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Internationalen Frauentag am 8. März 2015 in Berlin
Gisela Notz. Lunapark21 – Heft 29

Eingeladen waren alle, die sich von den patriarchalen Strukturen eingeschränkt fühlten. Es war eine mächtige und bunte Demonstration am 8. März 2015 in Berlin. Das Bündnis Frauen*kampftag, ein breiter, heterogener Zusammenschluss aus feministischen Zusammenhängen, Jugendorganisationen, Parteien, Gewerkschaften, Verbänden und Einzelpersonen hatte dazu aufgerufen. Es begreift sich als Teil einer Gegenwehr und des Kampfes für ein selbstbestimmtes und besseres Leben: Solidarisch, kritisch und offensiv gegen die bestehenden Verhältnisse. Nicht nur aus Berlin, auch aus vielen Städten der Bundesrepublik und aus Griechenland, Spanien, Großbritannien, der Türkei und sicher noch anderen Ländern waren über 7000 Feministinnen und alle, die sich mit ihnen solidarisieren, gekommen. Vorwiegend waren es junge Menschen, aber auch Grauköpfe, die in den 1970er Jahren schon dabei waren, die am Sonntagmorgen zum Rosa-Luxemburg-Platz gekommen waren, um in einem langen Demonstrationszug zum Brandenburger Tor zu ziehen. Es war ein bunter Anblick von singenden, tanzenden, trommelnden und Transparente tragenden fröhlichen Menschen, die bei strahlendem Sonnenschein ihren Protest auf die Straße trugen. In der Friedrichstrasse kamen Flüchtlingsgruppen und ihre Unterstützerinnen hinzu. Hätten sie nicht lautstark ihre Anliegen vertreten, Reden gehalten und auf ihre Transparente gemalt, so wäre gar nicht deutlich geworden, dass das Bündnis seit zwei Jahren angetreten ist, um den 8. März zu repolitisieren, das heißt an sein ursprüngliches Anliegen als Kampftag für Frauenrechte und für den Frieden zu erinnern. Genau so wie er 1910 in Kopenhagen geplant worden war, als bereits der Erste Weltkrieg seine Schatten warf. Drohte er doch in den davorliegenden Jahren zum zweiten ‚Muttertag‘ zu mutieren, nachdem die letzten großen bundesweiten Demos aus Anlass des Frauenstreiktages von 1994 beinahe vergessen waren. Politische Arbeit kann auch Spaß machen, das wurde deutlich. Wie sagte doch die Anarchistin Emma Goldmann schon um die Jahrhundertwende: „If I can’t dance, I don’t want to be part of your revolution!“

„Wir wenden uns gegen Krieg, Aufrüstung, Militarisierung und die Instrumentalisierung von Frauenrechten“, so stand es bereits im Aufruf. Die Tatsache, dass jede dritte Frau in Europa schon Opfer von männlicher Gewalt wurde und die zu beobachtende Normalisierung von sexualisierter Gewalt und Belästigung rassistischer, trans- und homofeindliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen wollten sie nicht länger hinnehmen „Gegen Sexismus und alltägliche Gewalt“, war eine oft zu lesende Parole. Es ging aber auch gegen die neoliberale Politik und die Medien, die ein einseitiges Frauenbild der heteronormativen Kleinfamilie propagierten und gegen die Werbung, die Kinder schon im Kinderwagen mit pink und hellblau auf ihre zukünftigen Geschlechterrollen fixiert.

Flüchtlingsgruppen waren gekommen, wie die „women in exile“, sie skandalisierten die Lager und riefen: „Wir bleiben alle“. Bündnisse gegen rechts, wie VertreterInnen einer Münchener Gruppe, die sich gegen die „Besorgten Eltern“ stellten, die Lehrplänen für den Sexualkundeunterricht aus den Schulen entfernen wollen, und eine große Gruppe internationaler Frauen, sie kämpft „Gegen Rassismus,, Sexismus und Kapital“, Gewerkschaftsfrauen für „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen; egal ob hier oder in Bangladesch.
Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, das für die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, für die Vielfalt von Lebens- und Liebesformen eintritt, hatte „Weg mit § 218“ auf ihre Schilder geschrieben. Wie diese waren auch andere Parolen zu lesen, die wir aus den 1970er Jahren kennen, wie „kein Sozialismus ohne Feminismus“ oder „Feminismus für alle“.
Es war ein politischer und sichtbarer Frauenkampftag 2015! Bei der kämpferischen Abschlussrede wurde vor allem deutlich, dass es nicht darum gehen kann, feministische Aktivitäten auf einen Tag zu konzentrieren. „Jeder Tag sollte ein Frauenkampftag sein!“ rief die Rednerin. Auf die Dauer hilft ohnehin nur Power.

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