gelte, „die Meere insgesamt für alle global und sozial gerecht zugänglich“ zu erhalten.
Folgerichtig beginnt und kulminiert der Fair-Oceans-Kongress mit je einer öffentlichen Podiumsdiskussion:
• Am Anfang steht die Auseinandersetzung mit den Konzepten des „blauen Wachstums“, der maritimen Ausprägung sogenannter green economy als postmodernem Ansatz kapitalistischer Ressourcengier,
• abschließend sollen die Ergebnisse des Kongresses zusammengefasst und dem EMD als Position zur „Zukunft des Meeresschutzes“ gegenübergestellt werden.[2]
14 Arbeitsgruppen sollen – jeweils paarweise – zur nötigen Klärung beitragen. Die erste Runde bestreitet zum einen die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDC mit einer Debatte über gefährdete Meeressäuger; parallel wird das Thema „Ernährung mit dem Meer“ erörtert, getragen von Slow Food, einer Initiative, deren Ziel es ist, „dass jeder Mensch Zugang zu Nahrung hat, die sein Wohlergehen sowie das der Produzenten und der Umwelt erhält“. Im zweiten Block wird der Naturschutzbund Deutschland (NABU) einen kritischen Blick auf die Industrialisierung der Meere im Zuge des massiven Offshore-Windkraft-Ausbaus werfen, während sich zeitgleich Fair Oceans und die kirchliche Organisation Brot für die Welt mit den Risiken und Chancen der Fischerei vor Westafrika auseinandersetzen.
Im dritten Arbeitsgruppen-Paar wird die Umweltstiftung WWF das Management von Meeresschutzgebieten auf hoher See erörtern, während mehrere Antirassismus- und Flüchtlingshilfe-Initiativen das Thema „Flucht über See“ behandeln.[3] Den Abschluss der Freitag-Workshops bilden das Projekt gegen Plastikmüll des Bremer Meeresschutz-Büros des BUND sowie die Auseinandersetzung mit den menschen- und umweltverachtenden Bedingungen des Abwrackens ausgedienter Schiffe vor allem in asiatischen Ländern.
Den Arbeitsgruppen-Reigen am Samstag eröffnen wiederum Fair Oceans und Brot für die Welt mit einem kritischen Blick auf „Meeresspiegelanstieg und Klimawandel“ sowie der WWF mit dem Thema „Meeresbodenbergbau“. Weil Letzteres als eklatanter Ausdruck der Ressourcengier auch im Mittelpunkt des amtlichen EMD steht, wird es dazu eine weitere Arbeitsgruppe geben, dieses Mal getragen von Fair Oceans und Brot für die Welt. Parallel dazu soll die Rolle der Weltmeere in Kunst und Medien beleuchtet werden. Die beiden abschließenden Arbeitsgruppen sind der Planung nach zum einen der Bedrohung der Korallenriffe gewidmet, zum anderen hoffen die Organisatoren, dass die Internationale Transportarbeiter-Gewerkschaft ITF es übernimmt, die Debatte des brisanten Themas „Billigflaggen und Arbeit auf See“ zu moderieren.
Dies ebenso wie andere Details der vorgestellten Planung basieren auf dem Stand von Anfang März, Änderungen und Ergänzungen sind zu erfragen bei Fair Oceans.
Anmerkungen:
[1] 15.-17. Mai im „Konsul-Hackfeld-Haus“ in Bremen; www.fair-oceans.info – Kontakt (auch für Kongressanmeldung!): Kai Kaschinski, Telefon 0152 295 17004, E-Mail fair-oceans@gmx.info
[2] Aus organisatorischen Gründen werden die Podiumsdiskussionen am Donnerstag und Freitag, die Workshops am Freitag und Sonnabend stattfinden.
[3] „Welcome to Europe“ – www.w2eu.info/ Projekt „Watch The Med“ – http://watchthemed.net/
Netzwerk „no border“ – www.noborder.org/