Filmreihe Afghanistan: Das verwundete Land.
Eine Empfehlung
Alles begann 2001 – so fingen viele Berichte über Afghanistan und die Niederlage gegen die Taliban an. Dabei hat es selbstverständlich gar nicht erst vor zwanzig Jahren angefangen mit den Anschlägen am 11. September 2001 und der Reaktion der USA und der NATO darauf. Sondern viel früher – wie uns die vierteilige NDR/arte-Produktion Afghanistan Das verwundete Land von 2020 eindrücklich schildert, die mit den Modernisierungsbestrebungen des afghanischen Königreiches seit 1933 beginnt.
Für alle, die sich für die Kritik der globalen Ökonomie interessieren, beginnt der Bürgerkrieg vielleicht 1973 in Kabul, als die Jungs und Mädchen mit langen Haaren, Schlaghosen und kurzen Röcken, die wir in historischen Filmaufnahmen tanzen sehen, in den Hochschulen Kabuls den Marxismus-Leninismus ausriefen. Nach dem Sturz des aufgeklärten Königs Mohammed Zahir Schah durch seinen Cousin 1973 übernahm im April 1978 die marxistisch-leninistische Demokratische Volkspartei (DVP) aus Furcht vor einem Verbot selbst die Regierung. Von Kabul aus sollte der Sozialismus durchgesetzt werden mit Landreform und Gleichberechtigung aller, mit Bodenreform und allen Einrichtungen des sowjetischen Vorbildes – insbesondere einem starken Geheimdienst, der bei den Kämpfen der Fraktionen der DVP Khalq und Parcham immer eine wichtige Rolle spielte.
Selbst die sowjetischen Berater hielten es für unmöglich, den Sozialismus durchzusetzen in einem größtenteils agrarischen Land mit schwierigen Anbaubedingungen und einer halbfeudalen Gesellschaftsordnung, die religiös gestützt war. Und sie sollten auf grauenvolle Weise Recht behalten – für die Periode der sowjetischen Intervention und selbst danach, als die von den USA finanzierten religiösen Gruppen den Kampf gegen die Kommunisten gewannen und ihn fortsetzten gegen gegnerische Gruppen und die Isaf-Truppen.
Neuerfindungen
Die Demokratische Republik nach sowjetischem Vorbild von 1978 bescherte den erstaunten Bauern Landverteilung ohne Verteilung der Wasserrechte, Gefängnis und Verfolgung für die gegnerischen Fraktionen und religiöse Gruppen. Statt die Wünsche der Gläubigen zu verwirklichen, die ihren Ausdruck in der Religion fanden, verfolgte die DVP die Gläubigen und schuf damit den Boden für eine verheerende Neuinterpretation des Islam.
Auf eine Achterbahnfahrt, die mit der Verzerrung des Sozialismus beginnt, nimmt uns die vierteilige Filmreihe und hilft, die jetzige Situation und deren Entwicklung jenseits der letzten zwanzig Jahre zu verstehen.
Das mit dem Land vertraute Team von Claire Billet (Frankreich), Mayte Carrasco (Spanien), Lucio Mollica (Italien) und Marcel Mettelsiefen (Deutsch-Ecuadorianer) hat es vermocht, Interviews mit den wichtigsten noch lebenden Protagonist:innen zu führen. Die Beteiligten erklären ihre Gedanken und Beweggründe überaus plausibel, haben aber durch ihre wohlbegründeten Handlungen – zusammengenommen und im historischen Ablauf – eine Folge von Bürgerkriegen herbeigeführt mit katastrophalen Konsequenzen für die afghanische Bevölkerung.
Sozialismus als Bescherung
Einen ersten Anstoß für die Entwicklung einer menschenverachtenden Islam-Interpretation gab die DVP, deren radikale Mehrheitsfraktion Khalq (Das Volk) und gemäßigte Minderheitsfraktion Parcham (Das Banner) sich blutig bekämpften, deren Führer stürzten und ermordeten und die Revolutionäre und die Religiösen ins Gefängnis brachten. Nachdem die Demokratische Republik ein Dutzend Mal die Sowjetunion zum Eingreifen aufgefordert hatte, marschierte die Sowjetarmee 1979 ein, um die Übertreibungen der Revolutionäre zu begrenzen. Sie wurde anfangs enthusiastisch begrüßt, weil sie Zehntausende aus den Gefängnissen befreite – beging aber den Fehler, bleiben zu wollen.
Sie blieb und nahm den Kampf gegen die religiösen Gruppen auf, weil sie glaubte, die Bevölkerung mit fremdem Fortschritt beglücken zu können, und auch, weil ein großes Interesse bestand an den Wegen vorbei an den höchsten Bergen des Himalaya in ein Land, das bereits das russische Zarenreich erkundet hatte und dessen Bodenschätze sowjetische Geologen erstmals kartierten.
Befeuerung der Religion
Es folgte ein zehnjähriger Krieg mit einer Million Opfern. Die US-Regierung nutzte den Einmarsch der Sowjetarmee, der Sowjetunion eine Niederlage „wie Vietnam“ beizubringen und rüstete die Religionskrieger mit Geld und den neuesten Waffen aus – die die Aufständischen später gegen die amerikanischen Truppen richten sollten. Durch die Lieferung von Raketen waren die Gotteskrieger der verschiedenen Fraktionen in der Lage, die sowjetischen Transporthubschrauber vom Himmel zu holen und die Besatzer in den afghanischen Bergen zu schlagen – die 1989 abziehen.
Wieder ein scheinbarer Erfolg der afghanischen Bevölkerung, die in großer Zahl den Kampf gegen die Besatzer unterstützten – aber die Helden können sich nicht einigen auf die Machtübernahme und tragen den Kampf vier Jahre um Kabul aus.
Aus diesem Krieg, der erstmals nicht nur die Bevölkerung in den Bergen, sondern auch die Stadtbewohner:innen und Mittelschichten in Kabul trifft, geht die radikalste, verrückteste, ungebildetste der Koranschulen Pakistans als Sieger hervor. Die Taliban, zu deutsch „Schüler“, marschierten am 26. September 1996 in Kabul ein und errichteten ein bizarres und brutales Regime von religiös angeleiteten Analphabeten.
Die Dokumentation zeigt, wie die verwahrlosten Krieger in Kabul Macht ausüben – sie quälen Frauen, weil sie angeblich falsch gekleidet sind und wir sehen, dass sie nur deshalb schlagen, weil sie es können und nur deshalb quälen und bevormunden, weil sie die Ausübung von Macht reizt, für die eine seltsam verzerrte Religion, die es so vorher nicht gegeben hat, den Vorwand liefert.
Rein politische Ökonomie
Eine Reihe von Interviews mit afghanischen Frauen trägt diesen Film. Sie erzählen ihre Geschichte während der Talibanherrschaft wie Nadia Ghulam, die sich als Mann verkleidete, um ihre Familie zu ernähren. Wir hören von der früheren Frauenministerin Sima Samar, wie sie als junge Frau den Kampf gegen die Sowjetarmee unterstützte und auch den Führer der Nordarmee Ahmed Schah Massud, bis der den Krieg bis in die Stadt Kabul trägt. Wir begreifen, dass ein einmal ausgelöster Bürgerkrieg alle Menschen – auch die bisher Unbeteiligten – dazu zwingt, sich zu einer der bewaffneten Banden zu bekennen und dass eine Rückkehr zu einer politisch ausgehandelten Lösung außerordentlich schwierig ist.
Eine Fortsetzung des Krieges wird auch deshalb forciert, weil die (bewaffnete) Politik Vorrang vor der Ökonomie erhält. Vergeltung, Macht-eroberung und Beute werden um so weniger verzichtbar, je mehr Opfer der Kampf verlangt – selbst wenn den Siegern nur Ruinen bleiben werden.
Auch die Opium-Ökonomie ist von politischen Interessen anderer Staaten bestimmt. Die USA und die Nato-Staaten ließen zu, dass sich die religiösen Terrorgruppen durch den Anbau von Schlaf-Mohn finanzierten, was nur zustande kommen konnte, weil sie den Zugang unter anderem zum amerikanischen Markt zuließen, auf dem illegales Opium und Heroin einen hohen Preis erzielen. Die Folge nach weiteren zwanzig Jahren Krieg – neunzig Prozent des Anbaus von Schlafmohn finden in Afghanistan statt und mindestens ein Viertel der Kämpfenden ist süchtig.
Korrupte Demokratie
Als die Isaf-Truppen der USA und der Nato nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die Taliban in kurzer Zeit aus Kabul vertrieben, weil die Taliban-Regierung Osama bin Laden und al-Qaida nicht ausliefern wollten, wiederholten sich alle Fehler vorangegangener Kämpfe.
In den Staatsbildungsprogrammen der USA und der Nato war wiederum zu viel an rein politisch motivierter Wirtschaftshilfe enthalten. Sie machten Zuwendungen und Finanzierungen abhängig von bürgerlich-demokratischen Fortschritten, trugen aber nur dazu bei, die herrschende Elite zu korrumpieren, die sich nicht mehr für ökonomische Fortschritte der Bevölkerung interessierte.
Was sollte denn die ökonomische Basis eines solchen Nation-Building sein? Was sollte die innere Ökonomie einer Gesellschaft sein, die fortwährend auf Zuwendungen nach politischen Kriterien angewiesen und zudem die Ökonomie des Krieges bedient?
Ökonomie des Krieges
Die Isaf-Truppen haben bei ihrer Aufbaumission einer demokratischen Gesellschaft sämtliche Fehler ihrer Vorgänger wiederholt. Waren anfangs die Truppen noch in der Bevölkerung unterwegs und willkommen, ließen sie sich durch Bomben-Anschläge und Hinterhalte in ihren Stützpunkten festnageln. Wie ein CIA-Mitarbeiter, ein hoher US-General und eine amerikanische Soldatin bekennen, haben Einsichtige die fatalen Folgen eines solchen Rückzuges nach rein militärischen Gesichtspunkten erkannt. Der Kontakt mit der Bevölkerung unterblieb, die Durchsuchungen nach Anschlägen wurden immer brutaler und konnten Freund und Feind nicht mehr unterscheiden, und schließlich führte eine Regierungsarmee die Kämpfe, die weitgehend auf dem Papier bestand. Bewaffnete Gruppen konnten damit rechnen, dass sie Geld nach der Anzahl ihrer Soldaten erhielten. Sie übertrieben die Zahl der angeblich vorhandenen Krieger nicht um das Doppelte oder Dreifache, sondern, so der CIA-M ann, um das Zehn- und Hundertfache – und kamen damit durch, bis diese Papierkrieger tatsächlich kämpfen sollten und keinen Grund dafür sahen, als Versorgung und Sicherheit nach dem Abzug der Isaf-Truppen ausblieben.
Was in den letzten zwanzig Jahren, ja vielleicht in den letzten vierzig Jahren sich nicht hat einstellen können, ist eine Vorstellung von einer eigenen Ökonomie des Landes, die den Kampf um Autonomie der Bevölkerung erst einen soliden Grund hätte liefern können.
Und mit solcher eigenen Ökonomie, die alle Beteiligten einbezieht und zu Herren und Damen ihrer eigenen Tätigkeit macht und nicht zu politisch genehmen Beziehern von anderswo erwirtschafteten Geldern, ist es beim gegenwärtigen Weltzustand schlecht bestellt. Das Nation-Building der westlichen Regierungen hat keine ökonomische Grundlage gehabt, die anders aussah als die Alimentation. Ein bis zwei Billionen Dollar wurden ausgegeben in zwanzig Jahren in diesem Krieg, und dieser Riesenaufwand hat noch nicht einmal eine Delle in der Entwicklung der Weltwirtschaft hinterlassen, im Gegenteil, hat die Konjunktur ein bisschen befeuert. Der Kapitalismus hat sich als so produktiv erwiesen, dass Regierungen glauben, Interessengegensätze mit Krieg verändern und mit Geld zuschütten zu können.
Boden-Schätze
Was jetzt als mögliche Option erscheint, nämlich eine größere Rolle Chinas in diesem Konflikt, stimmt auch nicht optimistisch. Die chinesische Regierung ist an stabilen Verkehrsbeziehungen in Asien interessiert und für die eigene Ökonomie an den reichen Bodenschätzen Afghanistans, für die sich erst die Briten, dann die Sowjetunion, dann die USA interessierten. Bodenschätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht wegen der damit am Fundort verbundenen Arbeit geschürft werden, sondern weil sie wegen der Seltenheit einen hohen Wert darstellen. Diesen Wert erlösen regelmäßig nicht die einheimischen Bevölkerungen, sondern diejenigen, die sich die Bodenschätze aneignen und weltweit vermarkten, und das meist mit Hilfe bestochener Eliten vor Ort.
Wenn die reichen Kupfer- und Lithiumvorkommen Afghanistans, für die sich die chinesische Regierung interessiert, in ähnlicher Weise wie bisher abgebaut werden, dann hat auch die dritte Weltmacht die Chance, eine Niederlage zu kassieren wie die Sowjetunion und die USA zuvor: wenn sie nämlich als arrogante jahrtausendalte Macht mit ähnlichem Feingefühl wie in Tibet oder bei den Uiguren vorgeht und für den Bau der Verkehrswege der Neuen Seidenstraßen und den Abbau der Bodenschätze fast ausschließlich eigene Leute einsetzt, die gegen Angriffe militärisch verteidigt werden müssen. Es fragt sich nur, ob Afghanistan diesen weiteren Krieg überstehen wird.
„Mein Land zurück“
„Ich will mein Land zurück. Ist das zu viel verlangt?“ fordert die Parlamentsabgeordnete in Kabul Shukria Barakzai am Anfang des Films. Und wir nehmen mit Trauer wahr, dass sie es nicht zurückbekommen wird und dass sie genau das weiß und wir auch – es führt nach vierzig Jahren Bürgerkrieg kein Weg zurück in die traditionale ländliche Gesellschaft, in der alle beteiligten Männer Waffen trugen, aber die Weisheit hatten, sie nicht zu benutzen, sondern der Beratung über die mühsam zu bewirtschaftenden Weidegebiete und Felder zu vertrauen. Und kein jugendlicher Gotteskrieger, der jahrtausendalte Buddha-Statuen von Bamiyan in die Luft sprengen half, wird in sein Tal zurückkehren und sagen, Großvater, übernimm du wieder die alte Herrschaft der Lebenserfahrenen – weil diese Lebenserfahrung nichts mehr nützt gegenüber einer entgrenzten Logik des Krieges.
Dreiviertel der an Zahl stark gewachsenen Bevölkerung aller Bewohner Afghanistan sind unter 25 Jahren alt. Und diejenigen, die eine Zeit des Friedens noch als Heranwachsende erlebt haben, die noch einigermaßen sicher ohne Furcht vor Gefängnis, Krieg und Willkür ihren Drachen steigen lassen konnten in den Hügeln über Kabul, sind sechzig Jahre alt und älter.
Noch so eine eklatante Niederlage des Kapitalismus und wir können den Sozialismus vergessen. Wir können eine Form des Wirtschaftens vergessen, die mit Solidarität und Internationalismus die Produktion der Mittel des Lebens bewusst organisiert. Weil die Niederlage dem Imperialismus beigebracht worden ist von der Fraktion der Gotteskrieger, die sich am respektlosesten gegenüber allen anderen erwiesen hat, die am skrupellosesten ihre Gegner in der eigenen Bevölkerung umgebracht hat, die mit der bizarrsten religiösen Begründung die Macht mit Waffengewalt eroberte und die keine Vorstellung vorbringt, welche Form von ökonomischer Beteiligung Afghanistan einigen soll, wird sie Afghanistan nicht zu einer gedeihlichen eigenen Wirtschaft verhelfen.
Wo hat es bisher schon eine Machteroberung im militärischen Kampf gegeben, deren Initiatoren bei der Vertreibung von Invasoren so wenig für die ganze Nation und für alle Einwohner des Landes sprechen wollen wie die Taliban? Wo hat es bisher einen Kampf gegen äußere Feinde gegeben, in dem so rücksichtslos und brutal die eigenen Leute getötet wurden, wenn sie eine Gegenmeinung hatten? Und wo hat es jemals eine angeblich politische Bewegung gegeben wie die „Schüler“, die mit der militärisch errungenen Macht so wenig anzufangen wussten wie sie und wochenlang nur versicherten, es werde sich nichts ändern, alles sei ruhig und das nur zu dem Zweck, möglichst viele Gelder aus dem Ausland zur Stützung ihrer Ökonomie zu beziehen?
Auf eigenartige Weise gibt die Filmreihe den Protagonisten ihre Würde zurück. Sie zeigt, dass das Unheil nicht, wie der Gründer der ersten islamistischen Partei Gulbuddin Hekmatjar behauptet, stets von außen kam, sondern dass die Beteiligten ihre Irrtümer auch selbst begangen haben. Marx schreibt im 18. Brumaire des Louis Bonaparte 1852, dass die Menschen ihre eigene Geschichte machen – aber unter vorgefundenen Umständen. Was beim ersten Mal als Tragödie erscheint, gerät in der Wiederholung zur Farce. Vermutlich hat die afghanische Gesellschaft vor mehr als vierzig Jahren gleich mit der blutigen Farce eines Sozialismusspiels begonnen und kann heute der Tragödie nicht entrinnen, weil die Resultate eines mehr als vierzig Jahre währenden Bürgerkriegs nicht zu verkraften sind.
Afghanistan. Das verwundete Land
Dokumentationsreihe in vier Teilen (jeweils 52 Minuten): Das Königreich/ Die Sowjetarmee/ Mudjahedin und Taliban/ Die NATO-Truppen. LOOKSfilm für NDR/ARTE von Claire Billet (Buch), Lucio Mollica (Buch/Producer), Mayte Carrasco (Buch/Regie), Marcel Mettelsiefen (Buch/Regie/Kamera), 2019. Erstausstrahlung arte April 2020. 57. Grimme-Preis 2021.
Afghanistan – eine kurze Chronik
1839-1842 und 1878-1880 Erster und zweiter Anglo-Afghanischer Krieg um den Einfluss in Afghanistan mit Russland. Die anglo-indischen Armeen erleiden eine Niederlage, Großbritannien beanspruchte die Außenpolitik für sich und kann mit der Durand-Linie eine Teilung der Bevölkerung, besonders der Paschtunen, zwischen Afghanistan und Pakistan durchsetzen, die nach dem dritten Krieg 1919 und der Erlangung der Unabhängigkeit Afghanistans unter dem „roten Prinzen“ Amanullah Khan beibehalten wurde.
Kampf der bolschewistischen Truppen gegen muslimische Aufstände, die mit Hilfe der Königlichen Afghanischen Armee niedergeschlagen wurden.
1933-1973 besteht eine konstitutionelle Monarchie mit Modernisierung unter Mohammed Zahir Schah mit sowjetischer und seit den 1950er Jahren amerikanischer Unterstützung.
1973 Ein Cousin des Königs Mohammed Daoud Khan stürzt nach einer Hungersnot die Monarchie und ruft die Republik aus mit staatlichen Lenkungsmaßnahmen und öffentlichen Investitionen bei Unterdrückung der Kommunisten und Islamisten.
April 1978 Aus Furcht vor einem Verbot nach Ermordung eines ihrer Führer stürzt die marxistisch-leninistische Demokratische Volkspartei (DVP) unter Nur Mohammed Taraki die Regierung. Sie hielt Afghanistan reif für den Sozialismus und ruft die Demokratische Republik aus. Die radikale Mehrheitsfraktion Khalq (Das Volk) der Paschtu sprechenden urbanen Unterschicht bekämpft blutig die gemäßigte Minderheitsfraktion Parcham (Das Banner) der vorwiegend Persisch sprechenden eher städtischen Mittelschicht. Die Reformen auf dem Lande treffen nicht nur bei den Großgrundbesitzern auf Ablehnung, die religionsfeindliche Doktrin der DVP bringt weite Schichten in Opposition.
März 1979 Meuterei in Herat unter Führung islamistischer Offiziere und Unterstützung der Mudschaheddin-Rebellen aus Pakistan durch die USA.
September 1979 Ministerpräsident Hafizullah Amin (Khalq) verdrängt Taraki aus dem Amt, der ermordet wird.
25. Dezember 1979 Nach wiederholten Aufforderungen der kommunistischen Regierung in Kabul marschiert die sowjetische Armee ein. Der KGB ermordet Amin und etabliert eine Regierung unter Babrak Karmal (Parcham).
Unterstützung der Mudschaheddin durch die USA und Saudi-Arabien mit Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes.
1986 Auf Druck der Sowjetunion wird der Leiter der Geheimpolizei, Mohammed Nadschibullah (1947-1996), neuer Parteichef und im September 1987 zum Präsidenten gewählt. Nadschibullah rückt vom Marxismus-Leninismus ab und nennt die Partei im Zuge einer nationalen Versöhnung 1988 Vaterlandspartei (Hisb-i-Watan). Gorbatschows Versuch, den Krieg ohne Niederlage zu beenden, scheitert an der Weigerung der Reagan-Regierung.
1988 Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen, der im Februar 1989 erfolgt. Die Regierung Nadschibullah kann den Mudschaheddin standhalten, bis die Sowjetunion unter Jelzin den Nachschub an Waffen und Treibstoff einstellt.
April 1992 Kampflose Besetzung Kabuls durch Mudschaheddin, deren Fraktionen dann aber einander bekämpfen und Kabul verwüsten.
1996 Der Bürgerkrieg zwischen islamistischen Gruppen endet mit dem Sieg der Taliban, die das Islamische Emirat Afghanistan begründen.
September 2001 – Der Kommandeur der Nordallianz Ahmed Schah Massud wird im Auftrag von al-Qaida ermordet.
7. Oktober 2001 – Da die Taliban die Verantwortlichen von al-Qaida nicht ausliefern, erfolgt als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September die Militärintervention der Isaf mit der Nato und führt zum raschen Sturz der Taliban.
5. Dezember 2001 Fünf-Stufen-Plan der Petersberger Konferenz in Bonn und Ernennung Hamid Karzais zum Interimspräsidenten.
2004 Verabschiedung einer Verfassung für die Islamische Republik Afghanistan durch die Loja Dschirga – Wahl von Karzai zum Präsidenten.
2014 Wahl des ehemaligen Weltbank-Ökonomen Aschraf Ghani zum Präsidenten.
2016 Friedenskonferenzen in Moskau.
2018 Formelle direkte Verhandlungen der USA mit den Taliban.
2020 Aschraf Ghani und Abdullah Abdullah erklären sich beide zu Siegern der Präsidentschaftswahlen vom 28. September 2019.
29. Februar 2020 Abkommen zwischen den Taliban und den USA über den Abzug der Truppen bis Mai 2021.
16. August 2021 Einmarsch der Taliban in Kabul. Die Regierung Ghani flieht. Am 31. August 2021 verlassen die letzten US-Soldaten das Land.