quartalslüge IV/MMXIX

„Der Anstieg des Ölpreises nach dem Anschlag in Saudi Arabien gefährdet die Weltwirtschaft. Die Attacke stellte einen Angriff auf die Weltenergieversorgung dar.“

Der Anschlag auf zwei zentrale Ölverarbeitungsanlagen des saudischen Ölförderers Saudi Aramco am 14. September 2019 hat angeblich einen „Ölpreis-Schock“ ausgelöst. So, im Wortlaut identisch, die beiden Tageszeitungen „Die Welt“ und das „Handelsblatt“. Die „Börsen-Zeitung“ schlagzeilte: „Ölmarkt im Schockzustand“.

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Heft 47 China & die Krise

Liebe Leserin, lieber Leser,

erneut ist die Weltökonomie Thema in diesem Heft. Zuletzt hatten wir in Nummer 44, vor drei Ausgaben, das LP2-Spezial dem Thema Weltökonomie gewidmet. Da haben wir die ersten Krisenboten beschrieben. In diesem Heft wird die Analyse weiterentwickelt – und dabei ein Schwerpunkt auf die wirtschaftliche Situation in China gelegt. Es lag nahe, in diesem Zusammenhang die Massenbewegung für Demokratie in Hongkong zu würdigen. Selbstverständlich ist dabei für eine „Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie“ wieder der Blick auf die Ökonomie. Und während hierzulande die Hongkong-Bewegung als eine westlich orientierte und geschlossene dargestellt wird, berichtet unser Autor Simon Cheung von der Gruppe „Socialist Action“ in Hongkong, wie die Top-Banker und Super-Reichen in Hongkong brav und in öffentlichen Erklärungen die Marionetten- Regierung in der Stadt und das Regime in Peking unterstützen. Ebenso wie die deutsche Kanzlerin bei ihrem jüngsten China-Besuch im September die dort Mächtigen unterstützte, ebenso wie Siemens, VW & Daimler in China nach neuen Aufträgen gieren und ebenso wie die westlichen Regierenden und die Konzern- und Bank-Chefs die Augen zudrücken vor der flächendeckenden Missachtung der Menschenrechte, vor der Masseninhaftierung von Hundertausenden Uiguren und vor der Gefahr einer militärischen Niederschlagung der Protestierenden durch die chinesische Armee (sollte es zu einem solchen Eingreifen der Volksarmee kommen, werden natürlich Hektoliter an Krokodilstränen vergossen werden). Richtig: Diese Positionen sind in der Linken umstritten. Werner Rügemer (siehe Seite 38ff) ist da ziemlich anderer Meinung. Daher in dem LP21-Spezial eine Debatte zum Charakter der Volksrepublik China.

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Nach dem Frauenstreik die Frauenwahl

Zu den Parlamentswahlen in der Schweiz

Im Jahr 2019 ist in der Schweiz so viel in Bewegung geraten, wie schon seit langem nicht mehr. Herausragend ist der Frauenstreik vom 14. Juni, der nach den ersten Frauenstreikaktionen im Jahr 1991, nun bereits ein zweiten Mal stattfand und der ebenso Geschichte schrieb und diese zugleich fortsetzte. Ein weiteres Datum, das nicht so schnell vergessen sein wird, ist der 20. Oktober 2019: Wahltag für das eidgenössische Parlament, für den Nationalrat (grosse Kammer) und den Ständerat (kleine Kammer).

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Maschinen für Rosinen

Die andere Seite der “Berlin-Blockade”

Im vorigen Monat wurde in Deutschland und besonders in Berlin mit großem Aufwand der siebzigste Jahrestag des Endes der sogenannten Berlin-Blockade gefeiert. Für die heute wieder über ganz Deutschland Herrschenden wahrlich ein Anlass zu freudiger Erinnerung, denn damit ging „die erste Schlacht des Kalten Krieges” (Egon Bahr) für die Sowjetunion verloren. In der Feierlaune wurden allerdings wesentliche Vorgänge entweder gänzlich ignoriert oder völlig verzerrt dargestellt. Hier ist einiges nachzutragen und richtigzustellen.

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Von der Verkehrswende zur Verkehrsrevolution

Klaus Gietinger: Vollbremsung. Warum das Auto keine Zukunft hat und wir trotzdem weiterkommen. Frankfurt 2019 (Westend Verlag)

Klaus Gietinger, Filmemacher, Autor und Aktivist, war lange Zeit mit wenigen anderen ein einsamer Rufer, der die Verheerungen des Autowahns anprangert. („Totalschaden“, „99 Crashes“). In dieser Rolle war er ein gern gesehener Exot in den Talkshows, dessen Thesen und Positionen man entweder ironisch lächelnd oder entsetzt ungläubig zur Kenntnis genommen hat. Richtig ernst ist er vom Expertenkartell ums Auto herum nicht genommen worden. Das könnte sich nun ändern, der Exot ist dabei, vom belächelten Außenseiter zur Speerspitze einer Bewegung, die er „De-Karre-sierung“ bzw. „De-Carisierung“ nennt, zu werden. Die Zeitläufte hierfür sind günstig und Gietinger nimmt sie zum Anlass, seine Autokritik zu aktualisieren und zu verschärfen.

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Das Auto muss weg

(Auszug aus Gietingers Buch)

Die »Verkehrswende« ist in aller Munde. Doch hat jemand was zu sagen, benutzt er das Wort nur als leere Worthülse, als Blabla. Während Schülerinnen weltweit auf die Straße gehen, an den »Fridays for Future«, von der protestantischen Physikerin Merkel gelobt, von der katholischen, deutschnationalen Kramp-Karrenbauer und dem katholischen Ex-Maoisten Kretschmann verhöhnt, sich Diesel- und Klimagate aber nicht verdrängen lassen, peitscht die gleiche Frau Merkel als Bundeskanzlerin Gesetze durch den Bundestag, die Grenzwerte entwerten und sorgt dafür, dass europaweit alles aufgeweicht wird, was die Autolobby, das Drogenkartell, aufgeweicht haben möchte. Und die CDU droht gemeingefährlich denen, die ihren Finger auf die Wunde legen wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit der Entziehung der Gemeinnützigkeit. Gleichzeitig findet der aktuelle Verkehrsminister Lungenärzte mit Rechenschwäche, die von Dermatologie keine Ahnung haben, erklärt, ein Tempolimit auf der Autobahn sei »gegen den gesunden Menschenverstand« und bietet als Mobilitätsalternative das autonome Flugtaxi an. Und wie praktisch jeder Politiker seit 60 Jahren blinkt er links, labert von mehr öffentlichem Verkehr, biegt aber dann rechts ab, fährt und fördert das Auto und kriecht dem Autokartell in den Auspuff. Doch die Zeit ist reif. Das Auto ist eine Massenvernichtungswaffe, es tötet jährlich Millionen Menschen, zerstört die Umwelt und die Atmosphäre und entwickelt sich zum Klimakiller Nr. 1. Schuld daran ist eine allmächtige Autoindustrie, die die Welt mit immer mehr Kfz zumüllt.

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Golf von Mexiko

Daten

Fläche: 1.550.000 Quadratkilometer

Größte Wassertiefe: 4375 Meter

Angrenzende Landmassen: USA, Mexiko, Kuba

Zuflüsse: Mississippi River, Rio Grande, Yucatánstraße

Wassertemperatur Winter: 25 Grad

Wassertemperatur Sommer: 30 Grad

Anzahl Bohrinseln: Hunderte

Große Ölplattform-Havarien: 3. Juni 1979, 16. September 2004, 20. April 2010

Weiteres beachtenswertes Umweltdesaster: Eine 23.000 Quadratkilometer große Todeszone im Wasser.

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Wir können uns unsere Gesundheit nicht abkaufen lassen!

Ein politisches Leben für menschenwürdige Arbeits- und Lebensverhältnisse

Ein Interview

Wolfgang Hien ist gewerkschaftlicher Aktivist und hat sich während eines halben Jahrhunderts für Gesundheit in der Arbeitswelt eingesetzt.

Lunapark21: Wie kamst Du dazu, Dich gerade für die gesundheitlichen Belange von Beschäftigten zu engagieren?

Wolfgang Hien: Ich begann im April 1965 meine Laborantenlehre in der BASF Ludwigshafen, in einem Großlabor inmitten einer riesigen Chemiefabrik. Ich war gerade 16 geworden, man steckte mich in einen Blaumann, und dann wurde ich erst einmal viele Monate für Putz- und Hilfsarbeiten eingesetzt.

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Klima & Kapital

Sitzstreik Schüler

Oder: Notwendig ist eine Weltjugendrevolte gegen die drohende Klimakatastrophe

Liebe Schülerinnen, liebe Schüler,

eine Vorbemerkung vorweg: Als ich begann, mich politisch zu engagieren und – so wie ihr heute – für eine andere, für eine solidarische Welt zu kämpfen, da war ich zwei oder drei Jahr älter als ihr hier auf dem Platz. Damals, 1967/68, gab es auch eine weltweite Jugendbewegung, auch „Studentenrevolte“ und „Jugendrevolte“ genannt. Damals engagierten sich Millionen auf der Welt – in den USA, in Japan, in Westuropa, in einigen Ländern von Osteuropa, in Köln, Frankfurt und Westberlin, in Salzburg, Innsbruck und Wien gegen den Krieg in Vietnam. Die damalige Jugendrevolte hat positive Auswirkungen bis heute. Danach gab es viele Bewegungen, für die wir, die „68er“, sich engagierten. Oft war es aber so, dass die, die nun auf die Straßen gingen und Plätze besetzten, immer älter wurden. Doch wir sagten immer: Notwendig ist eine neue Jugendrevolte. Die jungen Menschen müssen für ihre Zukunft und für ihre Interessen selbst eintreten – nur dann gibt es die Chance, dass sich etwas grundsätzlich zum Positiven verändert.

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Wir streiken, weil wir genug haben!

Rede von Tamara Funiciello, Präsidentin von JUSO Schweiz beim Frauenstreik auf dem Bundesplatz in Bern als Vertreterin der Frauenstreikkoordination Bern

Ich war zehn, als ich lernte, dass Buben halt so sind.

Wir waren in der Badi. Wir haben gespielt. Da kam ein Bub, hat an meinem Bikini gezogen. Ich hab mich gewehrt, aber er war grösser. Die anderen lachten. Meine Lehrerin meinte «Das sind halt Buben. Die wollen doch nur deine Aufmerksamkeit. Nimm es als Kompliment.»

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