Der Ölpreis steigt – gut so

Von seinem Tiefpunkt der letzten Jahre von knapp über 40 US-$ je Barrel (Referenzsorte Brent) pendelt der Ölpreis jetzt um die 60 US-$ in Richtung 65 US-$. Er ist damit zwar noch weit von seinem Rekordpreis von 146 US-$ in 2008 entfernt, hat sich jedoch tendenziell stabilisiert. Hierzu tragen die Absprachen der Ölförder-Länder bei, die ihre Vereinbarung zur Drosselung der Förderung gerade verlängert haben.

Das Interesse der Ölförderländer an einer Preissteigerung ist offensichtlich; z.B. benötigt Saudi-Arabien einen Ölpreis von 104 US-$ je Barrel, Nigeria einen von 123, Venezuela einen von 118, Russland einen von 105, um ihre Haushalte im Gleichgewicht zu halten. Gelingt es nicht, diese Preise zu erzielen und auch bei 65 US-§ / Barrel sind diese Länder weit davon entfernt, führt dies zu Chaos und absoluter Krise, wie in Venezuela, zu Einschränkungen für die Bevölkerung, wie in Russland oder zur Notwendigkeit Devisen-Reserven aufzubrauchen, wie in Saudi-Arabien. Neben diesen Ländern haben natürlich auch die großen Ölkonzerne ein Interesse daran, dass die Preise und damit ihre Profite steigen. Gleiches gilt für die USA und ihre Fracking Industrie.

 

Ein hoher Ölpreis ist aber auch gut für den Planeten und den Kampf gegen den Klimawandel. Zum einen sind die Öl-Vorräte endlich. Auch wenn diese Diskussion (peak-oil) etwas in den Hintergrund getreten ist, ist klar, dass die Öl-Reserven endlich sind, egal, ob sie in 50, 100 oder 500 Jahren (alles winzige Zeitspannen) aufgebraucht sind. Jedem/r sollte klar sein, dass es unvertretbar ist, einen Rohstoff wie Öl schlicht zu verbrennen. Heute liegt der Anteil von Öl am Welt-Primärenergie-Verbrauch bei ca. 35 %, die Prognosen für 2030 gehen vom gleichen Anteil bei insgesamt steigendem Energieverbrauch aus. Hinzu kommen die Prozentsätze für Gas von 21 % mit steigender Tendenz Richtung 25 % für 2030.

Solange die Preise nicht radikal steigen oder die Regierungen nicht massiv eingreifen und, etwa durch Steuern, den Öl-Preis erhöhen und damit den Öl-Verbrauch begrenzen, wird der Anteil regenerativer Energien am Gesamt-Energie-Verbrauch nicht schnell steigen. Selbst bei der Stromerzeugung machen regenerative Energien nur gut 8 % aus (hinzukommen ca. 16 % aus Wasserkraft). Der größte Teil des Stroms kommt nach wie vor aus konventionellen Kraftwerken. Damit fahren dann natürlich auch die Elektro-Autos. Beim Gesamt(Primär-)Energieverbrauch sieht es wie folgt aus: 78,4 % fallen auf die Verbrennung fossiler Energieträger, 2,6 % auf Kernenergie, 10 % auf alternative Energien (Wasserkraft eingeschlossen) und 9 % auf die traditionelle Nutzung von Biomasse.

Von einer wirklichen Umstellung des Weltenergieverbrauchs auf regenerative Energie sind wir also weit entfernt.

Soll das Klima-Erwärmungs-Ziel von maximal zwei Grad Erwärmung jedoch erreicht werden, müsste der Verbrauch an fossilen Energie-Trägern nahezu halbiert werden. Weder die Länder deren Wirtschaftsmodell auf dem Extraktivismus von Erdöl und Erdgas besteht, werden hierzu bereit sein, außer die Preise verdoppeln oder verdreifachen sich, noch die multinationalen Öl- und Gaskonzerne werden hieran ein Interesse haben, da ihnen bei diesem Szenarium Einnahmen von 22 Billionen US-$ für die nächsten 25 Jahre entgehen würden (Economist 26.11.2016).

Nur mit massiven staatlichen Eingriffen oder massiven Verhaltensänderungen der VerbraucherInnen, etwa bei steigenden Preisen, kann eine wirklich Trendwende erreicht werden.

 

Thomas Fruth ist Mitglied der Redaktion von Lunapark21

Mehr lesen:

Öl, Plastik & Meer Winfried Wolf. Lunapark21 - Heft 25 Seit 110 Jahren ist Öl die wesentliche stoffliche Triebkraft im Kapitalismus. Das hat auf zweierlei Weise enorm...
Die Industrialisierung – der anderen. Der Ressourcenreichtum untergräbt Südamerikas Natur und das Ve... Aus: LunaPark21 – Heft 18 Ein neues Wort geht um in Lateinamerika – der „Extractivismo“. Selbst die Real Academia Española, die Königliche Spanisch...
spezial >> Neue & alte Jagd nach Rohstoffen Aus: LunaPark21 – Heft 18 Rohstoffjagd und Kapitalismus? Dabei denkt man kaum an klassische Rohstoffe wie Kohle, Erz, Nickel, Gold und Silber, nach...
Lasst es sein! „Europäischer Tag der Meere“ 2014 in Bremen zelebriert die Jagd auf die Ressourcen Burkhard Ilschner. Lunapark21 - Heft 25 Im Oktober 1984 sanktio...
Aktivitäten zum European Maritime Day Burkhard Ilschner. Lunapark21 - Heft 25 Zentrale Veranstaltung des Bündnisses gegen den „European Maritime Day (EMD)“ wird ein mehrtägiger Fachkong...