„Endlose Akkumulation?“ Die nicht bezahlten Quellen des kapitalistischen Reichtums

Aus: Lunapark21 – Heft 32

Was ist die Substanz des Werts? Wie hängen Lohnarbeit und unbezahlte Reproduktionsarbeit miteinander zusammen? Wie die Zerstörung der ökologischen Lebensgrundlagen und die kapitalistische Produktion? Der Geograph und Umwelthistoriker Jason W. Moore versucht in dem folgenden Text, marxistische, ökosozialistische und feministische Ansätze zu einer Synthese zu bringen.

Jede Zivilisation muss entscheiden, was wertvoll ist und was wertlos. Marxisten sprechen hier meist vom „Wertgesetz“. Dies ist allerdings kein Begriff, der sich ohne weiteres auf die Tagespolitik beziehen oder auf die Geschichte des Kapitalismus anwenden ließe. Er klingt möglicherweise etwas verstaubt, von den Verhältnissen überholt. Aber die marxistische Problematik des Werts ist weiterhin von großer Bedeutung für die entscheidende Frage: Wie hängen die vielfachen Krisen des Kapitalismus miteinander zusammen? Wir erleben gegenwärtig gewaltige Erschütterungen des Finanzsystems, des Klimas, der Nahrungsproduktion und der Arbeitsmärkte. Wie sollen wir auf sie reagieren?

Der erste Schritt unserer Analyse muss ein sozusagen ontologischer sein. Wir müssen die Trennung zwischen Mensch einerseits und Natur andererseits, das heilige Credo der Moderne überdenken. Natürlich hatten Kulturen schon lange zuvor zwischen der Menschheit und der übrigen Natur unterschieden, aber im Laufe des Aufstiegs des Kapitalismus geschah etwas Eigenartiges: Die Menschen waren nun nicht mehr nur „verschieden“ vom Rest der Natur, sondern in der neuen Kosmologie der Moderne standen sie gänzlich außerhalb von ihr. Die Natur schien getrennt von den Menschen zu sein, ein ihnen äußerliches Objekt.

Es ging dabei nicht nur um ein neues Verständnis der Welt, sondern auch um ihre Kontrolle. Diese Haltung hatte nämlich einen entscheidenden Vorteil: Als Objekt kann Natur verbilligt werden, und billige Natur wurde, wie wir sehen werden, zur Grundlage des neuen Wertgesetzes. Die umfassende Aneignung von Natur wurde zu einem Mittel, um die Arbeitsproduktivität innerhalb des Warensystems zu steigern. Das Ergebnis war eine historisch beispiellose Umgestaltung der Umwelt durch die Menschen. Naturräume von Südostasien über das Baltikum bis Brasilien wurden völlig umgeformt, ansässige Bevölkerungen entwurzelt und enteignet, alles im Dienst der endlosen Akkumulation des Kapitals.

Das neue Denken trennte strikt zwischen Menschheit und Natur. Aber bei dieser Einteilung handelte es sich um dehnbare, flexible Kategorien, was ebenso flexible Akkumulationsstrategien ermöglichte. Zunächst einmal umfasste „die Menschheit“ keineswegs alle Menschen. Der sich durchsetzende frühmoderne Materialismus – die „wissenschaftliche Revolution“ und all das – bestimmte einige Menschen (zahlenmäßig die meisten!) als „nicht ganz Mensch“ oder „nicht vollwertige Menschen“. Besonders galt das für Frauen.

Die Dualität von Mensch und Natur war nicht allein eine Folge der entstehenden Naturwissenschaft. Vielmehr war Wissenschaft verflochten mit imperialer Weltpolitik und der Entstehung des Kapitals. Als die Spanier im 16. Jahrhundert Peru eroberten – ein riesiges Gebiet, wesentlich größer als das Land gleichen Namens heute – da nannten sie die Indigenen naturales1. Die Debatte über die Versklavung der indigenen Bevölkerung – personifiziert in dem Dominikanermönch Bartolomé de Las Casas – beförderte die Vorstellung von „natürlichen Sklaven“. Von Anfang an war die wesentliche Unterscheidung im Kapitalismus nicht die zwischen Menschheit und Natur, sondern diejenige zwischen zwei Sphären mit fließenden Grenzen – der Sphäre der Ausbeutung innerhalb der Warenproduktion durch Lohnarbeit und der Sphäre der Aneignung, in den Worten von Maria Mies „Frauen, Natur und Kolonien“.

Ausbeutung und Aneignung

Sowohl Ausbeutung als auch Aneignung zielen auf unbezahlte Arbeitsenergie. Arbeitsenergie kann genutzt werden in der Form von Arbeitskraft, als Ware im Rahmen von Geldverhältnissen (cash nexus), aber ebenso in der Form der „Arbeit“ eines Flusses, eines Wasserfalls oder Waldes oder der sozialen Reproduktion des menschlichen Lebens.

Mein Ausgangspunkt ist hier Richard Whites treffende Beschreibung von Energie als dem Vermögen, Arbeit zu verrichten. Arbeit wiederum ist die Kraft, die auf einen Körper ausgeübt wird und die ihn in Richtung dieser Kraft vorwärtsbewegt. Wer einen großen Stein bewegt, wendet Energie auf; er leistet Arbeit. Wie viel Arbeitsenergie dabei geleistet wird, hängt davon ab, wie groß der Stein ist und wie weit er geschoben wird. „Das Gewicht und die Strömung des Wassers erzeugen die Energie, mit der Flüsse Arbeit leisten und Steine und Erde bewegen; je größer die Wassermasse und je steiler das Flussbett, umso größer ist seine potentielle Energie.“2 Whites Skizze kreist hier um die geophysische Arbeitsenergie, die ein Fluss leisten kann. Arbeitsenergie entsteht aber ebenso durch organisches Leben, durch Photosynthese, durch die Jagd auf Beute oder die Geburt von Nachkommen.

Ich gebrauche hier also den Begriff der Aneignung anders als Marx, für den Aneignen Ausbeutung durch Lohnarbeit bedeutete. „Akkumulation durch Aneignung“ fasst die Prozesse zusammen, die unbezahlte Arbeitsenergie außerhalb des Warensystems ermitteln, absichern und in den Kreislauf des Kapitals umleiten. Ein gutes Beispiel dafür sind die wissenschaftlichen, kartographischen und botanischen Umwälzungen im weiten Sinn. Bis heute entstehen immer neue Methoden und Techniken wie etwa Informationsverarbeitung, Satellitenaufnahmen oder die agrarische Biotechnologie, die diesem Zweck dienen.

Mit dem Aufstieg des Kapitalismus entstand eine neue Art, die Welt zu sehen und sich vorzustellen. Fortan konnte sie von außen betrachtet und begriffen werden, nicht mehr ausschließlich von innen. Diese Perspektive war gewaltsam. Staaten und Reiche konnten fortan riesige Gebiete, beispielsweise die beiden amerikanischen Kontinente, als Räume voll unbezahlter Arbeitsenergie betrachten, die aus ihren lokalen Beziehungen herausgelöst werden konnten. Die wilde Hast der Landvermessung und des Kartographierens entsprach der wilden Hast der Besitzbildung im weitesten Sinne: Linien wurden um bestimmte Räume gezogen, um offene Märkte für Land zu schaffen. Die Ausbreitung bürgerlicher Eigentumsformen in Nordwest-Europa und die Vermessung der beiden amerikanischen Kontinente sind viel enger miteinander verknüpft, als gemeinhin angenommen wird. Beide Entwicklungen kennzeichnen den Aufstieg einer weltweiten Praxis, in der Natur äußerlich ist, die Zeit linear und der Raum flach.

Bezahlte und unbezahlte Arbeit: Ein Unverhältnis

Seit den 1970er Jahren hat die Vermessung der Natur einen neuen Höhepunkt erlebt. Die Vermessung des Genoms und die Fortschritte der Geowissenschaften (computergestützte Geoinformationssysteme, Fernerkundung usw.) zielen, wie Timothy Luke formuliert, darauf ab „die Erde in so etwas wie ein riesiges Vorratslager zu verwandeln, das bereitsteht, um jederzeit Ressourcen zu entnehmen beziehungsweise um problemlos Abfälle zu entsorgen“.

Dieser Zugriff zielt aber nicht nur auf die Erde, sondern auch auf die unbezahlte menschliche Arbeit. Im Kapitalismus verläuft die entscheidende Grenze zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit – nicht zwischen menschlicher und nicht-menschlicher Natur. Diese Grenze zu verwalten, gehört zu den grundlegenden Aufgaben des Kapitals. Warum? Weil die steigende Produktivität der Arbeit nur möglich ist, wenn die Aneignung der unbezahlten Arbeitsenergie überproportional ansteigt. Die großen Revolutionen der Energieträger – Kohle, später Erdöl – sind dafür ein hinreichender Beleg. Die eindrucksvollen Sprünge der Arbeitsproduktivität waren nur möglich wegen der noch eindrucksvolleren Fortschritte bei der Aneignung billiger Energie.

Diese Unverhältnismäßigkeit betrifft aber nicht lediglich Energie im herkömmlichen Sinn. Dasselbe Muster zeigt sich auch in der langen Geschichte der Enteignung. Alle industriellen Revolutionen bis heute waren auf akkumulierte unbezahlte Arbeit angewiesen, nämlich in der Form der Arbeitsmigration. Sie vernutzten produktive Erwachsene, die in bäuerlichen Gesellschaften aufgewachsen waren, die relativ unabhängig vom Wertgesetz funktionierten – und die daher „billig“ für das Kapital waren.

So betrachtet wird Wert von Menschen im Verbund mit dem Rest der Natur produziert. Wert auf diese Art zu begreifen, bedeutet, die Aneignung von billiger Natur und die Ausbeutung der Ware Arbeitskraft in ihrer Verbundenheit zu betrachten.

Gesellschaftlich notwendige unbezahlte Arbeitszeit

Welche Schlussfolgerungen erlaubt nun diese Perspektive? Sie ermöglicht uns, einige der Rätsel zu lösen, die sich hinsichtlich der Dynamik des Kapitalismus stellen. Wir können den Kapitalismus als eine Abfolge bestimmter Konfigurationen begreifen, in denen sich die Ausbeutung von Arbeitskraft und die Aneignung billiger Natur in jeweils besonderer Art verbinden. Ihr zugrunde liegt eine Dialektik von bezahlter und unbezahlter Arbeit, die nach einer überproportionalen Ausdehnung der Aneignung im Verhältnis zur Ausbeutung verlangt. Die vielzitierten Schätzungen über den Beitrag der unbezahlten Arbeit und dem Rest der Natur („Ökosystemleistungen“) zur Akkumulation machen diesen Sachverhalt deutlich. Quantitative Berechnungen der unbezahlten Arbeit – die überwiegend von Frauen geleistet wird – liegen zwischen 70 und 80 Prozent des globalen Sozialprodukts, die der Ökosystemleistungen zwischen 70 und 250 Prozent. Dieses Verhältnis wird selten bedacht, die Rolle dieser Beiträge in den langen Wellen der Akkumulation selten berücksichtigt – was jedoch die Voraussetzung dafür ist, dass manche Arbeit Wert erzeugt und andere Arbeit nicht wertgeschätzt wird.

Unbezahlte Arbeit steht außerhalb der Wertform (der Ware). Sie selbst erzeugt keinen Wert (hier irren Silvia Federici und Selma James). Und doch – und dies ist eine sehr gewichtige Einschränkung! – ist abstrakte Arbeit nur möglich durch unbezahlte Arbeit. Das Wertverhältnis umfasst sozusagen bezahlte und unbezahlte Arbeit. Die kapitalistische Verwertung wird aufrechterhalten durch zweifache Revolutionen – miteinander verknüpfte Umwälzungen der Produktionsbedingungen und der Reproduktionsbedingungen. Diese doppelten Revolutionen verlaufen wellenförmig, ihre jeweiligen Voraussetzungen sind ausreichend große Massen bisher nicht in die Warenform verwandelte Natur.

So erklärt sich die anhaltende Eroberung der noch verbliebenen Grenzgebiete des Planeten3, beispielsweise die Enteignungen im Globalen Süden, die sehr deutlich entlang Geschlechtergrenzen verlaufen. Erobert werden ebenso neue Ressourcen unbezahlter menschlicher Arbeit wie unbezahlte nicht-menschliche Arbeit, etwa in Form von Energieträgern. In diesen doppelten Revolutionen der Produktions- und Reproduktionsbedingungen ist die historische Voraussetzung für die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit gesellschaftlich notwendige unbezahlte Arbeit. Die unbewertete Arbeit ist der „immanente Gegensatz“ (Marx) innerhalb der verallgemeinerten Warenproduktion und des Warentauschs. Die Globalisierung der Warenform in immer neue, zu erobernde Grenzgebiete „arbeitet“ dem Kapital zu, indem sie neue Räume kostenloser Arbeitsenergie eröffnet: billige Arbeitskraft, Nahrungsmittel, Energie und Rohstoffe.

Billige Natur und Krisendynamik

Solche Grenzgebiete sind nicht einfach leere Räume, sondern sie werden von Kapitalisten und Staaten hergestellt. Sie sind notwendig, weil ohne Grenzgebiete voller billiger Natur die Produktionskosten steigen und die Akkumulationsrate sinkt. Sollen Krisen vermieden werden, muss die Aneignung billiger Natur schneller vonstatten gehen als die Akkumulation des Kapitals. Ohne eine verhältnismäßig größere Aneignung unbezahlter Arbeit verwandelt sich das akkumulierte Kapital schnell in überakkumuliertes Kapital. Die langfristige weltweite Ausdehnung war notwendig für den Kapitalismus, denn nur so konnte er erfolgreich menschliche und nicht-menschliche Natur als Quelle unbezahlter oder nahezu unbezahlter Arbeit einspannen – bis heute. Die Grenzen des Warentauschs waren in der Moderne so geschichtsträchtig, weil sie die Zone der Aneignung schneller ausweiteten als die Zone der Verwertung. Marx wies auf diese entscheidende Dialektik hin, als er über den Arbeitstag bemerkte, die „industrielle Pathologie“ könne überwunden werden, indem körperlich unversehrte Menschen dem Weltproletariat hinzugefügt werden.4 Kurz, der Kapitalismus hat nicht einfach nur Grenzgebiete, er wäre vielmehr undenkbar ohne diese Grenzgebiete.

Die kapitalistischen Strategien der Krisenbewältigung seit den 1970er Jahren zeugen allerdings von einer tiefgreifenden Veränderung. Denn Investitionen waren profitabel, weil es bisher immer wieder neue Grenzgebiete voll billiger Natur gab, etwa die amerikanischen Kontinente im 16. Jahrhundert oder Kohle im 19. Jahrhundert. Heute gibt es aber keine „horizontalen Grenzgebiete“ mehr, die sich erobern ließen wie Indien und Afrika im 19. und 20. Jahrhundert. Es gibt aber auch keine „vertikalen Grenzgebiete“ mehr wie Kohle und Öl, die seit dem 19. Jahrhundert den Energieverbrauch günstig und die Arbeitskraft produktiver machten. Neue Energiequellen wie Alberta-Teersand sind teuer, nicht billig. Sogar billige Arbeit könnte knapp werden, wie steigende Herstellungskosten in China nahelegen.

Abstrakte soziale Natur

Fassen wir zusammen: Es genügt nicht, abstrakte gesellschaftliche Arbeit (als Substanz des Werts) als ein „ökonomisches“ Phänomen zu beschreiben. Obwohl dies entscheidend bleibt, müssen wir weitergehen. In meiner Interpretation ist abstrakte gesellschaftliche Arbeit der ökonomische Ausdruck des Wertgesetzes, das aber ohne die Aneignung billiger Natur nicht funktionieren könnte.

Um nicht missverstanden zu werden: Nicht ich, sondern das Kapital mindert unbezahlte menschliche Arbeit zu einer Naturtatsache herab, besonders solche innerhalb der sozialen Reproduktion.

Woher rührt die Zentralität der unbezahlten Arbeit? Die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit beruht auf einer sich fortwährend wandelnden Balance von unbezahlter menschlicher und nicht-menschlicher Natur. Diese Arbeit formt und erneuert sich nur innerhalb und durch das Netz des Lebens. Wenn das Kapital steigende Produktionskosten verhindern will, muss die Aneignung billiger menschlicher und nicht-menschlicher Natur durch außer-ökonomische Maßnahmen und Verfahren abgesichert werden. Das Funktionieren des Wertgesetzes kann keineswegs aus der Tatsache der abstrakten gesellschaftlichen Arbeit allein erklärt werden. Ohne die neuen Methoden, Raum zu vermessen, Zeit zu kontrollieren und eine vermeintlich äußerliche Natur zu katalogisieren, wären die epochalen Umformungen der Landschaften durch das Kapital undenkbar gewesen.

Damit meine ich nicht lediglich die wiederkehrenden Wellen einer ursprünglichen Akkumulation, die wir mittlerweile als zyklisch wiederkehrende Erscheinung in der kapitalistischen Geschichte erkannt haben. Zwischen der „erweiterten Reproduktion“ und der „Akkumulation durch Enteignung“ liegen jene Wissensformen und die mit ihnen verbundene Praktiken der Vermessung, Quantifizierung und Definition der Natur zum Zweck der Kapitalakkumulation, die ich als „Akkumulation durch Aneignung“ bezeichne und die eine „abstrakte soziale Natur“ erzeugen.

Wir haben es also mit einer Dreieinigkeit aus abstrakter gesellschaftlicher Arbeit, abstrakter sozialer Natur und primitiver Akkumulation zu tun.

Gemeinsam bilden sie den Kern des kapitalistischen Weltverhältnisses. Diese unheilige Dreieinigkeit zielt darauf ab, billige Natur herzustellen, die Sphäre der Aneignung auszuweiten und Arbeit, Nahrung, Energie und Rohstoffe schneller zu verbilligen als die Akkumulation von Surplus-Kapital durch die Ausbeutung von Arbeitskraft.

Dies ist nötig, weil eine steigende Ausbeutungsrate der Arbeitskraft (innerhalb des Warensystems) dazu tendiert, die lebenserzeugenden Kapazitäten zu erschöpfen, die in die unmittelbare Erzeugung des Werts eingehen. Dem Kapital ist Cartesianische Trennung von Natur und Gesellschaft einerlei – es verbraucht beides. Wie Marx schreibt: „Das Kapital fragt nicht nach der Lebensdauer der Arbeitskraft. Was es interessiert, ist einzig und allein das Maximum von Arbeitskraft, das in einem Arbeitstag flüssig gemacht werden kann. Es erreicht dies Ziel durch Verkürzung der Dauer der Arbeitskraft, wie ein habgieriger Landwirt gesteigerten Bodenertrag durch Beraubung der Bodenfruchtbarkeit erreicht.“5

Nun erschließen sich die Zusammenhänge: Wertverhältnisse umfassen eine doppelte Bewegung der Ausbeutung und Aneignung. Innerhalb des Warensystems ist Ausbeutung von Arbeitskraft bestimmend, aber diese dominante Rolle ist nur so weit möglich, als die Aneignung unbezahlter Arbeit der Tendenz zur Erschöpfung der Arbeitskraft entgegenwirkt.

Jason Moore lehrt an der Binghampton University (USA) [jwmoore@binghamton.edu] und koordiniert das World-Ecology Research Network. Sein Buch Capitalism in the Web of Life ist dieses Jahr bei Verso erschienen. Übersetzung: Matthias Becker.

Anmerkungen:

1 Ein Ausdruck, der auch für Bodenschätze benutzt wird; W.B.

2 Vergleiche Richard White (1995) The Organic Machine: The Remaking of the Columbia River. New York: Hill and Wang. Eigene Übersetzung.

3 Jason Moore spricht hier von frontiers, M.B.

4 Marx benutzt diesen Ausdruck im ersten Band des „Kapitals“, um die Schädigung der Arbeitskraft durch die kapitalistische Produktion zu beschreiben (vgl. MEW 23, Seite 384 ff.). MB.

5 Marx, MEW 23, Seite 281.

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