Kadaverentsorgung offene See

Lunapark21 – Heft 25

Tiertransporte an Land sind grausam. Jahr für Jahr werden mehr als 400 Millionen Schlachttiere auf mörderischen Viehtransporten durch Europa oder über die europäischen Grenzen hinweg gefahren. Fast ein Tier pro EU-Bürger, das vor seinem Tod qualvoll viele Stunden und oft mehrere Tage lang auf Transporten leidet. Zwischen ein und zwei Prozent der Tiere verenden noch während des Transports – also vier bis acht Millionen. Die Kadaver werden oft auf Deponien „entsorgt“.

Viehtransporte auf hoher See bringen eine Steigerung des tierischen Leidens
mit sich. Das Auf und Ab des Schiffes macht Tiere wahnsinnig vor Angst. Auch transatlantische Transporte mit lebenden Tieren finden statt. Der größte Viehtransporter ist das libanesische Schiff MV Ocean Drover. Es wurde 2002 zugelassen und hatte bis 2010 bereits mehr als 100 Seereisen zurückgelegt. Das Schiff bietet Raum für 18000 Rinder oder 75000 Schafe. Bietet Raum? Jedes Rind hat einen Quadratmeter Fläche zur Verfügung; dieselbe Fläche müssen sich drei Schafe teilen.

Im Dezember 2013 wurden an die dänische und südschwedische Küste Kadaver schwarz-weiß gefleckter Rinder gespült. Einige Tiere waren an den Beinen gefesselt, andere per Bolzenschuss getötet worden. Die Ohren abgeschnitten – um die Tiere nicht anhand der Ohrmarken identifizieren zu können. Doch warum eigentlich? Die Recherchen der Polizei vor Ort ergaben: Die Kadaver stammten von einer Fracht des Schiffes Abou Karim IV, das am 11. Dezember 2013, beladen mit 800 Kühen, in den USA abgelegt hatte. Bestimmungsort St. Petersburg, Russland. Das Schiff fuhr am Morgen des 27. Dezember bei Brunsbüttel in die Elbmündung ein und erreichte am Abend die Ostsee. In Brunsbüttel waren bereits 85 Tiere tot; weitere 11 starben während der Durchquerung des Nord-Ostsee-Kanals. Die russischen Käufer wollten natürlich keine Kadaver übernehmen. Folglich fuhr das Schiff auf die offene See. 100 Seemeilen von der Küste entfernt ist die Entsorgungstechnik „über Bord“ erlaubt. (Nach: Süddeutsche Zeitung 4.2.2014).

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